ex:SED-Vorsitzender Gregor Gysi eröffnet den neuen 21. Deutschen Bundestag heute am 25.03.2025 mit einer 37-minütigen Parlamentsrede
CDU-Abgeordneter protestiert gegen Gysis Vergangenheit
Veröffentlicht am 25.03.2025 - 10:50 h - SD-plus
Stiller Protest eines Christdemokraten: Dass mit Gregor Gysi ein Vertreter der Linkspartei den Bundestag eröffnen darf, scheint dem CDU-Abgeordneten Sepp Müller zu missfallen. Er hat während dessen Rede ein Buch vor sich und tut so, als läse er darin.
Es ist das Buch „Die Täter sind unter uns: Über das Schönreden der SED-Diktatur", geschrieben vom Historiker Hubertus Knabe. Dieser hatte erst vor fünf Tagen auf der Plattform X geschrieben, es sei ein „Treppenwitz der Geschichte", dass ein Mann, „der jahrzehntelang die Bundesrepublik bekämpft hat", nun deren Bundestag eröffnen dürfe.
Vor der Eröffnungsrede Gysis gibt es eine Geschäftsordnungsdebatte.
Die AfD kritisiert die Regel, dass nicht das älteste Mitglied die Rede hält. Das wäre AfD-Politiker Alexander Gauland gewesen. So war es jedoch nur bis 2017 üblich. Seitdem fällt die Aufgabe dem Mitglied zu, das die meisten Jahre im Parlament vorweisen kann - und das ist diesmal Gysi. Die anderen Parteien verteidigen die bestehende Regel. Bei der Abstimmung zur Änderung der Geschäftsordnung scheitert die AfD-Fraktion.
AfD kritisiert Wahl zu Stellvertreter von Bundestagspräsidentin

Der AfD-Abgeordnete Stephan Brandner hat Kritik an der Wahl der
Stellvertreterinnen und Stellvertreter der künftigen
Bundestagspräsidentin geäußert. Der AfD-Kandidat Gerold Otten
werde "wahrscheinlich wieder aus ideologischen Gründen und Einknicken vor
der rot-grünen Mischpoke" abgelehnt, sagte er. Gysi rief Brandner daraufhin
dazu auf, sich in der Ausdrucksweise zu mäßigen.
Die voraussichtliche Präsidentin Julia Klöckner (CDU) wird nach ihrer Wahl einzeln über ihre Stellvertreterinnen und Stellvertreter abstimmen lassen. Deren Zahl ist nicht vorgeschrieben, die Geschäftsordnung sieht aber aus jeder Fraktion mindestens einen Vizepräsidenten oder eine -präsidentin vor. Die AfD scheiterte bisher 26 Mal mit ihren Kandidierenden.
CDU-Abgeordneter liest während Gysi-Rede Buch des Linken-Kritikers Hubertus Knabe
Der CDU-Abgeordnete Sepp Müller aus Dessau-Wittenberg hat während der Rede von Alterspräsident Gregor Gysi das Buch: „Die Täter sind unter uns: Über das Schönreden der SED-Diktatur", vom ehemalige Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, gelesen. In dem Buch, das im Jahr 2007 erschien, analysiert der Linken-Kritiker Knabe den angeblichen Prozess der Verklärung der DDR.Gysi fasst sich kurz
Gregor Gysi hatte sich auf seine Rede als Alterspräsident unter anderem gefreut, da sie keiner Redezeitbegrenzung unterliegt. Er hatte versprochen, sich auf 30 Minuten zu begrenzen. Tatsächlich hielt er das fast ein - rund 37 Minuten sprach der dienstälteste Abgeordnete des Parlaments zu Beginn der Sitzung.
Grüne, die auf Bildschirme starren
Während der Rede von Alterspräsident Gregor Gysi sitzt Claudia Roth teilweise mit dem Rücken zum Pult und scherzt mit einem Abgeordneten in rosa Anzug hinter ihr. Eine Parteikollegin klappt während der Rede ihren Laptop auf und liest Chatnachrichten. Überhaupt hängen an diesem Vormittag überraschend viele Grüne immer wieder an ihren Handys: Katharina Dröge, Felix Banaszak, Robert Habeck, Katrin Göring-Eckardt.
Gysi schlägt Feiertag am 8. Mai vor
Alterspräsident Gregor Gysi fordert gegen Ende seiner Rede auch die Erinnerung an die Befreiung Deutschlands vom Faschismus. "In diesem Jahr begehen wir den 80. Jahrestag der Befreiung von der Hitler-Diktatur und der Beendigung des Zweiten Weltkrieges", sagte Gysi. "Richard von Weizsäcker hat als Bundespräsident als Erster im Bundestag erklärt, dass es sich um eine Befreiung auch des deutschen Volkes handelte. (...) Deshalb schlage ich vor, den 8. Mai zumindest in diesem Jahr, aber eigentlich generell zu einem bundesweiten gesetzlichen Feiertag zu erklären", sagte Gysi.
Gysi fordert Entschuldigung bei neuen Bundesländern
Gregor Gysi machte sich in seiner Eröffnungsrede auch für Ostdeutschland stark. "Die neu zu wählende Kanzlerin oder der neu zu wählende Kanzler" müsste sich für die Demütigung, die die Menschen in der ehemaligen DDR nach der Wiedervereinigung erfahren hätten, entschuldigen, fordert er. Aus der DDR seien nur Sandmännchen, Ampelmännchen und der grüne Abbiegepfeil übernommen worden. "Damit sagte man aber den Ostdeutschen, dass sie außer diesen drei Punkten nichts geleistet hätten", sagte Gysi. Mehr Wertschätzung "hätte zu deutlich mehr innerer Einheit geführt."Es müsse "endlich eine Gleichstellung von Ost und West" geben, sagte er. "Es muss Schluss sein mit unterschiedlichen Tarifverträgen." Alle Menschen in Deutschland hätten das Recht, für die gleiche Arbeit in gleicher Arbeitszeit auch gleich entlohnt zu werden.
"Wir müssen bei der Gleichstellung von Menschen weiterkommen"
Alterspräsident Gregor Gysi spricht in seiner Rede auch die Rechte von Menschen und die Gleichstellung der Geschlechter an. "Wir müssen bei der Gleichstellung von Menschen weiterkommen", sagte Gysi. "Weder die Hautfarbe noch die Nationalität, noch die Religion, noch die sexuelle Orientierung dürfen eine Rolle spielen. Ich bin dafür, die Diversen ins Grundgesetz aufzunehmen, damit sie in ihren Grundrechten geschützt werden", fordert der Alterspräsident.
"Wichtig ist, was Menschen tun und hinterlassen und welchen Charakter sie haben. Nur danach dürfen sie beurteilt und bewertet werden."
Gregor Gysi
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