Weltweite Viren-Verbreitung der Affenpocken aus Nigeria
Der erste Fall von Affenpocken in Europa - wurde am 7. Mai 2022 in Grossbritannien bestätigt
Veröffentlicht am 22.05.2022 - 07:32 h
Der neue Ausbruch der Affenpocken zieht ausserhalb von Afrika immer weitere Kreise. Ein Mann hatte sich nach seiner Heimreise aus Nigeria, am 4. Mai ins Krankenhaus begeben. Bereits zu Beginn der 20. Woche wurden weltweite Fälle von Affenpocken gemeldet.
Bestätigt sind bisher Fälle in Australien 2, Belgien 3, Canada 5, GB 20, Frankreich 1, Israel 1, Italien 3, Niederlande 1, Portugal 14, Spanien 40, Schweden 1, Schweiz 1, USA 2. In Deutschland wurde am 20. Mai der erste Fall in München bestätigt, darauf folgten am 21. Mai in Berlin 2 Fälle von Affenpocken und am 22. Mai der dritte in Berlin.
107 der bestätigen Fälle, deren Geschlecht bekannt ist, betreffen Männer; nur eine Frau hat sich bisher nachweislich infiziert.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt das Auftreten von 120 bestätigten und vermuteten Fällen von Affenpocken weltweit bekannt. Zum Stand vom Samstag (21. 5.) wurden der WHO 92 bestätigte Fälle gemeldet, ausserdem 28 Verdachtsfälle. In zwölf der betroffenen WHO-Mitgliedsstaaten seien die Affenpocken bisher nicht endemisch gewesen. Die Organisation kündigte an, in den kommenden Tagen Richtlinien und Empfehlungen für Länder abzugeben, wie mit Fällen von Affenpocken umzugehen ist.
Nach den ersten in Deutschland nachgewiesenen Fällen von Affenpocken rechnen
Experten mit weiteren Infektionen. ««Ich bin überzeugt, dass es
insgesamt noch weitere Fälle in Deutschland geben wird», sagte Clemens
Wendtner, Chefarzt der infektiologischen Klinik des Schwabinger Krankenhauses auf
Anfrage, wo einer der drei bisher in Deutschland bestätigten Patienten
behandelt wird. «Allgemein geht man davon aus, dass die westafrikanischen
Affenpocken eine Sterblichkeit von insgesamt einem Prozent haben, das betrifft
vor allem Kinder unter 16 Jahren», sagte Wendtner. Diese Daten seien jedoch
nicht zwingend übertragbar auf das Gesundheitswesen in Europa oder die USA.
«Das ist eine Erkrankung, die meines Erachtens nicht das Potenzial hat, die
Bevölkerung massiv zu gefährden.» Infizierte Patienten seien etwa
drei bis vier Wochen ansteckend.
Vorsicht sei laut Wendtner bei immunsupprimierten Personen geboten, wie HIV- oder Tumorpatienten. Eine Impfung solcher Risikogruppen werde diskutiert.
Seit 2013 ist in der EU der Impfstoff Imvanex zugelassen. Experten gehen davon aus, dass die ältere Generation, die vor 1980 noch gegen die klassischen Pocken geimpft wurde, einen sehr hohen Schutz auch gegen Affenpocken hat. Mit dem Medikament Tecovirimat gibt es eine in der EU zugelassene Therapiemöglichkeit.
In der Schweiz ist am Samstag (21. 5.) ein erster Fall von Affenpocken bestätigt worden. Dabei handle es sich um einen Fall in Kanton Bern, wie das Bundesamt für Gesundheit auf Twitter mitteilte.
In Deutschland sind insgesamt drei Fälle von Affenpocken bestätigt, zwei aus Berlin, einer in München. Es ist noch nicht bekannt, mit welcher der beiden bekannten Virus-Varianten sich die Berliner Betroffenen angesteckt haben. Eine entsprechende Genanalyse dazu laufe. Der Zustand der Patienten sei stabil, hiess es. Bei dem Patienten in München handelt es sich um einen 26-jährigen Brasilianer, der von Portugal über Spanien nach München gereist war. Der Mann leidet an der westafrikanischen, der milderen der zwei bekannten Virusvarianten. Ihm geht es nach Angaben seines behandelnden Arztes gut.
(Copyright © 2022 by Neue Züricher Zeitung) · Der >>> Link <<< mit aktuellen Pocken-Fall Zahlen. (Copyright © 2022 by Berliner Morgenpost) ·Erreger und Vorkommen
Affenpocken sind eine seltene, von Tieren, vermutlich vor allem Nagetieren, auf
Menschen übertragbare Viruserkrankung. Übertragungen von Mensch zu
Mensch sind selten, aber möglich, vor allem bei engem Kontakt.
Affenpockenviren (Monkeypox virus, Genus Orthopoxvirus) sind in West- und
Zentralafrika bei Nagetieren (Affen sind Fehlwirte) verbreitet - vermutlich
beschreibt dies das Endemiegebiet der Krankheit beim Menschen. Affenpocken beim
Menschen wurden erstmals 1970 in der Demokratischen Republik Kongo bei einem 9
Monate alten Jungen identifiziert. Seitdem wurden humane Fälle von
Affenpocken insbesondere in west- und zentralafrikanischen Ländern gemeldet:
in Nigeria, der Demokratischen Republik Kongo, der Republik Kongo, in Kamerun,
der Zentralafrikanischen Republik, an der Elfenbeinküste, in Liberia, Sierra
Leone, Gabun und im Südsudan. Zentralafrikanische Virusvarianten sind dabei
deutlich virulenter als die westafrikanischen Virusvarianten. Ob Fälle
diagnostiziert werden, hängt erheblich von der Verfügbarkeit von
Labordiagnostik ab. Auch außerhalb des afrikanischen Kontinents wurden in
der Vergangenheit einzelne insbesondere aus Nigeria importierte Fälle von
Affenpocken nachgewiesen, nach Informationen der WHO zuletzt beispielsweise in
Großbritannien (2022 und 2018), in den USA (2021), Singapur (2019) und
Israel (2018). Darüber hinaus wurden im Mai 2022 in verschiedenen
Ländern außerhalb Afrikas einige Fälle ohne Reiseanamnese in
Endemiegebiete registriert (siehe Epid Bull 20/2022).
Im Frühjahr 2003 kam es zum ersten Nachweis von Affenpocken außerhalb des afrikanischen Kontinents. Als Ursache wurde der Import von Nagetieren aus Ghana in die USA identifiziert, die Übertragung der Erkrankung erfolgte über infizierte Präriehunde auf Tierhändler und -besitzer (siehe Epid Bull 31/2003). Es gab weder Mensch-zu-Mensch-Übertragungen noch Todesfälle, vermutlich weil es sich um eine niedriger virulente westafrikanische Virusvariante handelte.
Infektionswege
Menschen können sich vor allem durch Kontakt mit den Hauteffloreszenzen,
Blut, Gewebe oder Ausscheidungen infizierter Tiere (in erster Linie verschiedener
Nagetiere) und beim Umgang mit dem Fleisch erkrankter Tiere infizieren. Eine
Übertragung von Mensch zu Mensch ist selten und nur bei engem Kontakt
möglich, kann aber durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder
Schorf der Affenpocken-Infizierten auftreten, vermutlich auch im Rahmen von
sexuellen Handlungen. Eine Übertragung bereits in der Prodromalphase ist bei
Face-to-Face-Kontakt durch ausgeschiedene Atemwegssekrete möglich. Die
bislang längsten dokumentierten Infektionsketten betrugen 6-9 Personen.
Schutz vor Übertragung
Vermeiden von engen Kontakten zu und Verzehr von potenziell infizierten Tieren
(verschiedene Nagetiere, Affen) in Endemiegebieten, Hygienemaßnahmen beim
Umgang mit Erkrankten. Aufgrund der Ähnlichkeit der Viren schützen
Impfstoffe, die zum Schutz vor den echten Pocken (Variola) entwickelt wurden,
auch vor Affenpocken. In der EU ist ein Pocken-Impfstoff zugelassen, der
modifiziertes Vacciniavirus Ankara (MVA) beinhaltet. In den USA und Kanada
erstreckt sich die Zulassung dieses Impfstoffs auch auf die Impfung gegen
Affenpocken.
Klinischer Verlauf und Therapie
Die Inkubationszeit für Affenpocken beträgt zwischen 7 und 21 Tagen.
Erste Symptome der Krankheit sind Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen
und geschwollene Lymphknoten. Einige Tage nach dem Auftreten von Fieber
entwickeln sich Hauteffloreszenzen, welche simultan die Stadien Macula, Papula,
Vesikula und Pustula durchlaufen und letztlich verkrusten und abfallen. Die
Hauteffloreszenzen beginnen häufig im Gesicht und breiten sich dann auf
andere Körperteile aus. Insbesondere bei einigen aktuell (Mai 2022)
gemeldeten Fällen wurde auch ein Beginn der Effloreszenzen im
Urogenital-Bereich berichtet.
Im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten Menschenpocken verlaufen Affenpocken jedoch in der Regel deutlich milder; die meisten Menschen erholen sich innerhalb von mehreren Wochen. Insgesamt ist die Prognose daher als günstig zu bewerten, allerdings können bei einigen Betroffenen auch schwere Verläufe auftreten. Bei Kindern unter 16 Jahren, die mit der zentralafrikanischen Virusvariante infiziert sind, beobachtet man eine Letalität von bis zu 11%.
Die Therapie ist in erster Linie symptomatisch und supportiv, wichtig ist das Verhindern bakterieller Superinfektionen. Ein zur Behandlung von Orthopockenvirus-Infektionen entwickeltes Arzneimittel wurde kürzlich in der EU auch zur Behandlung der Affenpocken zugelassen (Tecovirimat).
Diagnostik
Die Labordiagnostik ist indiziert bei Verdacht auf eine Infektion durch
zoonotische Pockenviren aufgrund einer entsprechenden Symptomatik in Verbindung
mit Tierkontakten bzw. einem Aufenthalt in Endemiegebieten oder engem Kontakt zu
nachweislich mit Affenpocken infizierten Menschen. Aufgrund der im Mai 2022 aus
verschiedenen Ländern berichteten Affenpockenfälle ohne Reiseanamnese,
u.a. bei Männern, die Sex mit Männern angaben (MSM), sollten
Affenpocken auch bei Personen ohne bekannte Reiseanamnese in Endemiegebiete mit
unklaren pockenähnlichen Effloreszenzen (in Abgrenzung von Windpocken etc.)
oder Läsionen in die erweiterten differenzialdiagnostischen
Überlegungen einbezogen werden.
Weitere Differentialdiagnosen beinhalten im exanthematischen Stadium Windpocken, Zoster, Scharlach, Herpes Simplex und andere Pockenvirus-Infektionen, im präeruptiven Stadium Influenza, Malaria, Typhus abdominalis, Syphilis, Leptospirose und viral-hämorraghische Fieber.
Das Affenpockenvirus gehört in Deutschland zur Risikogruppe 3; Umgang mit vermehrungsfähigem Virus ist nur in Laboren ab der Biologischen Schutzstufe 3 möglich, z.B. im Konsiliarlabor für Pockenviren des RKI . Der Virusnachweis erfolgt aus Exsudat, Bläschenflüssigkeit, Pustelinhalt, Krusten oder auch Tupfern von Hautläsionen und anderem klinischen Material während der akuten Krankheitsphase mittels PCR (Differenzierung auf Speziesebene). Die Virusanzucht oder der Nachweis von Viruspartikeln und Einschlusskörperchen ist elektronenmikroskopisch bzw. histologisch möglich (RKI, ZBS 4). Ein Nachweis von Affenpockenvirus-spezifischen Antikörpern ist nicht ohne weiteres möglich, da die humanpathogenen Orthopockenviren immunologisch stark kreuzreaktiv sind. Der serologische Befund kann jedoch bei fehlendem Direktnachweis hilfreich sein.
Beratung zum klinischen Management
Der Ständige Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungszentren für
Krankheiten durch hochpathogene Erreger (STAKOB) steht für Beratungen zum
klinischen Management und zur Therapie zur Verfügung.
Zuständiges Kompetenz- und Behandlungszentrum des Robert-Koch-Institut - RKI, siehe:
>>>>> Link <<<<<
Meldepflicht
Um mögliche Affenpocken-Erkrankungen zu erfassen und deren Weiterverbreitung
zu verhindern, sollten diagnostizierte Fälle von Erkrankungen durch
Affenpocken systematisch erfasst werden. Daher weist das RKI auf die
Arzt-Meldepflicht gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 5 IfSG und die
Labor-Meldepflicht gemäß § 7.2 IfSG hin.
(Copyright © 2022 by RKI)
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Was ist der Unterschied zwischen klassischen
humanen Pocken, Affenpocken, Kuhpocken und
Windpocken?
Die klassischen (Menschen-) Pocken werden von
Pockenviren (Variola Virus) ausgelöst und sind eine
lebensbedrohliche Infektionskrankheit des Menschen.
Auch diese Erreger gehören zu den OrthopockenViren.
Seit dieser Zeit wird die Impfung nur in sehr
seltenen Sonderfällen angewendet. Aufgrund des
hohen Verwandtschaftsgrades bietet der klassische
Pockenimpfstoff auch einen Schutz vor einer Infektion
mit Affenpocken.
Die Affenpocken gehören ebenfalls zu den
Orthopocken-Viren. Der Verlauf der Affenpocken beim
Menschen ist meist deutlich milder als die schwere
Form der klassischen Pocken. Aufgrund ähnlicher
Symptomatik muss aber jeder Fall gründlich überprüft
werden.
Das Kuhpockenvirus (Cowpox Virus, CPXV) ist ein sehr
lange bekannter Vertreter der Orthopocken.
Affen und Kuhpocken können vom Tier auf den Menschen
übertragen werden und gehören damit zu den
Zoonosen.
Kuhpocken kommen bei einer Reihe von
Wirtstieren vor, wobei kleine Nagetiere das natürliche
Erregerreservoir bilden. Von diesem Reservoir können
die Viren auf zahlreiche andere Spezies wie Rinder,
Katzen und Zootiere (z.B. Großkatzen, Elefanten,
Nashörner) übertragen werden.
Der Erreger der Windpocken (Varizellen) gehört
hingegen zu den Herpesviren. Sie sind eine sehr
ansteckende Infektionskrankheit, an der vornehmlich
Kinder erkranken. Daher werden Kinder dagegen
häufig prophylaktisch geimpft.
Auf Basis der klinischen Ausprägung können die
Erreger nicht sicher differenziert werden; mit
labordiagnostischen Methoden ist eine eindeutige
Abgrenzung aber möglich.
(Copyright © 2022 by Robert-Koch-Institut)
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Affenpocken-Fälle:So verbreiten sich die Affenpocken weltweit
Das Affenpocken-Virus ist nicht neu, die vermehrte Zahl der Fälle
außerhalb Zentral- und Westafrikas aber ungewöhnlich. Die Karte zeigt,
wo Virus seit Anfang Mai gemeldet wurde - und wie viele Fälle in den
Ländern aktuell bestätigt sind oder unter Verdacht stehen.
Europa und Welt - Fälle bestätigt
Westafrikanische Variante endemisch
Land:
Bestätigte Fälle bis 25.05.2022
Vereinigtes Königreich............71
Spanien...................................51+67*
Portugal..................................39
Canada....................................15+8*
Deutschland............................12+1*
Niederlande...............................6
Frankreich.................................5
Italien.......................................5+2*
Belgien......................................4
Vereinigte Staaten....................2+6*
Australien.................................2
Schweiz....................................2
Schweden.................................1
Israel........................................1
Österreich.................................1 Dänemark.................................1
Vereinigte Arabische Emirate....1
Tschechische Republik..............1
Slowenien.................................1
Argentinien...............................1*
Marokko....................................3* · *) = Verdachtsfälle: · Anzahl der bestätigten Fälle und Verdachtsfälle, Quelle: Global.health Monkeypox, · Zuletzt aktualisiert: 25.05.2022 ·
Hinweis: Tabelle basiert auf der Datensammlung von Global Health, einem internationalen Netzwerk von Wissenschaftlern. Die Daten zeigen Fälle des aktuellen Ausbruchs, die seit Anfang Mai außerhalb Afrikas bekannt geworden sind. (Wird gesponsert von der: Bill und Melinda Gates-Foundation)
Seit Anfang Mai werden aus immer mehr Ländern außerhalb Afrikas Infektionen mit dem Affenpocken-Virus gemeldet. Bisher kam die Krankheit vor allem in Zentralafrika und in Westafrika vor. Doch offenbar hat sich der Erreger bereits längere Zeit unbemerkt in mehreren westlichen Ländern ausgebreitet. In Deutschland ist am 19. Mai ein erster Fall von Affenpocken in München nachgewiesen worden, weitere Nachweise folgten nur kurze Zeit später. Zuvor waren bereits zahlreiche Fälle aus Europa und Nordamerika bekannt geworden, darunter aus Großbritannien, Spanien, Portugal und Schweden.
Das Robert Koch-Institut geht zurzeit davon aus, dass der Ausbruch begrenzt bleibt. „Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland wird nach derzeitigen Erkenntnissen als gering eingeschätzt", teilte das RKI nach dem ersten Fall in Deutschland mit. Die Behörde wies aber zugleich darauf hin, dass das RKI die Situation weiter sehr genau beobachte und ihre Bewertung dem jeweils aktuellen Kenntnisstand anpasse.
(Copyright © 2022 by Global Healt)
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