Rheinland-Pfalz-Rundspruch Nr. 44/2024
Baden-Rundspruch Nr. 50/2024
Polnischer Betriebsfunk über DB0XK
Seit einigen Monaten waren in unregelmäßigen Abständen kurze Kommandos in polnischer Sprache über die Relaisstelle Kalmit zu hören. Die Bauarbeiter hatten „Simplex-Betrieb“ auf der Relaiseingabefrequenz praktiziert und so nie auf Ansprachen übers Relais reagiert. Dies war sehr nervig und hat oftmals für Irritationen gesorgt.
Die Peilgruppe Kalmit konnte die Baustelle trotz schwacher Signale im hessischen MESSEL ermitteln. Die Deutsche GigaNetz GmbH baut dort seit März 2024 ein Glasfasernetz auf.
Ein kurzer Telefonanruf bei der Bundesnetzagentur in Darmstadt und das illegale Treiben hatte am Nikolaustag ein schnelles Ende. Wir bedanken uns für die prompte und unkomplizierte Unterstützung.
Weitere Informationen und Bilder gibt‘s bei www.peilgruppe-kalmit.de unter „PRESSESCHAU“.
Vy 73, DF9IE
Roland
Die Details...
Die polnischen Arbeiter waren vom Zugriff durch die Bundesnetzagentur völlig überrascht. Denen war nicht bewußt, daß ihr „Simplex-Betriebsfunk“ in einem Gebiet von bis zu 36.000 km² über die Relaisstelle Kalmit mitgehört werden konnte! Seitens der Relaisnutzer waren allerdings in der Rheinebene keine Signale auf der Relaiseingabefrequenz festzustellen. Somit war klar, daß das Zielgebiet relativ weit vom Relais und zudem „hoch“ liegen mußte.
Waren da eventuell Monteure auf Hochspannungsmasten oder Windrädern bei der Arbeit? Spekulieren und jammern half nicht. Für Ergebnisse mußte man rausfahren und peilen!
Ausbreitungsgebiet der Relaisstelle Kalmit
Bildvorlage: © VE2DBE
Fern-Peilungen mit einer Yagi-Antenne
Kartenvorlage: © GraphHopper.com
Für die grobe Ermittlung des Zielgebiets war der Doppler-Peiler eher weniger geeignet, denn ohne (hörbare) Signale kann auch der beste Peiler nichts ausrichten. Mit einer Yagi-Antenne waren die Signale dann tatsächlich gut hörbar, siehe Karte.
Problematisch war der sehr sporadische Funkbetrieb. Monatelang war nichts zu hören, dann wieder tageweise Funkaktivitäten. Aber immer mit sehr großen zeitlichen Abständen und mit sehr kurzen Kommandos, die zudem über den ganzen Tag verteilt waren!
Ergo, jedes Mal die Ausrüstung einpacken und auf gut Glück losfahren. Dann die Yagi-Antenne aufbauen und lange „ansitzen“. Oft war nichts zu hören, kein Baustellenbetrieb übers Relais, einfach nichts! Also die Antenne wieder abbauen, alles einpacken und frustriert nach Hause fahren.
Da gingen viele Stunden ins Land und wegen den langen Anfahrtswegen wurden hunderte von Kilometer gefahren sowie jede Menge Benzin durch den Vergaser geleitet.
Aktuell baut die Firma AMPRION eine neue 380-kV-Stromtrasse. Die 66 Kilometer lange Verbindung soll 2025 in Betrieb gehen und führt von Urberach bis Weinheim, mitten durchs Zielgebiet!
Freileitung nördlich von MESSEL
Entlang dieser „superlangen“ Großbaustelle gibt es für den Peiler jede Menge Ansatzpunkte, die sich zudem täglich ändern!?
Die Freileitungsmonteure haben an ihrem Arbeitsplatz jedenfalls eine tolle Aussicht aufs 83 km entfernte Kalmit-Relais, oberhalb von Maikammer.
Der Zugriff schien nahe, aber wie’s der Zufall will, waren an diesem Tag keine Aussendungen zu hören. Egal, man mußte ja nur die Mastausleger mit dem Fernglas nach „kleinen roten Männchen“ absuchen.
Der Erfolg blieb aus! Wieder ein Tag ohne Beute...
Neuer Tag, neues Glück: Die Peilung ging aber nicht wie erwartet nach Osten oder Westen, sondern nach Süden, in Richtung Messel! 😮
In Messel stachen sofort die Plakate für das Glasfasernetz der Deutschen GigaNetz ins Auge:
Plakat in Messel
Bingo, noch eine Großbaustelle!
Interessanterweise konnte man bei der Fahrt durch Messel an den vielen Glasfaserbaustellen vermehrt Autos mit polnischen Kennzeichen feststellen.
Die Spur wurde immer heißer und es war klar:
Die Stromtrasse kann man abhaken, die Bauarbeiter in Messel sind das Ziel!
Jetzt bräuchte man eigentlich nur noch nach Arbeitern mit einem Funkgerät in der Hand Ausschau halten. Das ginge dann auch ganz ohne Peiler! 😏
Glasfaserbaustelle in Messel
Leerrohre
Beim Abfahren der Baustellen ist dann irgendwann ein dunkler Transporter mit einer Magnetfuß-Antenne fürs 2-m-Band aufgefallen.
Das war's dann, Ende der Suche!
*) Squelch Tail Elimination (STE)
Nach dem Loslassen der PTT wird ein kurzer niederfrequenter CTCSS-Sub-Tone mit einer Frequenz von f = 266 Hz und einer Dauer von t = 250 ms gesendet, der die Rauschsperre der Gegenstation einschaltet, noch bevor der nichthörbare Ton endet.
STE-Tonbeispiel des polnischen Baustellenfunks (aufgenommen in SSB)
Weiterhin störungsfreien Funkverkehr wünscht DF9IE, Roland.