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Morsen in der Praxis
Geschwindigkeitsmessung in der Morsetelegrafie
- Absolute Methode
- Normwort PARIS
- Normwort CODEX
- Normreihe VVVVV
- Umrechnung Bd in BpM
- Andere Buchstaben (10/12)
- Messung nach DF8ZH
- Messung nach DJ6HP
- Messung mit dem Oszilloskop
- Praktische Gebemessung
Im weltweiten Morsebetrieb spielt die Bestimmung der
Übertragungsgeschwindigkeit weiterhin eine wichtige Rolle, sei es
für das Wissen um eigenen Morsefähigkeiten, die allgemeine Messung
der betrieblichen Geschwindigkeiten oder für die Morseprüfung.
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Im Amateurfunk ist das
Morse-Tempo wichtig für die Aufnahme in die HSC-Klubs, für HST-Wettbewerbe oder auch allgemein für den
praktischen CW-Betrieb. Nach einer
RBN-Analyse lagen die Geschwindigkeiten
deutscher CQ-Rufer im Jahr 2014 primär im Bereich von 18 WpM (90
BpM) bis 28 WpM (140 BpM). Daher ist die Beherrschung dieser
Geschwindigkeiten anzustreben.
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Siehe hierzu ergänzend:
Netto-Brutto-Betrachtung im Geben -
Echtes Tempo oder eine Tempo-Illusion?
Der wichtige Flow - Das Ziel des
perfekten Gebens - Das ultimative Morsegefühl!
Allgemeine Messung
Messung nach der absoluten
Methode
Gebe einfach einen Text eine Minute lang. Zähle anschließend die
Morsezeichen - wobei traditionell wegen der größeren Zeichenlänge
die Satzzeichen und Ziffern doppelt gezählt werden. Fertig!
Im deutsche Klartext ist zu beachten, dass durch die
sprachspezifische Verteilung der Buchstaben die absolute Messung
einen günstigeren Wert ergibt. Ein Klartexttempo von 150 BpM ist
nach der absoluten Zählweise grundsätzlich leichter aufzunehmen.
Die Analyse der deutschen
Buchstabenverteilung kann darauf Antworten geben, zeigt sie
doch einen hohen Anteil der kurzen Zeichen in der Sprache. Die
Textabhängigkeit ergibt somit eine relative
Geschwindigkeit.
Angewendet wird die absolute Methode bei
Geschwindigkeits-Bestimmungen ohne weitere Hilfsmittel. Es ist die
einfachste und auch traditionelle Form der Messung!
Norm-Messungen
Normwörter dienen einer textunabhängigen
Geschwindigkeitsbestimmung. Sie beziehen sich entweder auf
Klartexte (offene Funkverkehre) oder auf chiffrierte Texte
(gleichverteilte 5er-Gruppen). Sie erleichtern die Voreinstellungen
von elektronischen Tasten, Morseprogrammen oder Lochstreifengebern. In der Amateurfunkpraxis
ist heute in der Regel das internationale Referenzwort PARIS
maßgebend.
Normwort PARIS
Das international festgelegte Normwort "PARIS" besteht mit
Wortabstand aus genau 50 Schritten. Schreibe nun das Wort "PARIS"
mehrfach auf ein Blatt Papier. Telegrafiere dieses Wort jeweils mit
einem Wortabstand, bis eine Minute verstrichen ist. Dann zähle die
gemorsten Buchstaben. Das Ergebnis ist das Tempo auf der Grundlage
der genormten Schrittzahl. "PARIS" bezieht sich auf eine
durchschnittliche Klartext-Zeichenlänge
(=Schrittlänge 10) - wobei natürlich Sprachen unterschiedlich
sind.
Normwort CODEX
Das Normwort "CODEX" besteht mit Wortabstand aus genau 60
Schritten. Die Geschwindigkeit ist daher schneller als die der
PARIS- Messung. Das Normwort "CODEX" bezieht sich hierbei - im
Gegensatz zu "PARIS" - auf eine Gleichverteilung der Buchstaben,
z.B. 5er-Gruppen (=Schrittlänge 12). Verschiedene Morse- Programme
beinhalten eine Wahl zwischen diesen beiden Normworten.
Messung nach der Normreihe VVVVV
Das Morsezeichen "V" gilt in der Telegrafie als besonderes "Einstellzeichen" (QSV). Die Zeichenreihe
"VVVVV" besteht ohne(!) Wortabstand aus genau 60 Schritten. Die
Anzahl gezählter Vs pro Minute ergibt die Geschwindigkeit. Damit
ist sie ähnlich der CODEX-Messung, deren Grundlage die
Gleichverteilung der Buchstaben ist. Bekannt wurde die
VVVVV-Verwendung aus dem Bereich der Schweizer Armee.
Umrechnung von Baud in Buchstaben pro
Minute
In der Fachliteratur werden Morsegeschwindigkeiten auch in Baud
(Beispiel: 8 bis 24 Baud) angegeben. Ein Rückschluss von Buchstaben
pro Minute (BpM) auf Baud (Bd) ist mit dem Durchschnittswert der
Morsezeichen-Schrittlänge
möglich. Für PARIS gilt die Schrittlänge 10, für CODEX die
Schrittlänge 12.
Daher kann als Abschätzung gelten:
BpM = 60 x Bd / 10 oder BpM =
60 x Bd / 12
Messungen mit anderen
Buchstaben (Schrittlänge 10 oder 12)
Da der durchschnittliche Wert der Schrittlänge von PARIS "10" und
der von CODEX "12" beträgt, können auch andere geeignete
Einzelzeichen entsprechender Länge zur Messung herangezogen werden.
Vergleichbar der Methode nach der Normreihe VVVVV können daher
ohne(!) Wortabstand ersatzweise ein Buchstabe aus "D H M R U" für eine Klartext- Messung
(PARIS) oder ein Buchstabe aus "B
F G K L W" für eine gleichverteilte 5er- Gruppen- Messung
(CODEX) verwendet werden.
Zusätzliche Messhilfen
Messung nach DF8ZH
Speicher mit Hilfe des Memory-Keyers - das Strichpaddel festhaltend
- genau 60 Striche (QRS). Verstelle die Speed. Stoppe dann die
Zeit, in der der Speicher abläuft. Dividiere danach die Zahl der
benötigten Sekunden durch die Konstante 1440. Die Gleichung ist
variabel und ergibt sich aus: Konstante = Strichzahl x 24.
Beispiel: 1440 / 12 (Sekunden) = 120 Buchstaben pro Minute
(BpM).
Basis: PARIS-Methode
Messung nach DJ6HP
Hierfür benötigt man allerdings für höhere Geschwindigkeiten einen
Zähler. Zur Messung wird eine Serie von Punkten gegeben und deren
Anzahl über den festen Zeitraum von 12 Sekunden gezählt.
Beispiel: 100 Punkte in 12 Sekunden = 100 Buchstaben pro Minute
(BpM).
Basis: PARIS-Methode
Messung mit dem Oszilloskop - oder
auch mit einem Audio-Editor
Die Länge eines Morsepunktes wird mit dem Oszilloskop. Dann wird
der gemessene Millisekundenwert (ms) durch die Zahl 6000 (für BpM)
geteilt.
Beispiel: 6000 / 50 ms = 120 Buchstaben pro Minute (BpM).
Basis: PARIS-Methode
Tipp: Eine bequeme und exakte Messung
ist auch mit dem PC möglich. Nutze dazu das freie
plattformunabhängige Audio-Editorprogramm AUDACITY (in
Linux auch in den offiziellen Paketquellen). Markiere eine Reihe
Morsepunkte und zähle die Punkte und die Abstände. Teile sie mit
den unterhalb angezeigten Milisekunden. Damit liegt die exakte
Länge eines Morsepunktes vor!
Praktische Gebemessung
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Telegrafiere die
nachstehenden 40 Buchstaben ohne Zwischenraum und stoppe die
Durchgabezeit in Sekunden.
Das erreichte Gebetempo (40 BpM - 150 BpM) kann als Grobanhalt in
der Tabelle abgelesen werden.
Basis: Absolute Methode (=Schrittlänge 10,9) |
40
Buchstaben - Durchgabe ohne Zwischenraum!
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Q O J N U |
W P K M I |
E A L Q O |
R S Y W P |
T D X E A |
Z F C R S |
U G V T D |
I H B Z F |
Zeit (Sek.) = Tempo
(BpM)
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Zeit (Sek.) = Tempo
(BpM) |
Zeit (Sek.) = Tempo
(BpM) |
60
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40
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58
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41
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57
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42
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53
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45
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52
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46
|
51
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47
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50
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48
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49
|
49
|
48
|
50
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47
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51
|
46
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52
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45
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53
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43
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55
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42
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57
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40
|
60
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38
|
63
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37
|
65
|
32
|
75
|
30
|
80
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27
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89
|
26
|
92
|
25
|
96
|
24
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100
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22
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109
|
20
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120
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19
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126
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18
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133
|
17
|
141
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16
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150
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Hinweis: 5 BpM ergeben jeweils 1 Wort pro Minute
(WpM).
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