OP: Roland A. Schwarz
DOK: A06 | DL-QRP-AG: 1514
QTH: Heidelberg | LOC: JN49HK

Shack-in-Box

Auf dieser Seite möchte ich von meinem ersten größeren Projekt nach vielen Jahren QRT berichten. Vielleicht bietet es ja ein paar Anregungen für diejenigen, die sich mit dem Gedanken tragen, etwas Ähnliches zu bauen.

 

Die Idee

Zunächst habe ich mir Gedanken über die zukünftige Ausrichtung meiner Funkaktivitäten gemacht. Meine Technik sollte auf jeden Fall „portabel“ sein, wobei meine XYL darunter eher das Wegräumen nach dem Funkbetrieb versteht, als SOTA-, Leuchtturm- oder vergleichbare Aktivitäten … aber grundsätzlich sollte sich die komplette Station eben irgendwo hin (Auto, Garten, Fieldday, Abstellraum) bewegen lassen.

Der Name

Jedes Projekt muss bekanntlich einen Namen haben. Auf den Namen „Shack-in-Box“ bin ich bei einem Glas Apfelsaft gekommen. Bekannte haben uns selbst hergestellten Apfelsaft geschenkt, der in einer 5-Liter-Getränkeverpackung, bestehend aus einem Umkarton mit innenliegendem Beutel samt Ablasshahn enthalten war. Diese Verpackungen sind bei uns im Handel unter der Bezeichnung „Bag-in-Box“ erhältlich.

Erst später habe ich gemerkt, dass ich wohl nicht der erste war, der diese glorreiche Idee hatte. Unter der Bezeichnung „Shack-in-a-Box“ bauen Funkfreunde in Florida (USA) hervorragende transportable Amateur- und Notfunkanlagen. Ich verspreche erstens, dass ich meine Namenskreation nicht kommerziell verwende und zweitens, sollte ich mir je wieder einen Namen für ein Projekt ausdenken müssen, keinen Apfelsaft mehr trinke …

Die Umsetzung

Als Gehäuse habe ich mich für ein 19“-Rack aus der Veranstaltungs-/Bühnentechnik entschieden, welches sowohl an der Vorder- als auch an der Rückseite einen abnehmbaren Deckel besitzt. Mein Exemplar ist 6 HE (Höheneinheiten) groß und ca. 42 cm tief. Die beiden Deckel sind auch noch mal jeweils ca. 7 cm tief. Damit hat das geschlossene Gehäuse zwar eine imposante Größe, dafür bietet es aber auch die Möglichkeit, sowohl von vorne als auch von hinten Geräte einzubauen, wobei die Bedienelemente sogar ein bisschen überstehen dürfen.

Das Gehäuse samt Zubehör habe ich bei der Firma Thomann bestellt. Selbstverständlich gibt es jede Menge anderer Anbieter, aber hier habe ich alles aus einer Hand gefunden. Das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt nach meinem Empfinden, der Service ist sehr gut. Nein, am Umsatz beteiligt bin ich bei Thomann nicht …

Als besonderen Luxus habe ich mir eine ca. 38 cm tiefe Schublade geleistet. Damit sind zwar die ersten 2 HE belegt, aber in der Praxis hat das den unschätzbaren Vorteil, Kleinteile, Bedienungsunterlagen, ein paar QSL-Karten, Schreibmaterial usw. direkt zur Hand zu haben. Sogar das Notebook für die digitalen Betriebsarten passt da mit hinein. Außerdem liegen auf dieser Schublade die Rack-Adapter in der nächsten Etage ganz hervorragend auf, so dass auch schwerere Geräte (Transceiver, Netzteil) die Metallböden nicht zum Durchbiegen bringen.

Zur Montage der Geräte habe ich Rack-Adapter verwendet, das sind kleine „Wannen“ mit etlichen vorbereiteten Bohrungen, auf denen sich die Geräte anschrauben lassen. Beim Aufbau habe ich versucht, mich an einer „modularen Bauweise“ zu orientieren. Das erste Modul besteht aus Transceiver und SWR-Messbrücke für UKW, das zweite Modul beherbergt den Antennentuner und die SWR-Messbrücke für KW, auf dem dritten Modul ist das Netzteil und das Digimode-Interface montiert.

Eine besondere Herausforderung war jeweils die Befestigung der einzelnen Geräte.

Am einfachsten ging das noch mit dem Transceiver selbst. Zum einstmaligen Lieferumfang des FT-100 gehörte ein U-förmiger Haltebügel aus Stahlblech, der zur Montage im PKW vorgesehen war. Dieses Teil habe ich mit zwei M5-Senkschrauben samt Unterlegscheiben und Muttern auf der Rack-Wanne befestigt und anschließend den Transceiver daran festgeschraubt. Wichtig ist, für die Befestigung des Haltebügels auf der Rack-Wanne tatsächlich Senkschrauben zu verwenden und die Bohrung auf der Unterseite entsprechend anzusenken, weil die Rack-Wanne später plan auf der darunter befindlichen Schublade aufsitzen soll. Zylinderkopfschrauben würden hier stören. Da sich das U-Profil sehr nahe am linken Rand der Rack-Wanne befindet, lässt sich der Transceiver zunächst nicht auf der linken Seite anschrauben. Deswegen habe ich an entsprechender Stelle 10 mm-Löcher in die Seite der Rack-Wanne gebohrt, so dass sich die kleinen Schrauben samt Schraubendreher von außen durchstecken lassen. Nach dem Einbau ins Rack sind die Bohrlöcher nicht mehr zu sehen.

Etwas mehr Kopfzerbrechen machte mir der Einbau des Antennentuners. Da mein YT-100 noch vom Fachhändler mit einem Garantiesiegel versehen war (ob das am Vertrauen der Fachhändler in das technische Verständnis der Funkamateure liegt?), wollte ich auch jetzt das Gehäuse nicht unbedingt öffnen. Letztlich kam ich auf eine ganz einfache Idee: Im Keller fand sich ein Meterstück Aluminium-Winkelprofil 15 x 15 mm. Davon habe ich ein Stück abgeschnitten, das in seiner Länge etwa der Gehäusetiefe des Antennentuners entspricht. Anschließend habe ich die zwei Gehäuseschrauben auf der rechten Seite entfernt, das Winkelprofil seitlich an der entsprechenden Stelle durchbohrt und mit den ursprünglichen Gehäuseschrauben wieder befestigt. Für alle Fälle hatte ich noch einen Streifen doppelseitiges Klebeband zwischen Gehäusewand und Winkelprofil geklebt, aber das wäre eigentlich nicht nötig gewesen. Die Gehäuseschrauben sind auch trotz der Zwischenlage durch das Winkelprofil wieder richtig fest geworden. Mittels einer Senkschraube ist der Winkel auf der Rack-Wanne befestigt.

Die beiden Stehwellen-Messbrücken habe ich ebenfalls mit Alu-Winkelprofilen befestigt. Dabei bin ich allerdings etwas anders vorgegangen und habe die Geräte geöffnet. Die Winkelprofile wurden mit M3-Schrauben und Muttern an der Geräte-Rückseite angeschraubt, die Gehäuse anschließend wieder zusammengebaut und wie die anderen Komponenten mit Senkschrauben auf der Rack-Wanne befestigt. Da sich die Befestigung an der Rückseite befindet, stören die Alu-Winkel optisch nicht.

Auch beim Netzteil habe ich wieder Alu-Winkelprofil verwendet - diesmal allerdings schwarz beschichtetes. Aufgrund des Gewichts des Netzteils wurde links und rechts ein Winkel verbaut (beim Antennetuner habe ich nur einen auf der rechten Seite benutzt). Die Winkel sind so positioniert, dass die Schenkel nach innen zeigen und daher zuerst auf der Rack-Wanne angeschraubt werden müssen. Anschließend wurde das Netzteil mit den Original-Gehäuseschrauben befestigt. Rechts geht das problemlos, links habe ich wieder Löcher in die Seite der Rack-Wanne gebohrt, so dass sich die kleinen Schrauben samt Schraubendreher von außen durchstecken lassen.

Das Digimode-Interface wurde zunächst mit einem kleinen Stück doppelseitigem Klebeband grob fixiert und anschließend mittels Kabelbindern durch zwei passende Löcher im Boden der Rack-Wanne befestigt. Hier hat es sich direkt mal bewährt, dass die Rack-Wanne über jede Menge vorgefertigter Bohrlöcher verfügt.

Bei der Uhr habe ich mir schließlich keine allzu große Mühe mehr gegeben und sie einfach mit Spiegelband auf dem Antennentuner festgeklebt.

Schließlich befindet sich auf der Rückseite noch der Antennenanschluss. Dafür habe ich auf ein Rack Panel mit 1 HE zwei Doppel-Flanschbuchsen montiert - jeweils eine für HF/6 m die andere für 2 m/70 cm - und intern verdrahtet (TRX-SWR-ATU-Buchse). Damit können von außen problemlos zwei Antennen angeschlossen werden, ohne sich in der Box die Finger verbiegen zu müssen.

Das benötigte Material

Hier eine Auflistung der Materialien, die ich für die Box verwendet habe:

1 x Rack Case 6U, Double-Door, Einbautiefe 42 cm, Deckeltiefe 7 cm, mit Rack-Schienen vorne und hinten(!), für Einbauhöhe 6 HE
3 x Rack Adapter 2U, Tiefe 19 cm, Einbauhöhe 2 HE
1 x Rack Drawer 2U, Tiefe ca. 38 cm, Einbauhöhe 2 HE
1 x Power 8 S USB mit 8 Schutzkontaktsteckdosen und 2 USB-Anschlüssen auf der Innenseite, Schalter auf der Außenseite, Einbauhöhe 1 HE
1 x Rack Panel 1U, Einbauhöhe 1 HE
2 x Doppel-Flanschbuchse UHF auf UHF

Und hier eine Übersicht der aktuell eingebauten Geräte:

TRX Yaesu FT-100
Mikrofon MH-42B
ATU LDG YT-100
Netzteil Komerci PS30SWIV Schaltnetzteil
SWR-Meter Daiwa CN-101L für KW/6 m und
CN-103-L für 2 m/70 cm
Taste Squeeze-Paddle ETM-SQ
Interface XGGCOMMS USB-Digimode-1
Uhr NOKLEAD Digitaler Wecker
Notebook Lenovo ThinkPad W540

Zukünftige Weiterentwicklungen

Bekanntlich werden Eigenbauprojekte ja niemals fertig, deswegen habe ich auch schon weitere Pläne. Auf den freien Platz neben dem Netzteil möchte ich eine Akku-Stromversorgung mit entsprechender Laderegelung bauen. Ich stelle mir das so vor, dass zwei parallel geschaltete 15 Ah-Akkus während des Netzbetriebs jeweils geladen werden, auf die bei Netzausfall oder eben zum netzunabhängigen Betrieb einfach umgeschaltet werden kann.

Update: Inzwischen habe ich mir ein PowerPath-Modul F-1006 von Chunzehui in den USA bestellt. Wenn es geliefert ist, werde ich von meinen Lade- und Pufferversuchen berichten.