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Morsetelegrafieseite DK5KE
Die Morsetelegrafie ist der Urknall des Internets
 
Bandbreite und Signal-/Rauschverhältnis (S/N) für die A1A-Morsetelegrafie


- Bandbreitenberechnung eines A1A-Telegrafiesignals
- Das erforderliche Signal-/Rauschverhältnis (S/N) gemäß ITU
- S/N-Vergleich Computer-Digitalverfahren und Morsetelegrafie

Rauschen
Siehe auch:
Telegrafie im Rauschen -
Morsen und Psychoakustik



Die A1A-Bandbreitenberechnung

Die erforderliche Bandbeite eines A1A-Telegrafiesignals ist von der Tastgeschwindigkeit und der zulässigen Signalverzerrung abhängig.

Bandbreitenberechnung für A1A-Telegrafie [VO-Funk 1982]:
Bn = B x K
Beispiel:
Telegrafiergeschwindigkeit 25 Wörter pro Minute
B = 20, K = 5, ergibt die Bandbreite 100 Hz - Bezeichnung: 100HA1AAN


Bn

Erforderliche Bandbreite in Hertz
B

Schrittgeschwindigkeit in Baud (!)
CW-Umrechnung (hier entsprechen 25 Wörter 20 Bd)
Baud   = Wörter x 48 Schritte / 60 Sekunden
              (25 WpM x Umrechnungsfaktor 0,8 = 20 Baud)
Wörter = Baud x 60 Sekunden / 48 Schritte (hier 1 Wort = 5 BpM)
K

Ein allgemeiner Zahlenfaktor, der sich entsprechend der Aussendung ändert und von der zulässigen Signalverzerrung abhängt

K=1
K=3
K=5
Sehr weiche Tast-Zeichenflanken - für Hörempfang wenig geeignet!
Hörempfang ohne Schwund - Grundwelle und dritte Oberwelle
Hörempfang mit Schwund - Grundwelle, dritte und fünfte Oberwelle

Der Tastimpuls besteht aus einer Grundwelle und den Oberwellen. Die Anzahl der einzelnen Oberwellen begründen jeweils ein im Ton weiches, schmalbandiges oder ein hartes, breitbandiges A1A-Telegrafiesignal. Die Anstiegszeit eines Impulses verringert sich mit steigendem Oberwellenanteil.

Oberwellen

Wenn nun bei K=5 bestimmte Oberwellen durch selektives Fading gelöscht werden, bleibt der verbleibende Teil gut lesbar erhalten. Harte, breitbandige Tastungen mit steilen Zeichenflanken bringen daher bei sehr ungünstigen Funkbedingungen, z.B. AURORA oder Mehrwegeausbreitungen, einen Lesbarkeitsgewinn!
Flankenform
Zu steile Flanken in den Telegrafiezeichen führen allerdings zu breitbandigen Störungen (Klicks) und müssen unbedingt vermieden werden. Ideal ist eine Weichtastung mit einer abgerundeten Rechteckform.
Hier liegt auch der Grund, warum manche kommerziellen Sender einen Extraschalter für eine harte Tastung besitzen. Bei einem 800-Watt Grenz- und Kurzwellensender betrug z.B. die Zeitdauer der Flanke bei Zeichenbeginn und Zeichenende jeweils 8 ms für eine weiche, 3 ms für eine normale und 1 ms für eine harte Tastung.

Bandbreiten nach der VO-Funk-Formel:

~60 BpM =
30 Hz Bandbreite ohne (K3),
50 Hz Bandbreite mit Schwund (K5)
125 BpM =
  60 Hz Bandbreite ohne (K3),
100 Hz Bandbreite mit Schwund (K5)
250 BpM =
120 Hz Bandbreite ohne (K3),
200 Hz Bandbreite mit Schwund (K5)

In der ITU-Empfehlung "Spectra and bandwitdh of emissions" [ITU-R SM.328-11 2006] ist zur A1A/A1B-Bandbreite angegeben (Zitat): "The necessary bandwidth is equal to five times the modulation rate (Bd)." Daraus ergibt sich für die Telegrafie: Bandbreite gleich WpM x Umrechnungsfaktor 0,8 (48 Schritte/60 Sekunden) x 5. Das Ergebnis gleicht rechnerisch den amerikanischen Amateurfunkquellen:
CW Bandbreite [Hz] = WpM x 4   (1 WpM = 5 BpM)
Als Quelle wird das "ARRL Licence Manual 1976" angegeben (Zitat): "With proper shaping, the necessary keying bandwidth is equal to 4 times the speed in words per minute for International Morse Code; e.g. at 25 words per minute, the bandwidth is approximately 100 cycles [Hz]." Dies wird auch gestützt durch eine Prüfungsfrage (E8C05) der Extra Class:
"What is the approximate bandwidth of a 13-WPM International Morse Code transmission?"   -   Richtige Antwort: "52 Hz"!
Vergleicht man diese Berechnungen mit der VO-Funk-Formel mit Schwund (K5), ergeben sich Übereinstimmungen. Aber wie genau ist diese WpM-Rechnung?

Anmerkung: Die oben genannte Schrittzahl von 48 bezieht sich vermutlich auf die vormals gültigen Wortabstände von 5 (heute 7). Mit der aktuell gültigen Norm PARIS (Schrittzahl 50) ergibt sich bei WpM ein veränderter Umrechnungsfaktor von 5/6 oder 0,83333 (50 Schritte/60 Sekunden). Damit wird das "approximate" (ungefähre) der Prüfungsfrage verständlich. - Hier ein angepasster Rechenweg mit BpM:
BpM (PARIS) in Baud: Bd = BpM * 10 / 60   (120 BpM * 10 / 60 = 20 Bd)
Bandbreitenberechnung ITU-Empfehlung: Bd * 5   (20 Bd * 5 = 100 Hz)
Maßgebend ist die genaue Baud-Angabe!
Siehe auch: Geschwindigkeitsmessung in der Morsetelegrafie

Praktische Konsequenz:
Die Bandbreite ist damit von der Telegrafiegeschwindigkeit abhängig. Zu schmal eingestellte NF-Filter könnten daher "klingeln", wodurch die Lesbarkeit leiden kann. Höhere Tastgeschwindigkeiten ergeben höhere Bandbreiten und damit auch ein - für den Empfang - etwas schlechteres Signal-/Rauschverhältnis. Deutlich wird zudem, dass harte Tastungen eine noch größere Bandbreite benötigen, wobei die Gefahr von auftretenden Klicks besteht. Im praktischen Betrieb ist auch zu beachten, dass z.B. ein CQ-Ruf auf genau(!) einem Bandanfang (3500 kHz, 5351,5 kHz, o.a.) bereits Strahlungsanteile außerhalb eines zugelassenen Amateurfunkbandes (Außerbandstrahlung) enthält und daher nicht zulässig ist. Für das Morsen ist daher ein Sicherheitsabstand zur Bandgrenze von wenigstens 100 Hz, für die sehr schnelle Telegrafie (QRQ) besser 200 Hz anzuraten.


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Das erforderliche Signal-/Rauschverhältnis gemäß ITU

Das Signal-/Rauschverhältnis ist für die Qualität einer Funkverbindung maßgebend. Die Mindestwerte für A1A - Kurzwellenverbindungen wurden in einer ITU-Empfehlung festgelegt. Die auftretenden Fehlerhäufigkeiten bestimmten die Werte der einzelnen Sendearten.

Auszug aus der Empfehlung:

Mindeswerte
A1A-8 Bd
J3E/SSB*
F1B ARQ
NF-Geräuschabstand in dB nach
Demodulation (A1A 1500 Hz)



- stabile Bedingungen
-4 dB
6 dB

- schwundbehaftete Bedingungen
10 dB


HF-Signal-Geräuschabstand dB/Hz



- stabile Bedingungen
31 dB
47 dB
43 dB
- schwundbehaftete Bedingungen
38 dB
48 dB
52 dB
* J3E gerade brauchbar


[ITU-R]

A1A-8 Bd entspricht einer Geschwindigkeit von ca. 50 BpM. Das Morsen hat somit gegenüber dem Sprechfunk einen Hörgewinn von 10 dB! Wichtige Konsequenz:

Größere Reichweite von CW gegenüber SSB bei gleicher Sendeleistung!

Prognose
 Vergleichsbeispiel: März 18 UTC, 3.5 MHz, SSN 50, Dipol in 8m Höhe
Dunkelgrün ITU-S/N-Mindestwert für schwundbehaftete Bedingungen
Hellgrün ITU-S/N-Mindestwert für stabile Funkbedingungen


Vergleiche auch die Optik von A1A 5 Watt (siehe QRP-Seite) mit obigen J3E 100 W!

Problem Fading: Wichtig ist die Bewertung zwischen den schwundbehafteten und den stabilen Funk-Bedingungen. In dieser Quelle wird eine Schwundreserve von 11,5 dB angegeben, ein Wert von fast zwei S-Stufen. Dies entspricht einem Vergleich von 53 Watt zu erlaubten 750 Watt oder 5 Watt QRP zu 71 Watt Sendeleistung! Damit wird klar, warum leistungsfähige(re) Stationen (subjektiv) weniger von Schwundeinbrüchen betroffen sind und (viel) weniger darüber klagen als weit schwächere Stationen.

Praktische Konsequenz: Bei mäßigen oder geringen Sendeleistungen kann die Übertragungssicherheit durch eine niedrigere Morsegeschwindigkeit vergrößert werden, da fehlende Zeichen bei Auftreten problematischer Schwundtiefen und störender Schwundhäufigkeiten minimiert werden. Dabei könnten auch wegen sprachlicher Redundanzen Inhalte "erraten" und somit verstanden werden.

Höhere Morsegeschwindigkeiten erfordern höhere Bandbreiten. Mit der doppelten Morse-Geschwindigkeit ergibt sich auch eine doppelte Bandbreite (s.o.) und damit auch eine Verschlechterung des Signal-/Rauschverhältnisses um 3 dB, bei vierfacher Geschwindigeit (z.B. 60 BpM auf 240 BpM) sogar um 6 dB! Eine Verbesserung des Signal-/Rauschverhältnis durch eine langsamere Geschwindigkeit bedeutet zugleich, dass bei "gleichen Hör-Ansprüchen" die Sendeleistung um den gleichen dB-Wert vermindert werden könnte. Damit wird deutlich, dass bei grenzwertig-schwachen Verbindungen, besonders im QRP-Betrieb, eine Reduzierung der Geschwindigkeit gewinnbringend ist.

Schwierige CW-Verbindungen an Rauschgrenzen sind durch den "QRS-Hörgewinn", verbunden mit einem psychoakustisch empfohlenen ± 500 Hz-Mithörton und schmal und störungsfrei eingestellten Filter vielleicht immer noch möglich.

Wichtig werden diese ITU-Werte bei der Berechnung von Funkstrecken mit HF-Prognoseprogrammen. Dazu wird neben anderen Eingaben auch der korrekte NF-Geräuschabstand oder der HF-Signalabstand benötigt. Grundlagen dazu sind im Umfeld der empfehlenswerten Programme VOACAP/ITSHFBC zu finden.


S/N-Vergleich Computer-Digitalverfahren und Morsetelegrafie

Im Rahmen einer Untersuchung von KT2Q wurden mit Hilfe eines Ionosphären- Simulationsprogramms unterschiedliche Soundkartenverfahren verglichen. Das Ziel war die Ermittlung des jeweils geringst möglichen Signal-/Rauschabstandes (S/N). Für jeden dieser Tests wurde der internationale Quick-Brown-Fox-Testsatz verwendet.

Die populären "Non-Ragchew-Verfahren" JT9, JT65, FT8 etc. des WSJT-Pakets sind hier nicht vermerkt.

Im Folgenden wird der Basistest ("Direct path - no Ionospheric distortion") vorgestellt. Weitere Tests zeigten systemtypische Unterschiede einzelner Verfahren aufgrund unterschiedlicher ionosphärischer Ausbreitungs-/Störungsarten und Breitengraden.


Ergebnisse: S/N
Jason Turbo (Fast) -25dB
PSKAM10 -20dB
PSK10 -18dB
Contestia 500/32
DominoEX-4
FEC-31
THROBX-4
-15dB
-15dB
-15dB
-15dB
MFSK16
THOR11
-14dB
-14dB
CW 20 WPM
RTTYM
Contestia 500/16
-13dB
-13dB
-13dB
THOR16
Olivia 500/16
MFSK31
-12dB
-12dB
-12dB
Olivia 500/8
PSK31
-10dB
-10dB
CHIP-64
DominoEX-11
MT63 1K
Olivia 500/4
-8dB
-8dB
-8dB
-8dB
PSK63
Feld Hell
-7dB
-7dB
CHIP-128
RTTY 45
-5dB
-5dB
PAX2 -2dB
HFPacket (300baud) +1dB


Die Messungen lassen erkennen, dass im Beispiel die Morsetelegrafie gegenüber einer Reihe von Verfahren in der Empfindlichkeit sehr wohl unterlegen ist. Andererseits ist aber auch zu erkennen, dass die Morsetelegrafie als ein einfaches und unmittelbares "menschliches" Verfahren anderen Systemen weiterhin überlegen bleibt!

Weitere Hinweise zu S/N-Vergleichen finden sich auch in den Beschreibungen des Soundkartenprogramms MULTIPSK.
[Quelle: Digital Mode HF Path Simulation,
  Yahoogroup Digitalradio, 09/2008]


Taste
Das Morsen in der Betriebsart A1A ist somit nicht nur die bautechnisch einfachste Funkbetriebsart, sondern auch ein sehr frequenzökonomisches Verfahren mit geringer Bandbreite und sehr hoher Sicherheit.

Die Morsetelegrafie ist auch dann noch möglich, wenn bereits viele andere Übertragungsverfahren versagen. Es genügen einfache hochfrequente Ein-Aus-Signale mit der Morsetaste!

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