2.3.5           Erläuterung Aussagen Geschwister Scholl – Flugblatt VI

Sophie Scholl bezieht sich bei ihrer Aussage auf das gleiche Flugblatt wie ihr Bruder, das am 12. Februar 1943[721] vervielfältigt wurde.[722] Ihre Beschreibung könnte vermuten lassen, sie war kurzfristig zur Flugblatt-Herstellung in München. Dafür existiert sicherlich kein Nachweis. Die Flugblattauflage bestand rechnerisch aus 3000 Exemplaren. Sophie Scholl müsste sich vom 5. bis 14. Februar 1943 in Ulm bei den Eltern befunden haben.[723], [724] Sophie Scholl konnte die Informationen detailliert durch ihren Bruder erfahren. Entscheidend ist nicht nur die Frage, nach wie viel vervielfältigten Flugblattseiten sich ein Schablonenabriss ereignete, nach 200 oder 3000 2 = 1500 Flugblattseiten, sondern auch, wie viele mit der neuen Schablone noch vervielfältigt werden konnten. Zu keinem Zeitpunkt konnte ein Hektograph mit einer einzigen Mastervorlage 200 Vervielfältigungen, auch kein Matrizendrucker mit einem einzigen Umdruckoriginal 200, 1000 oder gar 1500 Vervielfältigungen möglich machen. Alleine die mässige Vervielfältigungsqualität von Hektograph und Matrizendrucker widerspricht jeder Vorstellung einer Vervielfältigung von Flugblättern. Die Haltbarkeit war vor den 60er Jahren, was den Matrizendrucker betrifft, absolut schlicht und nichts für die Dauer von Jahrzehnten.[725], [726] Für den Klassiker Hektograph war eine wesentliche Qualitätssteigerung nie in Sicht.