2.2.6           Firmengeschichte Greif/ROTO und Debego

Mangels Zuordnung der Fabrikationsnummern, über diese das Baujahr ermittelt werden kann, ist die Firmengeschichte von Bedeutung. Die Firmengeschichte des Mutterunternehmens Greif-Werke Goslar am Harz und Tochterwerk ROTO und Debego-Werke Königslutter am Elm geht aus einem internen Dokument der Greif-Werke von 1982 hervor.[618] Die Firmengründung wird ebenfalls durch die Autorin Ulrike Duda bestätigt.[619]

Debego Kurztypen-Flachvervielfältiger, rechts an der Bodenplatte mit Hengstler Zähl-werk, weit vor 1921, Zusammenschluss 1921 ROTO und Debego Werke Königslutter, Privatbesitz

Abbildung 137: Debego Kurztypen-Flachvervielfältiger, rechts an der Bodenplatte mit Hengstler Zähl-werk, weit vor 1921, Zusammenschluss 1921 ROTO und Debego Werke Königslutter, Privatbesitz

    Am 2. Mai 1902 gründete Carl Bruer die Firma Deutsche Bürobedarfsgesellschaft Bruer & CO. KG. Der Hersteller vertrieb Bürobedarfsartikel und auch Vervielfältigungsapparate. Im Jahr 1917 wird die "Deutsche Bürobedarfsgesellschaft" in "Greif-Werke" umbenannt. Der Markenname GREIF[620], [621] wurde nach dem I. Weltkrieg weltweit zu einem bekannten Begriff für Bürobedarfsartikeln höchster Qualität. Bedingt durch den II. Weltkrieg konnten sich die Greif-Werke nur unter grossen Schwierigkeiten am Markt halten. Die Fabrikation Büromaschinen/Vervielfältiger wurde bereits im Jahr 1921 von Goslar getrennt und als Tochterunternehmen nach Königslutter am Elm unter dem Namen ROTO- und Debego Werke Königslutter geführt. Auf einigen Vervielfältigungsapparaten sind beide Firmenembleme, Greif und ROTO zu sehen. Auch eine gewisse Ähnlichkeit in der äusseren Aufmachung der Apparate ist erkennbar. Auf der Webseite "Der Kaiserdom zu Königslutter" findet sich ein Bericht vom März 1962 über die Anfänge der ROTO-Werke in Königslutter.[622] Im Februar 1921 seien die bereits 9 Jahre alten ROTO-Vervielfältiger aus Goslar nach Königslutter mitgebracht worden. Der Start begann mit fünf Personen. Durch die Gegebenheit der Firmengeschichte kann das Herstellungsjahr des ROTO-PREZIOSA frühestens ab 1921 angenommen werden. Naheliegend, möglicherweise wurde der Werksname und die Produktbezeichnung ROTO durch die angewandte Technik der Rotationsvervielfältigung abgeleitet. Wie die Namenserweiterung ROTO- und Debego Werke Königslutter zustande kam, konnte bisher nicht geklärt werden. Vermutlich ist ein weiterer Firmenpartner, Debego, bei der Unternehmenserweiterung in Königslutter hinzugekommen. Bisherige Firmendokumente konnten das nicht klären. Allerdings fand ich mehrere hochqualitative Vervielfältigungsapparate von Debego und eine Werbeschrift. Der Firmengründer Carl Bruer verstarb 1939 im Alter von 70 Jahren. Abbildung 136 zeigt den ersten Rotationsvervielfältiger ROTO-1.[623] Beide Werke, aus Goslar und Königslutter, wurden 1964 an den Pelikan-Konzern der Firma Günther Wagner übereignet.[624] Wie mir scheint, trauern noch heute Teile der Bürgerschaft ihren Greif-Werken und ROTO-Werken nach.