1.1.1           Altersbestimmung Remington Portable 2

Der erste Buchstabe der Seriennummer steht für das Modell der Schreibmaschine, N für Kleinschreibmaschine Remington Portable 1 und Remington Portable 2. Der zweite Buchstabe steht für den Monat der Herstellung mit folgender Codierung:

P = January, M = February, L = March, K = April, X = May, S = June, V = July, E = August, D = September, C = October, Z = November, A = December

Die erste Ziffer ist die letzte Ziffer des Herstellungsjahrs der 20er Jahre z. B. NL 82533M, "8" steht im Beispiel für das Jahr 1928. Die restlichen vier Ziffern geben die Reihenfolge der hergestellten Schreibmaschinen an. Der Herstellungsmonat wird durch den zweiten Buchstaben "L" beschrieben, der im Beispiel für März steht. Die Originalschreibmaschine mit der Seriennummer NL 82533M, wurde folglich den Angaben nach im März 1928 gebaut.[408]

   Nach dem 15. Februar 1943 wurden aus Sicherheitsgründen der Vervielfältigungsapparat ROTO-PREZIOSA und die Remington Schreibmaschine in den Keller des Ateliers von Manfred Eickemeyer in die Leopoldstrasse 38a gebracht.[409], [410], [411] Viel später wird im Gedenkbuch der 15. Februar 1943, aus flugblatttechnischer Sicht, eine wichtige Schlüsselrolle einnehmen. Gisela Schertling hinterliess der Nachwelt hierzu eine wichtige Beobachtung.[412] Erst mit der Beschlagnahmung war am 19. Februar 1943 die Identifizierung der Schreibmaschine, bezüglich Hersteller und Modell, möglich geworden. Zuvor wurde lediglich durch die Kriminaltechnische Untersuchungsstelle (KTU) München festgestellt, dass bei den letzten beiden Flugblättern alle Vervielfältigungsvorlagen (Schablonen) und ein Teil der Briefumschläge zur Adressierung auf derselben Schreibmaschine bearbeitet wurden. Mit der Beschlagnahmung der Schreibmaschine ergaben Analysen, mitgeteilt durch ein Schreiben der KTU München vom 21. Februar 1943, dass die Remington Schreibmaschine als Tatwerkzeug identifiziert wurde.[413], [414] Die Zuständigkeit zur Untersuchung von beispielsweise Urkunden und anonymen Schriftstücken lag ab 1939 nur noch beim Kriminaltechnischen Institut (KTI) der Sicherheitspolizei in Berlin. Einfache Untersuchungsmassnahmen konnten von Kriminalbeamten, mit entsprechender KTI Fortbildung in den örtlichen Untersuchungsstellen KTU, durchgeführt werden. Kriminalpolizei und Geheime Staatspolizei nutzten überwiegend, im Fall Weisse Rose, die KTU. Warum ist unklar. Einige Gutachten zu den Flugblättern erfolgten über die KTU. Weil die Geheime Staatspolizei München die KTI in ihren Ermittlungen einbeziehen musste, konnte die KTI in diesem Zusammenhang bei den Papieranalysen der Flugschriften feststellen, dass die Weisse Rose die gleiche Papiersorte verwendete wie die Bayerischen Motoren Werke in München. Daraufhin begann die KTU mit einer Massenuntersuchung an über 1100[415], [416] Schreibmaschinen bei den BMW-Werken. Nach ersten Festnahmen des Widerstandskreises wurden die Untersuchungen eingestellt. Die gesuchte Schreibmaschine wurde bei der Festnahme des Widerstandskreises beschlagnahmt und umfassend untersucht und als Tatwerkzeug erkannt.[417] Beim Institut für Zeitgeschichte finden sich auf Mikrofilm die nachgestellten Abschriften, die von der Geheimen Staatspolizei zu Vergleichszwecken gefertigt wurden.

Umschlag vom 16.2.1943, erstellt von Hans Scholl, Alexander Schmorell oder Willi Graf für München auf Remington Portable 2, © Katrin Seybold Dokumentations-DVD

Abbildung 52: Umschlag vom 16.2.1943, erstellt von Hans Scholl, Alexander Schmorell oder Willi Graf für München auf Remington Portable 2, © Katrin Seybold Dokumentations-DVD

    Briefsendung Abbildung 52 ergeht an eine Studentin der Ludwig-Maximiliens-Universität München. Im Studentenverzeichnis wird eine Studentin mit dem Namen Janssen geführt, jedoch wohnt sie in einer anderen Strasse. Dieser Brief wurde am 16. Februar 1943 zugestellt, beziehungsweise eine Zustellung versucht. Laut Bleistift-Vermerk wurde dieser vermutlich am 18. Februar 1943 bei der Polizei abgegeben.