4.5.8 Entwicklung der Schrift für (1) und (2)
Sofort Fixat (Flasche 2, braun) auf die Opalplatte geben und mit
Zellstoffwatte über die ganze Fläche und Kanten verteilen. Denselben
feuchten Wattebausch mit Vervielfältigungsfarbe versehen und kräftig
über das noch unsichtbare Negativ reiben, bis die Schrift in allen
Einzelheiten scharf hervortritt. Mit frischer Zellstoffwatte die
Feuchtigkeit von der Platte bis auf einen Hauch leicht
abwischen.[338]
Vorsicht: Viele chemische
Substanzen aus damaliger Zeit sind hochgradig giftig,
ätzend, gesundheitsschädlich und zum Teil auch krebserregend! Bei
alten Gebrauchsanleitungen fehlen im allgemeinen Gefahrenhinweise.
Der Opalograph zeigt
eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Vervielfältigungsverfahren des
Lithographen. Das trifft jedoch nicht auf die verwendeten
Chemikalien zu. Der Opalograph ist
so konstruiert, dass ihn jeder Laie problemlos bedienen kann, junge
Menschen, wie auch Schüler. Die Anwendung ist fast sofort
einsetzbar. Für die erste Vervielfältigung braucht der Lithograph,
wegen chemischer Einwirkzeiten, bis zu mehreren Stunden.
In
Bedienungsanleitungen wird auffallend die Qualität der
Vervielfältigungen angepriesen. Ein Auszug aus einer Werbeschrift: «Der
"Opalograph" gestattet Vervielfältigungen in die Tausende von einem Original
(Urschrift) in photographischer Deutlichkeit und in beliebiger
Tintenfarbe. Die Abdrücke machen nicht den Eindruck von
Vervielfältigungen (Abklatschen oder Schablonierung), sondern den
eines handschriftlich geschrieben d. h. persönlichen Briefs. Der
Brief, wie ihn der "Opalograph" vervielfältigt, wandert nicht in den Papierkorb! Besonders wichtig für
die Versender von Rundschreiben, Offerten etc. Die Vervielfältigung
kann außer in dem Ton der Druckerschwärze auch in andere
Farbentinten erfolgen z. B. blasschwarz, rot, blau, grün violett,
sogar in Gold, Silber, Kupfer etc. Zur Herstellung des
Handschrift-Originals verwendet man jede beliebige Feder, auch
Zeichen- und Rundschrift-Feder, ebenso Reisfeder, Rastral (für
Musiknoten), Pinsel oder sonstige Mal- und Zeichengeräte.»
Die Gebrauchsanweisungen zum Opalograph wurden durch modifizierte chemische Rezepturen verständlicher und ihre Anwendung einfacher. Dies zeigt sich auch bei den dazugehörigen wichtigsten 20 Patentschriften. Viele Patentschriften wurden zum Opalographen bereits um 1910 eingereicht.