4.4.4          Mimeograph – Vervielfältigungspapier

Bei der Vervielfältigung mit Mimeographen wird vorzugsweise saugfähiges Papier verwendet, das als Saugpost oder Saugpostpapier bezeichnet wird. Saugpostpapier hat wenig oder keine Anteile an Holz, die Oberfläche ist mittelfein bis rau[310] und gleicht in dieser Eigenschaft heutigem Werkdruckpapier. Gute Vervielfältigungsergebnisse, insbesondere was auch die Papierzuführung in den Vervielfältigungsapparat eines Rotationsvervielfältigers betrifft, lassen sich mit Standardpapier 130 g/m² gut bewerkstelligen. Bei weniger Gewicht hängt das Papier labbrig durch und führt gelegentlich zu Papierstau. Leicht raues Saugpostpapier bzw. Werkdruckpapier gelangt störungsfreier durch eine automechanische Papierzuführung in den Vervielfältigungsapparat. Hier sind bei entsprechendem Papiervolumen auch Papiere mit 70-80 g/m² möglich. Mit leicht rauer Oberfläche gelingen sehr gute Vervielfältigungsergebnisse und das gilt für dünnes Werkdruckpapier ab ca. 1,13-fachen Volumen mit 80 g/m².[311] Das entspricht einer Papierdicke von etwa 0,14 mm. Gestrichene Papiere, wie heutiges Standardpapier, führen zu langen Trocknungszeiten der ölhaltigen Vervielfältigungsfarbe. Die feuchten Oberflächen der frisch vervielfältigten Papiere verwischen leicht durch Kontakt mit der Hand oder mit der Umgebung. Letzteres geschieht bereits während der Vervielfältigung, wenn die fertig vervielfältigten Blätter aufeinander in den Auffangkorb fallen. Direkt nach der Vervielfältigung muss das Papier trockengelegt werden, bevor das nächste vervielfältigt wird. Der Aufwand ist bei einer grossen Vervielfältigungsauflage entsprechend hoch. Die Laufrichtung des Saugpapiers verläuft senkrecht zu den Drucktrommeln und verhält sich damit konträr zum Matrizendrucker.[312], [313] Bei korrekter Laufrichtung, Abbildung 38, wellt sich durch die ölhaltige Vervielfältigungsfarbe nach der Vervielfältigung das Saugpostpapier nicht. Das Vervielfältigungspapier für Mimeographen wird als Abzugspapier und nicht als Umdruckpapier bezeichnet. Auch hier sollte die Fachsprache gewahrt bleiben.[312]

Papierschnitt/Laufrichtung, Privatbesitz

Abbildung 38: Papierschnitt/Laufrichtung, Privatbesitz

    Die Ethnolinguistik zum Begriff Saugpost konnte nicht befriedigend herausgearbeitet werden. Andere geläufige Begriffe wären Rohrpost, Feldpost, Brieftaubenpost, Morgenpost, Tagespost, Nachmittagspost, Luftpost, Schnellpost, oder Schneckenpost. Letzter Begriff kann bestimmt nicht ernstgemeint sein, sondern reflektiert vielmehr einen Gemütszustand einer echauffierten Person. Denkbar, nach Beendigung einer Vervielfältigungsaktion mit saugfähigem Papier entstand während einer feuchtfröhlichen Nacht der einst schnittige Ausdruck Saugpost, der später in der Fachwelt zum Weltbegriff wurde, denn in Notzeiten des I. und II. Weltkrieges waren zeitweise nur rationiert oder vorübergehend keine Briefumschläge erhältlich. So wurden Werbeschriften aus Saugpostpapier oder Briefpapiere zu einem Umschlag gefalzt, auf dessen unbeschriebener Rückseite die Adresse für den Empfänger geschrieben werden konnte. Mit dieser Problematik war auch der Widerstandskreis konfrontiert.[314] Damit das Gebilde als Umschlag hielt, wurden zur Fixierung kleine Klebestreifen verwendet. Irgendwann verbreitete sich ein lustiger Gedankeneinfall des zusammengesetzten Wortes Saug-Post-Papier. Nun kennt die Welt heute nicht die "wahre Begebenheit zum Saugpostpapier", doch so ähnlich könnte sich die Geschichte zugetragen haben.