4.3.2         Matrizendrucker –  Vervielfältigungspapier

Sehr schwierig gestaltete sich die Suche nach detaillierten Angaben zum Vervielfältigungspapier und vor allem nach dazugehörigen Quellennachweisen. Wie beim Mimeographen muss auch beim Matrizendrucker Umdruckoriginal, Spiritusgemisch und Papiersorte für optimale Vervielfältigungen, minutiös abgestimmt sein. Folglich existieren unterschiedliche Umdruckpapiere in Abhängigkeit der Umdruckanwendung, Hektograph, Steindruck oder für ORMIG usw. Die Umdruckpapiere weisen gewisse Ähnlichkeiten auf, doch bestehen teilweise spezifische Unterschiede. Bei meinen Recherchen konnte mir nichts Besseres widerfahren, als mit einem früheren Werksangehörigen der ORMIG-Organisationsmittel GmbH dankenderweise in Kontakt zu kommen. Horst Berkemeyer arbeitete nach Kriegsende fast 40 Jahre lang für ein Tochterunternehmen der ORMIG-Organisationsmittel GmbH. Er reiste im Firmenauftrag durch die Welt und verfügt über enorme Kenntnisse zur Technik und zum Vervielfältigungspapier der damaligen Zeit und auch über die unterschiedlichsten Kulturen der Gesellschaft und zum politischen Weltgeschehen von damals wie auch heute. Er kennt natürlich auch die Mitbewerber wie die Greif-Werke und die ROTO- und Debego-Werke. Speziell vertrieben die Greif-Werke beispielsweise den Matrizendrucker Modell Greif 185, 191 und andere oder die ROTO-Werke den Oldtimer Centograph. Aus erster Hand von einem historischen Fachexperten kann nun Folgendes zur Beschaffenheit zum Umdruckpapier für den Matrizendrucker als Quellenangabe wiedergegeben werden.[218] Zum Vervielfältigen mit Matrizendruckern wird ein satiniertes,[219] holzhaltiges, geleimtes, mittelfeines Papier verwendet. Eine geeignete Papierbezeichnung wäre Umdruckpapier für Spiritusanwendung nach dem ORMIG Umdruckverfahren von Wilhelm Ritzerfeld.[220] Umdruckpapiere für den Matrizendrucker brauchen eine glatt gestrichene Oberfläche meist angereichert mit Füllstoffen, um genügend Glätte zu erreichen. Durch die Oberflächenglättung werden Unebenheiten durch Höhen und Tiefen ausgeglichen, ansonsten erscheinen auf den Vervielfältigungen unschöne fleckenartige Gebilde. Ein Merkmal für schlechte Papierqualität oder ungeeignetes Umdruckpapier. Aus diesem Grund sind Papierarten beim Matrizendrucker mit rauer Oberfläche unerwünscht. Geglättete Oberflächen erreichen zudem eine hohe Wiedergabequalität.[221] Der Leim mindert die Saugfähigkeit des Papiers und wirkt dem Fliesscharakter der feuchten Anwendung des Matrizendruckers entgegen. Das Umdruckpapier unterscheidet sich wegen der geringeren Saugeigenschaft gegenüber dem Vervielfältigungspapier für Mimeographen.[222] Saugpostpapier ist zur Vervielfältigung mit einem Matrizendrucker deshalb vollkommen ungeeignet. Umdruckpapiere dürfen nicht beliebig gestrichen bzw. beliebig geleimt sein, sondern benötigen erprobte Rezepturen für die Herstellung dieser speziellen Vervielfältigungspapiere. Dies betrifft selbstverständlich auch die Füllmaterialien zur Glättung der Papieroberfläche. Standardisiertes Umdruckpapier enthält für gewöhnlich Holzanteile, was dem Papier eine gelblich, bräunliche Farbe verleiht. Der Holzanteil hemmte das Durchscheinen zwischen Vorder- und Rückseite vervielfältigter Papiere. Experte Horst Berkemeyer spricht bezüglich der Transparenz von Opazität. Je höher der Wert der Opazität, umso geringer transparent erscheint das Papier und die Texte sind für das Auge angenehmer zu lesen, insbesondere doppelseitige Schriften. Durch den Holzanteil erhält das Papier eine höhere Dichte, was die Transparenz herabsetzt. Allerdings resultieren aus dem anteiligen Holz grosse Probleme bezüglich der Langlebigkeit solcher Umdruckpapiere. Frühere Umdruckpapiere erhielten während der Herstellung chemische Zusätze und durch Holzanteile den Stoff Lignin, aus dem sich über chemische Reaktion eine Säure entwickelt und durch einen schleichenden Prozess allmählich das Papier zerstört.[223], [224] Von Nöten waren dringend,[225] die beschreiben, wie Papier für eine optimale Lagerung beschaffen sein muss, ohne dass dieses sich allmählich selbst zerstört. Die Laufrichtung verläuft bei standardisiertem Umdruckpapier parallel zum Druckzylinder.[226] Die Laufrichtung bzw. der Faserverlauf entsteht durch die Laufrichtung während der maschinellen Herstellung von Papier. In Abhängigkeit der Anwendung hat jedes Papier seine eigene Laufrichtung und wird entsprechend zugeschnitten. Um Wellenbildung bei Büchern zu vermeiden, ist die Laufrichtung parallel zum Buchrücken.[227]