8.4           Willi Graf

«Als ich Mitte Januar 1943 in den späten Nachmittagsstunden mich in der Wohnung des Scholl aufhielt, hat mir dieser im Beisein seiner Schwester Sophie, den auf der Schreibmaschine gefertigten Entwurf zu einem Flugblatt mit der Überschrift: An alle Deutsche, zu lesen gegeben.»[2300]

«Erst etwa 8 Tage später, es dürfte etwa am 20. Januar gewesen sein, teilte mir Hans Scholl mit, ich möge an einem vorher bestimmten Nachmittag zu ihm in die Wohnung kommen, und ihm bei der Herstellung von Flugblätter behilflich sein. Als ich wie verabredet an dem betreffenden Tag (20. oder 21.1.43) in der Wohnung des Scholl kam, waren ausser Scholl dessen Schwester auch Schmorell anwesend. Bei meinem Eintreffen vielleicht gegen 17 Uhr, war Scholl Hans gerade damit beschäftigt, die erforderlichen Wachsmatrizen zu beschreiben. Bei der nachfolgenden Vervielfältigung haben wir uns gegenseitig unterstützt, d. h. wir haben uns beim Abziehen (durchdrehen) gegenseitig abgelöst[2301]

«Schon an dem Abend, als wir die erwähnten Flugblätter in der Wohnung Scholl herstellten, teilte mir Hans Scholl mit, dass diese Flugblätter in der kommenden Nacht in München verbreitet werden sollten und dass ich dabei behilflich sein solle.»[2301]

«Manchmal habe ich selbst den Vervielfältigungsapparat bedient oder ich habe mich mit dem Ordnen der durchgedrehten Flugblätter beschäftigt. Als ich an jenem Abend die Schollsche Wohnung etwa um 20 Uhr verliess, waren etwa 2000 bis 2500 Flugblätter fertig gestellt. So viel ich weiss, haben die Geschwister Scholl und Schmorell nach einem weggehen weiter gearbeitet, bzw. noch weitere Flugblätter hergestellt, wieviel insgesamt, vermag ich nicht anzugeben.»[2301]

«So viel ich mich erinnern kann, wurden die oben besprochenen Vervielfältigungen etwa am Mittwoch den 27.1. in der Wohnung Scholl hergestellt und in der folgenden Nacht durch Scholl, Schmorell und mich in den Strassen von München ausgestreut.»[2301]

«Am Freitag, den 12.2.43 fuhr ich abends um 20,15 Uhr nach Gaisach bei Lenggries zum Schifahren. Noch vor der Abfahrt begab ich mich etwa um 16 Uhr in die Wohnung Scholl, wo Hans Scholl oder Schmorell gerade damit beschäftigt war, die Matrize für das Flugblatt mit der Überschrift: Studentinnen, Studenten bzw. Kommilitonen, Kommilitoninnen zu schreiben. Noch in meinem Beisein wurden von Scholl und Schmorell mit der Herstellung von Abzügen begonnen, es klappte aber zuerst nicht richtig und schließlich musste ich weg, weil ich mich zur Abfahrt nach Gaissach richten musste. Am Sonntag, den 14.2. gegen 22 Uhr kam ich von Gaissach in meine Wohnung nach München zurück. Erst am folgenden Tag gegen 18 Uhr begab ich mich in die Wohnung Scholl, wo Hans und Sophie damit beschäftigt waren, die bereits mit der Anschrift versehenen Flugblätter (Kommilitoninnen, Kommilitonen) zuzukleben und postfertig zu machen. Ich habe beim Zukleben dieser sogenannten Wurfsendungen und dem Aufkleben der Briefmarken mitgeholfen. Auch Schmorell, der nachträglich zu uns kam, hat sich dieser Arbeit beteiligt. Es waren meiner Schätzung nach 800 bis 1000 Studenten, die auf dem Postweg mit dem erwähnten Flugblatt versehen wurden[2302]