8.3           Alexander Schmorell

«Um das Flugblatt "Weisse Rose" massenhaft herstellen zu können, hab ich im Sommer 1942 in der Sendlingerstr. (glaublich Fa. Baierl) einen Vervielfältigungsapparat gekauft. Diesen verbrachte ich in meine Wohnung, wo wir - also Scholl und ich - gemeinschaftlich etwa 100 Abzüge hergestellt haben.»[2293]

«Auch bei der Herstellung und Verbreitung des Flugblattes "Weisse Rose", Ausgabe 2 und 3, haben wir in der gleichen Weise verfahren. Ich bezeichne also auch diese beiden Ausgaben als mein und Scholl's geistiges Eigentum, weil wir alles gemeinschaftlich getan haben. Wir haben uns in der Wohnung meiner Eltern, wo ich ein eigenes Zimmer im 2. Stock habe, so verhalten, dass meine Eltern unmöglich etwas davon gemerkt haben konnten.»[2293]

«Im Gegensatz zum Flugblatt "Weisse Rose" haben wir das Flugblatt "Aufruf an alle Deutsche" in der Wohnung des Scholl verfasst, vervielfältigt und vertrieben»[2294]

«In der Wohnung des Scholl haben wir gemeinsam auf der besagten Schreibmaschine, Marke Remington, den Text des Flugblattes "Aufruf an alle Deutsche" niedergeschrieben. Ausser mir und Scholl war bei der Niederschrift niemand zugegen. Im Zimmer des Scholl haben wir diesen Flugblattext mit einem Vervielfältigungsapparat massenhaft hergestellt[2294]

«Wir gingen nun beide daran das neue Flugblatt "Studentinnen, Studenten" zu entwerfen und zu verbreiten. Ich habe in der Wohnung des Scholl das Flugblatt "Studentinnen, Studenten!" auf der dort vorhandenen Remington-Schreibmaschine geschrieben. Den Text dazu haben Scholl und ich gemeinsam verfasst, unsere Entwürfe ausgeglichen und den Inhalt für unsere Sache als passend befunden[2295]

«Ich erwähne ausdrücklich, dass Graf mit der Abfassung dieses Flugblattes nichts zu tun, also in keiner Weise mitgewirkt hat. Eine besondere Einladung ist an Graf nicht ergangen. Er kam zufällig, wie an den übrigen Tagen auch, in die Wohnung des Scholl um sich mit uns zu unterhalten. Ich kann mich nicht erinnern, dass Graf beim Durchlesen des von uns verfertigten Flugblattes etwa Einwände gemacht hätte. Er ist vielmehr unserem Ansinnen beim Abziehen dieser Flugblätter mitzuhelfen, nachgekommen. Ich glaube mit ruhigem Gewissen angeben zu können, dass wir von diesem Flugblatt etwa 3000 Stück hergestellt haben. Mit der Vervielfältigung dieser Flugblätter haben wir einige Tage vor dem 16.2.43 schon im Laufe des Nachmittags begonnen. Mit dieser Arbeit wurden wir gegen Abend fertig. Solange ich bei der Vervielfältigung dabei war, waren ausser mir im Zimmer des Scholl Willi Graf und Scholl selbst zugegen. Ob dabei auch Sofie Scholl mitgeholfen hat, kann ich nicht sagen, weil ich gegen Abend weggegangen bin. Um diese Zeit haben Hans Scholl und Willi Graf noch gearbeitet. Es wäre möglich, dass sich die Sofie Scholl nach meinem Weggehen daran beteiligt hat[2296]

«Zum Beschriften dieser Flugblätter verwendeten wir in der Wohnung des Scholl zwei Schreibmaschinen und zwar die Remington-Maschine und eine Erika-Reisemaschine, die der Hauswirtin des Scholl gehört[2297]

«Diese Frau Schmidt weiss nichts davon, dass wir in ihrer Wohnung staatsfeindliche Flugblätter hergestellt und verbreitet haben. Wahrscheinlich weiss Frau Schmidt gar nicht, dass Scholl die Maschine benutzte. Beim Zusammenfalten bzw. Verkleben der Flugblätter hat uns Willi Graf geholfen. Auch einen Teil der Marken hat Willi Graf aufgeklebt. Hans Scholl, Willi Graf und ich haben die von uns verfertigten Flugblätter gemeinsam zu verschiedenen Postämtern getragen und dort am 15.2.43 in den späten Abendstunden aufgegeben. Es mag ungefähr 22:00 Uhr gewesen sein.»[2298]

«Als wir mit dem Abziehen unserer Flugblätter fertig waren haben wir den Vervielfältigungsapparat aus reinen Sicherheitsgründen in das Anwesen Leopoldstr. 38, Ateliergebäude, in den Keller verbracht.»[2299]

«Ende Januar kamen Hans Scholl und ich auf den Gedanken eine staatsfeindliche Propaganda auch noch durch Anschmieren mit "Nieder mit Hitler!" und "Freiheit!" zu verstärken. Zu diesem Zwecke fertigte ich eine Schablone "Nieder mit Hitler!" in meiner Wohnung an und verbrachte diese zu Scholl, um diese in den darauffolgenden Nächten zu verwenden.»[2299]