1.1           Schreibmaschinen-Suche

Heinz Brenner hatte für seinen persönlichen Schriftverkehr zwei verschiedene Schreibmaschinen zur Auswahl. Eine Schriftanalyse könnte die unbekannte Schreibmaschine, mit der Heinz Brenner 1941 die Euthanasie-Predigt von Bischof Graf von Galen für den Opalographen auf Schablone übertrug, preisgeben. Am auffälligsten sind die geschriebenen Zahlen des Flugblatttextes. Nach Ziffer 2 ist jede zweite Zahl tiefer gestellt (3, 5, 7, 9). Ziffer 1 kann mit einem kleinen L geschrieben worden sein. Die Zahl vier zeigt sich mit ihrem linksseitigen Bogen sehr auffällig. Die Ziffer 8 hat schöne, gleichmässige Rundungen, die obere ist geringfügig kleiner als die untere und die 8 ist grösser als die Ziffer 2.

    Nachdem ich mit meinen Mitteln zur Schreibmaschinenuntersuchung nicht weiterkam, weil ich schlichtweg auf Spezifikationen der damaligen Schreibmaschinenhersteller nicht zurückgreifen kann, bat ich nochmals den namhaften und zugleich erfahrenen Experten, der vor wenigen Jahren noch beim Landeskriminalamt (LKA) tätig war, zur Ermittlung der verwendeten Schreibmaschine. Ihm stehen zur Auswertung über 300 000 Proben zur Verfügung. Zur Analyse kamen die beiden Flugblattseiten über die Predigt der Euthanasie von Bischof Graf von Galen, die Heinz Brenner im Oktober 1941 vervielfältigte und ein Brief, der augenscheinlich mit der gleichen Schreibmaschine am 24. Juli 1941 an Hans Hirzel geschrieben wurde. Der Experte für Urkunden und Maschinenschriften Bernhard Haas teilte mir dankend nach seiner Schriftanalyse mit: «…die Begutachtung der vorliegenden, gescannten Schriftstücke und die Archivrecherche erbrachten folgende Ergebnisse: Die Maschinenschrift des Flugblattes (Vorder- und Rückseite) "Predigt des Bischofs von Münster" und die Maschinenschrift des "Ulmer Briefes" vom 24.7.41 sind systemidentisch und stammen von einer ROYAL-Schreibmaschine (Baujahr 1927-1934), die mit Royal-Schrifttypen ausgerüstet ist. Dementsprechend besteht zwischen dem höchstmöglichen Alter der verwendeten Schreibmaschine und der Datierung kein Widerspruch. Zur weiteren Information kann ich Ihnen mitteilen, dass es sich bei der klassifizierten ROYAL-Schreibmaschine um ein Reisemodell (möglicherweise die Modelle A, B, C oder O) handelt. Die Seriennummer kann bis 400 000 (Bj. bis 1934) eingegrenzt werden. Anzumerken wäre noch, dass ca. 12 verschiedene Grundmuster der Royal-Typen (Pica) existieren.»[2011]

Heinz Brenner, Heinrich Heidler, Fridolin Heidler und unbekannte Schüler, Okto-ber 1942, 1. Blatt, Vorderseite, Privatedition vom Original

Abbildung 246: Heinz Brenner, Heinrich Heidler, Fridolin Heidler und unbekannte Schüler, Okto-ber 1942, 1. Blatt, Vorderseite, Privatedition vom Original

Heinz Brenner, Heinrich Heidler, Fridolin Heidler und unbekannte Schüler, Okto-ber 1942, 1. Blatt, Rückseite, Privatedition vom Original

Abbildung 247: Heinz Brenner, Heinrich Heidler, Fridolin Heidler und unbekannte Schüler, Okto-ber 1942, 1. Blatt, Rückseite, Privatedition vom Original

Schriftbild Schreibmaschine von Heinz Brenner

Abbildung 248: Schriftbild Schreibmaschine von Heinz Brenner

ROYAL Portable

Abbildung 249: ROYAL Portable Model P, Royal Typewriter Company, New York, P59579, Privatbesitz

    Heinz Brenner nahm die Schreibmaschine auf Reisen mit. Das macht das Schriftbild der Schreibmaschine erkenntlich. Er verwendete die Schreibmaschine in Ulm und in Hagnau.[2012] Aufgrund dessen kommt nur ein leichter transportabler Schreibmaschinentyp in Betracht. Zwischen der Seriennummer 6000 (1927) und 400.000 (1934)[2013] liegen drei sehr ähnliche Typen von ROYAL-Schreibmaschinen vor. Die Maschinen weichen nur geringfügig voneinander ab. Die korrekte Maschinenbezeichnung wäre ROYAL Portable Modell P und zwei Übergangsmodelle A (1934) und O (1932). Wichtig war das Analyse-Ergebnis von Bernhard Haas auch hinsichtlich der Bearbeitung der Schablonenvorlagen für den Opalographen. Als nächster Schritt ist eine originalgetreue Flugblatt-Herstellung zu ehren von Bischof Graf von Galen, Pater Adolf Eisele, Heinz Brenner und den Brüdern Heinrich Heidler und Fridolin Heidler und unbekannte Schüler angedacht. Eine öffentliche Vervielfältigung vor der Bevölkerung, wo jeder ein Flugblatt kostenlos mitnehmen darf, lässt noch Jahrzehnte auf sich warten.[2014] Irgendjemand wird bestimmt eine solche Ehrerweisung eines Tages für mich übernehmen. Für diesen feierlichen Tag bereite ich technisch alles bestmöglich vor. "Wenn das möglich werden würde, was so viele denken, werden wir alle unter Euch sein…"