4           Zitate

«Als ich mich zur Herstellung und Verbreitung von Flugblättern entschlossen habe, war ich mir darüber im Klaren, dass eine solche Handlungsweise gegen den heutigen Staat gerichtet ist. Ich war der Überzeugung, dass ich aus innerem Antrieb handeln musste und war der Meinung, dass diese innere Verpflichtung höher stand, als der Treueid, den ich als Soldat geleistet habe. Was ich damit auf mich nahm, wusste ich, ich habe auch damit gerechnet, dadurch mein Leben zu verlieren.»[1957]

Hans Scholl bei seiner Vernehmung gegenüber der Geheimen Staatspolizei am 20. Februar 1943.

Der Vernehmungsbeamte stellt die Schlussfrage: «Während der Gesamtvernehmung, die sich über zwei volle Tage erstreckte, haben wir zwischendurch, wenn auch nur streiflichtartig, verschiedene politische und weltanschauliche Fragen besprochen. Sind Sie nach diesen Aussprachen nun nicht doch zu der Auffassung gekommen, dass man Ihrer Handlungsweise und das Vorgehen gemeinsam mit Ihrem Bruder und anderen Personen gerade in der jetzigen Phase des Krieges als ein Verbrechen gegenüber der Gemeinschaft insbesondere aber unserer im Osten schwer und hart kämpfenden Truppen anzusehen ist, das die schärfste Verurteilung finden muss.»

«Von meinem Standpunkt muss ich diese Frage verneinen. Ich bin nach wie vor der Meinung, das Beste getan zu haben, was ich gerade jetzt für mein Volk tun konnte. Ich bereue deshalb meine Handlungsweise nicht und will die Folgen, die mir aus meiner Handlungsweise erwachsen, auf mich nehmen.»[1958], [1959]

Antwort von Sophie Scholl am 20. Februar 1943 an den überzeugten[1960] Nationalsozialisten.

«Meine Gedankengänge oder besser gesagt meine Idee wollte ich durch die später hergestellten Flugblätter der Masse des deutschen Volkes verständlich machen. Dabei war ich mir von Anfang an klar darüber, dass sich das deutsche Volk, solange es von Adolf Hitler geführt wird, meiner Idee nicht restlos anschliessen kann. So erklärt sich auch meine Gegnerschaft zum Nationalsozialismus. In der gegenwärtigen Zeit konnte ich mich also nicht damit begnügen nur ein stiller Gegner des Nationalsozialismus zu sein, sondern ich sah mich in der Sorge um das Schicksal zweier Völker verpflichtet, meinen Teil zur Veränderung der Verfassung des Reiches beizutragen. In der Person des Scholl erblickte ich einen Mann, der sich rückhaltlos meiner Idee angeschlossen hatte. Wir zwei versuchten deshalb durch die Herstellung und Verbreitung unserer Druckschriften das deutsche Volk auf die Möglichkeit einer Kriegsverkürzung hinzuweisen. Wenn wir in unseren Flugblättern zur Sabotage aufforderten, so gingen wir von dem Gedanken aus, dadurch den deutschen Soldaten zum Zurückgehen zu zwingen. Wir haben darin die günstigste Lösung für beide Teile (für Deutschland und Russland) gesehen und überhaupt nicht daran gedacht, dass wir der feindlichen Macht jetzt im Kriege Vorschub leisten und der Kriegsmacht des Reiches einen besonderen Nachteil zufügen würden. Wir waren uns jedoch darüber klar, dass die Herstellung von staatsfeindlichen Druckschriften eine Handlung gegen die nationalsozialistische Regierung darstellt, die im Ermittlungsfalle zu schwersten Bestrafungen führen würde. Was ich damit getan habe, habe ich nicht unbewusst getan, sondern ich habe sogar damit gerechnet, dass ich im Ermittlungsfalle mein Leben verlieren könnte. Über das alles habe ich mich einfach hinweggesetzt, weil mir meine innere Verpflichtung zum Handeln gegen den nationalsozialistischen Staat höher gestanden ist.»

Alexander Schmorell bei seiner Vernehmung am 26. Februar 1943[1961]

Nichts deutet darauf hin, dass Alexander Schmorell ein Gnadengesuch einreichte.[1962]

Ich war mir darüber im Klaren, dass meine Handlungsweise und zwar die der Herstellung und Verbreitung von Flugschriften und die geistige Förderung hierzu eine Handlungsweise gegen den heutigen Staat darstellt. Bewusst war ich mir auch, dass im Ermittlungsfalle ich mit den schwersten Strafen rechnen musste. Trotzdem habe ich das Wagnis auf mich genommen in der festen Überzeugung, dass auf keinem anderen Wege eine Abstellung der furchtbaren Schäden, in die das deutsche Staatswesen durch die Ereignisse der letzten 4 Jahre gestürzt worden ist, möglich sei.

   Ich bin der festen Überzeugung, dass dem Deutschen Volke noch vor dem Verlust des Krieges die Augen darüber geöffnet werden müssen, in welcher Lage wir uns wirklich befinden. Ich habe vorzüglich damit gerechnet, dass derartige Flugblätter zur Kenntnis nicht nur des Volkes, sondern der höheren und höchsten Stellen der Partei kommen müssen und dort den Eindruck der vorgebrachten Tatsachen nicht ganz verfehlen werden. Für mich ist es unmöglich in einem Staatswesen der heutigen Struktur weiterzuleben und einen Beruf als Philosophiedozent auszuüben, der mich täglich und stündlich in die denkbar schwersten Konflikte mit der Staatsauffassung der heutigen Parteiführer bringt. Ich betone nochmals, dass ich eine ganze Reihe nationalsozialistischer Forderungen nur mit Freude und vollstem Verständnis beistimmen konnte. Ich sehe in der Entwicklung des heutigen Reiches in den vier Kriegsjahren nur den Abfall von gerechten Forderungen, die die Partei einst gestellt hatte. Ich weiss, dass meine Haltungsweise illegitim ist, aber sie ist genauso illegitim, wie die Handlungsweise einer grossen Reihe tapferer Nationalsozialisten, die durch ihren Mut den Sturz des demokratischen Regimes mit herbeigeführt haben.

Ich bitte die heutige Vernehmung abbrechen zu dürfen.

Professor Kurt Huber (Dr.), Vernehmung vom 1. März 1943[1963]

«Das Attentat muss erfolgen, Coute que Coute. Denn es kommt nicht mehr auf den praktischen Zweck an, sondern darauf, dass die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und der Geschichte den entscheidenden Wurf gewagt hat.»[1964], [1965]

Henning von Tresckow an Graf von Stauffenberg im Juni 1944.

«Niemand von uns kann über seinen Tod Klage führen. Wer in unseren Kreis getreten ist, hat damit das Neussushemd angezogen. Der sittliche Wert eines Menschen beginnt erst dort, wo er bereit ist, für seine Überzeugung sein Leben zu geben.»1964, 1965

Henning von Tresckow zu Fabian von Schlabendorff 1944 am Tag seines Freitodes

 

«Sie sollen weitertragen, was wir begonnen haben.»[1966]

Willi Graf, Abschiedsbrief an seine Schwester 1943 mit der Bitte an die Freunde

«Wenn ich ihn in der engen Zelle am kleinen Tisch arbeiten sah, den sicheren Tod vor Augen, aber trotzdem die Feder, seine gefährliche Waffe, emsig und sicher über das Papier führend, dann war mir das ein erschütterndes Bild von der geistigen Situation Deutschlands: Der Geist war eingekerkert und zum Tode verurteilt!»

Pfarrer Ferdinand Brinkmann über Professor Kurt Huber, katholischer Gefängnisgeistlicher

«Gesellschaftlicher Fortschritt ist nur über Minderheiten möglich, Mehrheiten zementieren das Bestehende.»

Bertrand Russel (1872-1970), engl. Mathematiker und Philosoph

«Und ihr Geist lebt trotzdem weiter!»[1967]

Hans Leipelt und Marie-Luise Jahn zur Erinnerung an Hans Scholl, Sophie Scholl und Christoph Probst, 1943

«Ich bin vollkommen ruhig. Es geht auf der Welt um so wichtige Dinge, da ist ein Leben, das erlischt, nicht sehr viel. …Dieser Tod passt zu mir. Mag sein, dass wir nur ein paar Narren waren; aber kurz vor Toresschluss hat man wohl das Recht auf ein bisschen ganz persönliche historische Illusion.»[1968]

Harro Schulze-Boysen zu Weihnachten 1942 an die Eltern

«Es sollen einmal andere besser und glücklicher leben dürfen, weil wir gestorben sind.»[1971]

Pater Alfred Delp, Abschiedsbrief 1945 vor seiner Hinrichtung

«Allzu schnell ist vergessen, was Ziel der damaligen Widerstandsbewegung war. Ein Kampf um Gedankenfreiheit, freie Meinungsäußerung, Freiheit der Lebensgestaltung, Toleranz und Wahrung der Menschenrechte.»

Eugen Grimminger 1971 an Thorsten Müller

«Denn ich gehe hinüber in dem Bewußtsein, meiner tiefen Überzeugung und der Wahrheit gedient zu haben. Dies alles läßt mich mit ruhigem Gewissen der nahen Todesstunde entgegensehen.»[1969]

Alexander Schmorell, 13. Juli 1943, Abschiedsbrief an die Eltern.

«Ich habe mich im Sinne von Kants kategorischem Imperativ gefragt, was geschähe, wenn diese subjektive Maxime meines Handelns ein allgemeines Gesetz würde. Darauf kann es nur eine Antwort geben! Dann würde Ordnung, Sicher­heit, Vertrauen in unser Staatswesen, in unser politisches Leben zurückkehren.»[1970]

Professor Kurt Huber (Dr.) vor dem Volksgerichtshof

«Wenn wir schon uns mit einer Epoche abfinden müssen, in der die größere Wahrscheinlichkeit für ein vorzeitiges Lebensende steht, so sollten wir doch wenigstens dafür sorgen, daß es einen Sinn hat zu sterben - gelebt zu haben.»1971

Adam von Trott zu Solz, Notizbucheintrag von 1935

«Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben hingibt für seine Freunde.»

Pfarrer Karl Alt (Dr.) bei der Segnung von Hans Scholl und Sophie Scholl

«Für eine so gute und gerechte Sache, ist der Einsatz des eigenen Lebens, der angemessene Preis.»[1971]

Julius Leber (Dr.), kurz vor seinem Tod

«Jeder Einzelne trägt die ganze Verantwortung. Für uns aber ist es die Pflicht, dem Zweifel zu begegnen und irgendwann eine eindeutige Richtung einzuschlagen.»[1972]

Willi Graf, 6. Juni 1942

«Auch im schlimmsten Wirrwarr kommt es darauf an, daß der Einzelne zu seinem Lebensziele kommt, zu seinem Heil kommt, welches nicht in einem äußeren 'Erreichen' gegeben sein kann, sondern nur in der inneren Vollendung seiner Person.»[1973]

Christoph Probst, 27. [Juli] 1942

«So ein herrlicher sonniger Tag, und ich soll gehen. Aber wieviele müssen heutzutage auf den Schlachtfeldern sterben, wieviel junges, hoffnungsvolles Leben... Was liegt an meinem Tod, wenn durch unser Handeln Tausende von Menschen aufgerüttelt und geweckt werden.»[1974]

Sophie Scholl, 22. Februar 1943

«Uns beseelt nur der Wunsch, glücklicher aus dem kommenden hervorzugehen, als es uns aus dem alten vergönnt war.»[1975]

Hans Scholl an Olga Habler, 28. Dezember 1942

«…wenn irgend etwas für das deutsche Volk nicht angenehmes und gutes bestimmt wird, so sollte das ganze Volk und jeder vom ganzen Volk, jeder Einzelne auf die Reichskanzlei gehen. Wenn es nun niemand macht, dann beweist das, daß 1. keiner den Schneid aufbringt und 2. daß keiner nach seinem Gewissen handelt.»[1976]

Heinz A. Brenner, Oktober 1943

«Wir haben alle unsere Maßstäbe in uns selbst, nur werden sie zu wenig gesucht. Vielleicht auch, weil es die härtesten Maßstäbe sind.»[1977]

Sophie Scholl, 16. Mai 1940

«Vergiß nie, daß das Leben nichts ist als ein Wachsen in der Liebe und ein Vorbereiten auf die Ewigkeit.»[1978]

Christoph Probst, Abschiedsbrief an seine Schwester

«Wir werden gehängt, weil wir gedacht haben.»[1971]

Helmuth James Graf von Moltke, an seine Frau aus der Todeszelle

«Die Forderung der freien Selbstbestimmung auch des kleinsten Volksteils ist in ganz Europa vergewaltigt, nicht minder die Forderung der Wahrung der rassischen und völkischen Eigenart»[1979]

Kurt Huber (Prof. Dr.) vor dem Volksgerichtshof

«Womit beschäftigen sich die meisten Menschen heute? Alles erscheint ihnen wichtig, nur die wichtigste Frage, nämlich nach dem ‚Sinn des Lebens‘ nicht!»

Christoph Probst

«Ich kann nicht abseits stehen, weil es für mich abseits kein Glück gibt, weil es ohne Wahrheit kein Glück gibt.»[1980]

Hans Scholl, 28. Oktober 1941

«Siehst Du, dies ist doch das Eigentliche, was allem Tun noch seinen Sinn und Wert gibt, daß es noch Menschen gibt, mit denen man zusammenleben kann, weil sie gleiche Anschauungen haben.»[1981]

Willi Graf, 15. Juni 1941

«Aber im Grunde kommt es ja nur darauf an, ob wir uns halten können in der Masse, die nach nichts anderem als nach Nutzen trachtet. Denen, um ihr Ziel zu erreichen, jedes Mittel recht ist.»

Sophie Scholl, 29. Mai 1940

«Seelenhärte ist das Abscheulichste unter den Menschen. Sie entspringt der letzten Lebensunfähigkeit und raubt dem Menschen das Eigentlich-Menschliche. Tapferkeit ist etwas ganz anderes.»[1982]

Hans Scholl, 25. Januar 1942

«Rückkehr zu klaren sittlichen Grundsätzen, zum Rechtsstaat, zu gegenseitigem Vertrauen von Mensch zu Mensch; das ist nicht illegal, sondern umgekehrt die Wiederherstellung der Legalität.»[1983]

Kurt Huber (Prof. Dr.) vor dem Volksgerichtshof

«Ich stellte allein Betrachtungen an, wie man die Verhältnisse der Arbeiterschaft bessern und einen Krieg vermeiden könnte... ...Die von mir angestellten Betrachtungen zeitigten das Ergebnis, dass die Verhältnisse in Deutschland nur durch eine Beseitigung der augenblicklichen Führung geändert werden könnten.»[1984]

Georg Elser, Vernehmungsniederschrift vom 21. November 1939

Hans Litten wollte es dem Zeugen Hitler nicht so einfach machen. Er warf ihm Terrortaktik vor und trieb ihn mit eigenen Zitaten zwei Stunden lang so in die Enge, daß Hitler zuletzt gezwungen war, seine Verfassungstreue (mit einem Meineid) zu beschwören. Im Prozess, Hans Litten: «Sie sagten, daß von seiten der nationalsozialistischen Partei keine Gewalttaten unternommen werden. Hat nicht Goebbels die Parole ausgegeben: Man müsse den Gegner zu Brei zerstampfen?» Adolf Hitler: «Das ist so aufzufassen, daß man die gegnerische Organisationen erledigen und vernichten muß. ...» 8. Mai 1931[1985]

Hans Litten, nahm sich am 5. Februar 1938 im KZ-Dachau das Leben

«Sie war immer aufopferungsvoller Ungehorsam. Widerstand ist die Weigerung, einem ungerechten Befehl oder Gesetz zu folgen, ist die Hilfe, die den Opfern eines bösen Staats geleistet wird»[1986]

Fritz Bauer (Dr.), Jurist und früherer Generalstaatsanwalt