3           Weisse Rose München – Was wäre aus ihr geworden?

Diese Frage kann nur überwiegend hypothetisch behandelt werden, doch in der Antwort finden sich auch einige logische Schlussfolgerungen aus bekannten Ereignissen insbesondere der letzten Tage ihres Handelns. Hans Scholl und Alexander Schmorell beschrieben bei Ihren Vernehmungen die ausgebliebene Reaktion auf ihre Flugblätter.[1929], [1930] Kapitel "Donnerstag, 18. Februar 1943" ab Seite 498 zeigt, wie akribisch nach einem Erfolg gerungen wurde. So blieb für eine bahnbrechende Aktion nur noch ein letzter grosser Wurf inmitten ihrer Universität am 18. Februar 1943. Die Art ihres Widerstandes entsprach bis zuletzt einer gewaltlosen Beeinflussung von Menschenmassen. Unabhängig vom Ausgang der Flugblattstreuung in ihrer Universität vermitteln ihre Überzeugungen und auch ihre Flugblattinhalte alles andere als Resignation. Im Gegenteil, wer ein so hohes Risiko eingeht wie zuletzt in der Universität, würde wohl kaum noch vor etwas zurückschrecken.

    Ein Vervielfältigungsapparat sollte am Tag der Festnahme über Eugen Grimminger an den Widerstandskreis übereignet werden.[1931] Sinn macht dies nur, wenn der Vervielfältigungsapparat mit einem automatischen Papiereinzug ausgestattet wäre. Ergo, mit moderner Technik sollen nach dem 18. Februar 1943 weitere Flugblatt-Aktivitäten angegangen werden. So hätte der Widerstandskreis mit höheren Flugblattauflagen mehr Menschen ansprechen können, doch hätte sich die Situation durch eine viel grössere Flugblattauflage wesentlich verändert? Vermutlich wären noch ein oder zwei Flugblattauflagen in Umlauf gekommen, dem spätestens danach eine Überdenkung ihrer Aktivitäten die Folge hätte sein müssen. Die Flugblätter des Widerstandskreises Weisse Rose dürften sich inhaltlich von den meisten Flugblättern, die während des II. Weltkrieges verbreitet wurden erheblich unterschieden haben. Belesene konnten die Handschriften bekannter Schriftsteller, Dichter und Denker, die den Weisse Rose Flugblättern zugrunde liegen, sicher erkennen und daraus tiefgreifende und vernünftige Schlüsse ziehen.[1932], [1933] Doch mehr dürfte sich nicht ereignet haben. Genau zu diesem Ergebnis kam die Weisse Rose enttäuschender Weise. Eine Parallele ergibt sich durch Robert Eisinger, der zusammen mit Emil Meier zur gleichen Zeit wie die Weisse Rose in München Flugblätter verbreitete.[1934] Robert Eisinger nutzte die Gelegenheit und befragte frühere kommunistisch orientierte Gesinnungsgenossen, ob die zugesendeten Flugblätter ankamen und wie sie darüber dachten. Sie hätten die Flugblätter gelesen und anschliessend verbrannt. Auf tiefergreifende Gespräche wollte sich keiner einlassen. Daraufhin stellte Robert Eisinger seine Aktivitäten zwischen September und Oktober 1943 wegen Zwecklosigkeit ein.[1935] Er vertrat die Auffassung, innenpolitisch seien die Probleme nicht lösbar, an der Front müsse dies ausgefochten werden. Bezogen auf den weiteren Verlauf des Krieges lag letztendlich Robert Eisinger mit seiner Einschätzung richtig. Allerdings, nicht nur, jedoch in erster Instanz auf Kosten von Millionen Frontsoldaten aller Nationen. Hingegen ergab sich für die Weisse Rose eine solche Rückfragemöglichkeit zwecks Resonanz auf ihre Flugblätter nicht. Die Engländer versuchten sich ebenfalls mit einer Vielzahl verschiedener Flugblätter, durch eine unglaubliche Auflage von etwa 6,5 Milliarden Exemplaren,[1936] die sie grösstenteils vom Himmel regnen liessen, im Landesinneren und an der Front und dies über Jahre. Schätzungen nach sollen etwa 30000 verschiedene Flugblätter erschienen sein.[1937] Der Krieg konnte mit dieser Methode nicht massgeblich beeinflusst werden. Auch die Engländer konnten nicht voraussagen, was ihre Flugblätter letztendlich bewirken würden. Von etwa 350000 bis 400000 desertierten Soldaten wurden ungefähr 46000 entdeckt und davon 23000 zum Tode verurteilt und hingerichtet.[1938]

    Der Präsident der Orenburger gemeinnützigen Stiftung "Eurasia", Igor Chramow, schreibt in seinem Buch: «Unter ihnen waren Kommunisten und Sozialdemokraten, katholische und protestantische Christen, Kriegsdienstverweigerer, Deserteure, sogenannte Wehrkraftzersetzer und Kriegsverräter, Retter von Juden und anderen Verfolgten, also auch viele "kleine Leute in Uniform". Allerdings darf man sich kein falsches Bild von der Größenordnung des deutschen Widerstandes machen. Er umfasste weit weniger als ein Prozent der Bevölkerung. Zu denen, die für den Widerstand gegen das Hitler-Regime sogar ihr Leben einsetzten und es dann verloren, gehörten die Mitglieder der "Weißen Rose".»[1939] Inwieweit Passierscheine, die in die Freiheit führen sollten, genutzt wurden, Abbildung 236 und Abbildung 237, dürfte anhand der bekannten Zahlen nicht sehr hoch sein. Dass die Flugblätter der Alliierten spürbar den Kriegsverlauf beeinflussten, stellte sich nicht ein. Der II. Weltkrieg wurde bis zum bitteren Ende geführt, später sogar mit rekrutierten Kindersoldaten, die der Führer in Berlin bei Belobigungen persönlich "tätschelte". Klaus Kirchhof, der sich Jahrzehnte mit dem Thema Flugblätter auseinandersetzte, schreibt in seinem Buch: «Die drakonischen Urteile oder Goebbels taktische Überlegungen zur Abwehr der Feindpropaganda durch den Zeitplan für eine offensive Propaganda sind Symptome einer Wirkung, die den Ablauf des Krieges trotz ungeheuerlicher Anstrengungen nicht sichtbar beeinflussen konnte[1940] Auch Berlin musste erst einmal Erfahrungswerte zur Wirkungsweise von Flugblättern sammeln. Kampfhandlungen wurden oft durch gezielte Falschmeldungen überschattet.[1941] Der Unrechtsstaat konnte sich nie sicher sein, ob Flugblätter eines Tages vielleicht doch das eigene Volk gegen sie aufbringen würde. Vielleicht änderte sich zunächst die Einstellung einzelner Soldaten und auch einzelner Bürgerinnen und Bürger, doch mehr konnten die Texte durch die Blätter unter dem Terrorregime kaum bewirken. Eine Disposition dürfte sicherlich bei Betroffenen schon zuvor vorhanden gewesen sein, die dann den Aufrufen der Flugblattautoren folgten. Die Überprüfbarkeit des Wahrheitsgehalts von Mediensendungen und von Flugblättern dürfte schwierig gewesen sein. Leichtgläubigkeit oder vorgefasste Meinungen waren ganz sicher nicht hilfreich, um die Intension der Flugblattinhalte zu verstehen. Ich habe sehr viele Flugblätter der Alliierten gelesen und vermisse glaubwürdig wirkende Inhalte, die einigermassen überprüfbar und seriös im Kontext erscheinen. Ganz wenige erlangten eine Annäherung an die gestellte Intension. An der Front ergaben sich kaum Möglichkeiten für eine Überprüfung der heimlich aufgefundenen Flugblätter. Nur während des Heimaturlaubs konnten diese mit anderen Informationen und durch das Abhören von Auslandsnachrichten mit dem Radio verglichen werden. Erschwerend kam hinzu, dass die Soldaten einen Treueeid auf Adolf Hitler ableisteten. Einen Bruch mit dem Treueeid blieb nicht ohne Folgen auf Leib und Seele. Soldaten die Überlegungen anstellten eventuell die Waffen niederzulegen, brauchten gewisse Sicherheit darüber, dass die Flugblattinhalte auch so sind, wie sie es "versprechen". Adolf Hitler mit markigen Sprüchen übersehen, «…Stellt den Oberbanditen Hitler, den Henker der Völker, den Bluthund…»,[1942] reicht für die Niederlegung der Waffen kaum aus. Ebenso waren Zahlen über materielle Verluste, zurückeroberte Territoriale und gefallene Soldaten schlichtweg kaum überprüfbar. Die Flugblätter der Alliierten waren verständlich geschrieben und dürften durchaus eine breite Bevölkerungsschicht angesprochen haben, reichten aber nicht für die Herbeiführung eines Umsturzes aus. Die literarisch ausgelegten Weisse Rose Flugblätter I bis IV wurden von den ersten Adressaten sicher als solche erkannt und waren deshalb auch eine ideale Klientel. Umso grösser war die Enttäuschung innerhalb des Widerstandskreises, weil sie sich mehr Resonanz von ihnen erhofften, als das feststellbar war.[1943] Der Widerstandskreis erkannte die Situation und änderte daraufhin die Adressaten.[1944] Die letzten beiden Flugblätter dürften gerade wegen des sehr hochwertigen und anspruchsvollen Inhalts die Bürgerschaft nur bedingt erreicht haben. Um den Inhalt des V. Flugblatts im Detail zu verstehen, war eine gewisse belesene allgemeine Kenntnis notwendig. In ähnlicher Weise sah das der Gutachter Richard Harder, der durch eine Analyse der Flugblattinhalte nach Erkenntnissen über die Urheberschaft suchte. Im Gutachten kommt der Altphilologe beim V. Flugblatt zu der Erkenntnis, dass die Sprache der Flugblätter «in breiten Kreisen der Soldaten oder Arbeiter keinen Widerhall finden» würde.[1945] Manfred Eickemeyer soll Hans Scholl mitgeteilt haben, die Flugblätter seien zu akademisch, sie sollten präziser über den Massenmord berichten und bekanntgewordene Vorfälle konkret aufklären.[1946] Das VI. Flugblatt hingegen wurde an die Studentenschaft gerichtet. Sie dürften durch Wissbegierde in der Lage gewesen sein, sich die Inhalte anzueignen, sofern sie teilweise nicht geläufig gewesen sein sollten. Grundsätzlich waren ihre Überlegungen zur Verbreitung von Flugblättern und das Anbringen von Wandparolen nicht verkehrt. Keiner konnte vorweg wissen, dass ihr Bemühen keine feststellbare Reaktion auslösen würde. Erst mit der Durchführung wurde dies enttäuschend deutlich.

    Als Problem dürften sich gefälschte Bezugscheine für den Staat erwiesen haben, die ebenfalls als Flugblatt von den Alliierten abgeworfen wurden.[1947] Was dem Widerstand mit Flugblättern fehlt, ist eine öffentliche Wahrnehmung durch eine Person bzw. durch einen Personenkreis, dem vertrauensvoll gefolgt werden kann. Wenn auch selten, wurden Predigten von bekannten Geistlichen weltweit durch Flugblätter mit politischem Inhalt verbreitet. Dies dürfte der Hauptgrund gewesen sein, warum die BBC interessiert war, dass die Reden von Thomas Mann nicht mehr eigene Sprecher im Rundfunk verlasen, sondern wenigstens durch Originaltonaufnahmen über Schellackplatten in den Äther gesendet wurden.[1948], [1949], [1950] Wer will einer dunklen Gestalt, die sich im Untergrund befindet, folgen, ohne sie zu kennen, geschweige diese zu sehen. Natürlich konnte sich keiner aus dem Widerstandskreis in der Öffentlichkeit erkenntlich zeigen, um die breite Masse des Volkes selbst auf Kurs zu bringen. Dies scheint nur in einem demokratischen Land möglich zu sein, wo unter anderem auch Meinungsfreiheit besteht. Freie Rede schrieb Hans Scholl zurecht in seinem V. Flugblatt. Zu dieser Erkenntnis dürfte der Widerstandskreis nach weiteren Versuchen mit Flugblättern selbst gekommen sein. Den Alliierten blieb auf den mörderischen Vernichtungskrieg keine andere Wahl als selbst mit Krieg zur Verteidigung zu antworten.

Amerikanischer Passierschein mit welliger Papierstauchung, entstanden durch ei-ne umfunktionierte Rauchbombenanlage, Vorderseite, dankend gestiftet von Reinhard Danner

Abbildung 236: Amerikanischer Passierschein mit welliger Papierstauchung, entstanden durch ei-ne umfunktionierte Rauchbombenanlage, Vorderseite, dankend gestiftet von Reinhard Danner

Amerikanischer Passierschein mit welliger Papierstauchung, entstanden durch eine umfunktionierte Rauchbombenanlage, Rückseite, dankend gestiftet von Reinhard Danner

Abbildung 237: Amerikanischer Passierschein mit welliger Papierstauchung, entstanden durch eine umfunktionierte Rauchbombenanlage, Rückseite, dankend gestiftet von Reinhard Danner

Mit keiner Alternative wäre der Irrsinn, die Gier der Macht von Adolf Hitler und seinen Gefolgsleuten aufzuhalten gewesen. Wo stünde heute die Weltgemeinschaft, wenn die alliierten Truppen damals nicht eingegriffen hätten. So beschränkt sich, wenn auch mit harter Ausdrucksweise in weicher Sache, der britische Luftwaffenchef Sir Arthur Travers Harris zur Flugblatt-Verbreitung auf eine Umschreibung zu dem, was er vermutlich wirklich dachte. Als Offizier der Luftwaffe verstand er sich diplomatisch, um nicht zu sagen majestätisch auszudrücken, schliesslich wurde England von einer Königin repräsentiert und als ranghoher Offizier wusste der Sir wohlwollend die Contenance zu wahren: «Meine persönliche Sicht von der Sache ist, daß wir nichts weiter erreicht haben, als den Kontinent während fünf langer Kriegsjahre ausreichend mit Klo-Papier zu versorgen.»[1951]

    Die Weisse Rose wäre gezwungen gewesen, über eine ganz neue Strategie nachzudenken. Viele Möglichkeiten wären ihnen, nüchtern betrachtet, nicht geblieben. Entweder aufhören oder mit mehr Härte vorgehen. Ein Anfang war mit dem Tragen einer Handfeuerwaffe durch Hans Scholl gemacht. Die Autorin der Hans Scholl Biographie Barbara Ellermeier auf Seite 312, «[a]nscheinend sind die Scholl-Geschwister bereit, für ihre Ziele Waffengewalt einzusetzen...»[1952]

    Im III. Flugblatt schreibt Alexander Schmorell «Sabotage in Rüstungs- und kriegswichtigen Betrieben, Sabotage in allen Versammlungen, Kundgebungen, Festlichkeiten, Organisationen, die durch die nat.soz. Partei ins Leben gerufen werden. Verhinderung des reibungslosen Ablaufs der Kriegsmaschine (einer Maschine, die nur für einen Krieg arbeitet, der allein um die Rettung und Erhaltung der nat.soz. Partei und ihrer Diktatur geht). Sabotage auf allen wissenschaftlichen und geistigen Gebieten, die für eine Fortführung des gegenwärtigen Krieges tätig sind - sei es in Universitäten, Hochschulen, Laboratorien, Forschungsanstalten, technischen Büros. Sabotage in allen Veranstaltungen kultureller Art, die das "Ansehen" der Faschisten im Volke heben könnten. Sabotage in allen Zweigen der bildenden Künste, die nur im geringsten im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus stehen und ihm dienen. Sabotage in allem Schrifttum, allen Zeitungen, die im Solde der "Regierung" stehen, für ihre Ideen, für die Verbreitung der braunen Lüge, kämpfen. Opfert nicht einen Pfennig bei Strassensammlungen (auch wenn sie unter dem Deckmantel wohltätiger Zwecke durchgeführt werden. Denn dies ist nur eine Tarnung. In Wirklichkeit kommt das Ergebnis weder dem Roten Kreuz noch den Notleidenden zugute. Die Regierung braucht dies Geld nicht, ist auf diese Sammlungen finanziell nicht angewiesen - die Druckmaschinen laufen ja ununterbrochen und stellen jede beliebige Menge von Papiergeld her. Das Volk muss aber dauernd in Spannung gehalten werden, nie darf der Druck der Kandare nachlassen! Gebt nichts für die Metall-Spinnstoff- und andere Sammlungen! Sucht alle Bekannte auch aus den unteren Volksschichten, von der Sinnlosigkeit einer Fortführung, von der Aussichtslosigkeit dieses Krieges, von der geistigen und wirtschaftlichen Versklavung durch den Nationalsozialismus, von der Zerstörung aller sittlichen und religiösen Werte zu überzeugen und zum passiven Widerstand zu veranlassen!»

   Alexander Schmorell im Kontext gegenüber der Geheimen Staatspolizei München: «Soviel ich weiß, hat bei den Schmierereien nur Hans Scholl eine Schusswaffe bei sich mitgeführt, von der er auch Gebrauch gemacht haben würde, wenn wir ertappt worden wären[1953]

    Willi Graf zur Bewaffnung: «An jenem Abend, glaublich am 15.2.43, als Scholl, Schmorell und ich die Propagandabriefe zu verschiedenen Postämtern brachten, und anschliessend die Hetzparolen am Gebäude der Buchhandlung Hugendubel und an anderen Stellen anschmierten, hat Scholl vor Verlassen derselben geäussert, wenn er eine Waffe bei sich führe, fühle er sich sicherer. Ob Scholl dann tatsächlich eine Waffe mitgenommen hat, weiss ich nicht, kann aber möglich sein. Ich selbst hatte jedenfalls keine Waffe bei mir.»[1954]

    Auf irgendeiner Weise musste sich der Widerstandskreis versuchen und das waren zunächst realistisch umsetzbare Aktivitäten wie Flugblatt-Verbreitung und Wandparolen. Im weiteren Verlauf ihres Widerstandes hätte dem Widerstandskreis Weisse Rose eigentlich nur noch eine Möglichkeit zur Verfügung gestanden, wie das von Partisanengruppen bekannt ist. Hier hätten sie sich wirkungsvoll dem Unrechtsstaat, wie das Alexander Schmorell im III. Flugblatt schrieb, punktuell entgegensetzen können. Der Sachverhalt spricht eher dafür, in irgendeiner Form hätte der Freundeskreis Weisse Rose weitergemacht.

    Hans Leipelt und sein Umfeld stellten Überlegungen über eventuelle Sabotage- und Sprengstoffanschläge an. Hans Leipelt konkretisierte Szenarien wie er Sprengstoff von München nach Hamburg transportieren könne. Ein Ziel war die Lombardsbrücke in Hamburg, um den Nordsüdverkehr der Eisenbahn durch Hamburg zu unterbrechen, die Beschaffungen von falschen Ausweisen und Waffen.[1955] Abbildung 238 zeigt die Lombardsbrücke in Hamburg, die gesprengt werden sollte.[1956] Dafür hätte der Chemiestudent Hans Leipelt schon ordentlich Sprengstoff herstellen müssen.

    Der 20. Juli entschied sich, wie einige andere vor ihnen, für ein Attentat auf den "Führer". Wäre die Ausschaltung des "Führers" zu einem früheren Zeitpunkt erfolgreich gewesen, hätte dies Millionen Menschen vor dem sicheren Tod bewahrt. Hätten Georg Elser oder Graf von Stauffenberg, vielleicht auch andere Persönlichkeiten, geahnt wie ihr Leben enden würde, hätten sie eventuell bei der Ausführung ihrer Attentatsversuche sogar ihr Leben dafür eingesetzt. Sie wurden beide, für den Versuch, die Menschheit von dieser abscheulichen, krankhaften Macht zu befreien, hingerichtet. Selbstverständlich konnten beide nicht erahnen, wie ihr Vorhaben ausgehen würde.

Abbildung 238: Hans Leipelt, Hamburg Lombardsbrücke, Postkarte gelaufen 1910, Privatbesitz

Abbildung 238: Hans Leipelt, Hamburg Lombardsbrücke, Postkarte gelaufen 1910, Privatbesitz

    Wer an diese edlen Menschen denken und erinnern möchte, lässt sie in sein Herz und erzählt eines Tages ihre Geschichte den eigenen Kindern und später den Enkeln oder den Kindern in seinem sozialen Umfeld. So bleibt ihr ehrenwerter Charakter gewahrt und unvergessen und wer weiss, wird vielleicht eines Tages in irgendeiner Form vielversprechend nachgelebt. Entscheidend ist nicht über welchen Weg sich jeder versuchte, dem Schrecken, dem Elend und dem Leid, entgegenzusetzen. Entscheidend ist einzig und allein ihr einsamer Mut gegen das scheinbar Unbesiegbare. Wie bereits mit einem anderen Hintergrund zitiert, eine eindrucksvolle Überlieferung zum Widerstand findet sich in der Literatur durch die ersten sechs Zitate von Sophie Scholl, Hans Scholl, Alexander Schmorell, Professor Kurt Huber und Henning von Tresckow an die Nachwelt. Sie sprechen für alle, für den Widerstand des Einzelnen, für Widerstandsgruppen und für Partisaninnen und Partisanen, die sich Adolf Hitler und seinen Gefolgsleuten unbeirrt in den Weg stellten.