II. Einleitung

1          Ausgangssituation

Dem Anschein nach dürfte meine Arbeit nach 1943 die erste Untersuchung zum Widerstandskreis Weisse Rose und seinem weiten Umfeld, bezüglich der verwendeten Schreibmaschinen und Vervielfältigungsapparate und generell zur Flugblatt-Herstellung, sein. In all den Jahren ist mir während meinen Recherchen nichts Vergleichbares begegnet. In der Literatur und im Internet hat sich manche Annahme zur Flugblatt-Herstellung zum Widerstandskreis Weisse Rose und ihrem Umfeld zu einer eigenständigen Vorstellung entwickelt. Zur auffälligsten Annahme gehört das Vervielfältigungsverfahren selbst, das zur Flugblatt-Herstellung in München, von einer kleinen Schülergruppe in Ulm und zweier Widerstandskämpfer, ebenfalls aus München, angeblich Verwendung fand. Mit dem Vervielfältigungsverfahren geht die Arbeitsweise über die damalige Flugblatt-Herstellung einher. Zunächst wird auf die Weisse Rose in München Bezug genommen und anschliessend auch zum Widerstandsumfeld. Nach dem Krieg wurden zum Widerstandskreis Weisse Rose und zum Umfeld so gut wie keine technischen Details festgehalten. Eine differenzierte Auseinandersetzung blieb demnach aus. Nach heutigem Kenntnisstand ist vom Widerstandskreis Weisse Rose nur eine Schreibmaschine, eine Remington Portable 2, erhalten geblieben.[27] Diese wird vom Weisse Rose Institut e. V. in München verwahrt. Der Vervielfältigungsapparat Opalograph[28] von Heinz Brenner ist bei der KZ-Gedenkstätte Oberer Kuhberg in Ulm. Die Schreibmaschine Wanderer Klein-Continental[29] der Widerstandsgruppe Onkel Emil Berlin liegt der Weiße Rose Stiftung e. V. in München vor. Die im Buch gezeigten Vergleichsapparaturen entsprechen exakt den Originalen von damals. Folglich besteht auch eine Übereinstimmung mit den Herstellern und den Modellen. Die Seriennummern, sofern sie vorlagen, liegen sehr nahe beim Original. Lediglich fehlen Fingerabdrücke und DNA-Spuren der Beteiligten. Ohne baugleiche Widerstandsapparaturen wären viele Erkenntnisse nicht möglich gewesen, oder nicht so deutlich zum Vorschein gekommen.

    Nach der Vorgeschichte werden als Erstes die Grundlagen der damaligen Vervielfältigungstechnik vorgestellt, insbesondere Grundbegriffe zur Vervielfältigungstechnik. Dem Vervielfältigungsverfahren, das die Weisse Rose zur Flugblatt-Herstellung verwendete, folgt ein entwicklungsgeschichtlicher Nachweis der angewendeten Erfindung. Erst ab Seite 119 wird das Widerstandswerkzeug zur Flugblatt-Produktion vorgestellt. Ab Seite 291 klären umfassende Berechnungen, in welcher Zeit wie viele Flugblätter hergestellt und verarbeitet werden konnten. Gestützt werden die zeitlichen Berechnungen durch eine rekonstruierte Buchhaltung. Ein eingearbeitetes Bewegungsprofil zeigt ab Seite 390, wer wann, an was bei der Produktion beteiligt war. Aufgrund der vorausgegangenen Erkenntnisse wird ab Seite 498 der Donnerstag, der 18. Februar 1943, aus produktionstechnischer Sicht dargelegt, was an diesem Tag genau geschah und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zum Ende geführt haben dürfte. Das Weisse Rose Umfeld, das ihren Widerstand fortsetzte oder nach ihren Hinrichtungen an ihren Widerstand erinnerte, wird ab Seite 578 vorgestellt. Gegen Ende des Gedenkbuches folgt eine kurze Zusammenfassung über die neuen veränderungswürdigen Erkenntnisse und es schliesst mit dem Resümee.