5.1           Grundsatzaussage alles alleine bewältigt – Flugblatt V-VI

Aus der Vernehmungsniederschrift von Sophie Scholl geht hervor: «Ich erwähnte dies alles so ausführlich um zu zeigen, dass die beim Herstellen der Flugblätter zu bewältigende Arbeit bei der uns zur Verfügung stehenden Einrichtung von meinem Bruder und mir ohne weiteres bewältigt werden konnte. Mehr Arbeit und Zeitaufwand war notwendig, all die vielen Briefumschläge zu besorgen und zu adressieren. Lediglich beim Zukleben der Wurfsendungen war uns Schmorell am letzten Sonntag 14.2.1943 insoweit behilflich.»[967] Die 21-jährige Studentin Sophie Scholl versuchte, wie ihr Bruder, die Verantwortung auf sich und ihren Bruder Hans Scholl zu lenken, um so andere aus dem Widerstandsumfeld vor der Geheimen Staatspolizei München zu schützen. Die Geschwister Scholl brauchten augenscheinlich keine Unterstützung, schliesslich bewerkstelligten sie alles alleine. Also wurden Details zur Produktion und beteiligter Freunde heruntergespielt. Bei der Adressierung, Kuvertierung und Frankierung war dies aufgrund des hohen Zeitaufwands nicht ohne weiteres möglich und so hat Sophie Scholl den Sachverhalt auch korrekt wiedergegeben. Alexander Schmorell war bereits aktenkundig, jedoch konnte Sophie Scholl in dieser Phase ihren Kommilitonen Willi Graf bei ihrer Vernehmung noch weitgehend heraushalten.[967] Die Geschwister Scholl brillierten in einer Phase, als das eigene Leben erheblich gefährdet erschien. Inwieweit ihnen das selbst bewusst war, bleibt verborgen. Im Weiteren zeigt sich in der Vernehmungsniederschrift von Sophie Scholl, ihrem Bruder Hans Scholl, Alexander Schmorell und Willi Graf, dass drei Produktionseinheiten zur Flugblatt-Herstellung vorlagen, zwei für das V. und eine für das VI. Flugblatt. Aufgrund dieser Erkenntnisse und in Anlehnung der Gerichtsakten, konnten die Flugblätter nicht in zwei Nächten hergestellt werden.[968], [969] Darüber hinaus wurden, wenn auch innerhalb des Widerstandskreises abweichend, von jedem detaillierte und verwertbare Angaben zur Flugblattauflage gemacht, wer wie viele Flugblätter wo verbreitete und wo die Briefsendungen verblieben.[970]