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Seborga hin - Seborga her    (Stand 1997)

Die Lager sind gespalten. Es gibt Neider, Zweifler, Ignoranten, Vorsichtige, Befürworter, Mutige, Freunde, Interessierte.... "Man hört kaum noch etwas von Seborga. Scheint wieder eingeschlafen zu sein..."

Auf der Basis der Unwissenheit nähren sich Gerüchte am besten.

Einige identifizieren Seborga mit I1RBJ und sind dagegen, weil sie gehört haben, daß... Andere wissen sowieso alles besser. Man hätte.., man sollte...

Warum sind viele Dinge so und nicht anders gelaufen.

Noch vor einem Jahr hat man die Verselbständigungsbemühungen in Seborga in Fernseh- und Zeitungskommentaren belächelt. Inzwischen ist die Situation in Seborga so herangereift, daß man lieber das Wort nicht mehr in den Mund nimmt, geschweige einen Kommentar abgibt. Man könnte den Unmut Italiens heraufbeschwören:

Hierzu Bill Kennamer K5FUV:

..assured of one thing, that ARRL will not be the first organisation in the world to recognize Seborga as a new country. If Italy...

oder ein DARC-Vertreter:

... müssen bei Berichten aufpassen, die...politisch Partei ergreifen. Wir dürfen uns ... nicht in die Nesseln setzen.

Jetzt wissen Sie, warum nichts über Seborga zu hören ist. Seborga ist politisch zu heiß.

Lassen wir zunächst den Amateurfunk aus dem Spiel und wenden uns der Geschichte zu. Wir müssen weit zurück gehen.

- 954 schenkte der Graf von Ventimiglia den Äbten des Heiligen Honorats von Lerins ein großes Territorium. Dieses beinhaltete den Felsen von Seborga (Castrum Sepulcri zu jener Zeit genannt),
die Kirche St. Michael in Ventimiglia, den Hafen am Fluß Roya und die Insel Goretti.
Der Abt von Lerins wurde der erste Prinz von Seborga.

- 1079 wurde das Fürstentum durch den Kaiser als ein "Fürstentum des Romanischen Reiches" geweiht (Vienna act n.2716/1770)

- 1118 der Abt Prinz Edoard von Seborga weihte die ersten 9 Ritter des Heiligen Bernard von Clairvaux, namentlich Andre de Montbard, Hugues de Payns, Payen de Mont Didier, Geoffroy Bisol, Geoffroy de Saint-Omer, Hugues de Champagne, Archambaud de Saint Amand und die Äbte Gondemar und Rossal,
als Nachfolger der Jünger Christi.
Diese Ritter wurden die ersten "Ritter des Tempels", später auch weltweit als "Tempelritter" bekannt.
15 Großmeister der Tempelritter waren in den Folgejahren auch Prinzen von Seborga.

- 1666: Eröffnung der Münze Seborga, Schließung 1688 (Existenz eines Tagebuches der Äbte bis 1729)

- 1729: Verkaufsakt des Fürstentums durch die Äbte von Lerins an Vittorio Amedeo II von Savoi. Aber es gibt weder Eintragungen in den Besitztümern der Savoi-Familie noch im Königreich von Sardinien, dessen König Vittorio Amadeo war, auch nicht in den Folgejahren (Staatsarchiv Turin).
Man nimmt an, daß Vittorio Amadeo, seinerzeit Großmeister von Massonery, Befehl und Geld gab, das Fürstentum zu kaufen, um es dem Einfluß der Republik Genua zu entziehen und Seborga enger an die Traditionen der "Cathar-Alchemie" und des "Philosophischen Steines" zu binden (was immer das gewesen sein mag).

- 1759: es existieren Landkarten zum Fürstentum (Staatsarchive Genoa und Turin)

- 1748: Vereinbarung von Aquisgrana: Das Fürstentum Seborga existiert noch - es ist nicht Teil des Königreiches von Sardinien

- 1770: Wiener Act sagt aus, daß Seborga noch ein Fürstentum des Heiligen Romanischen Reiches ist

- 1814: Wiener Kongress: Nach dem Fall Napoleons trat Seborga nicht dem Königreich Sardinien bei wie die Republik Genoa

- 1861: das Fürstentum Seborga ist nicht unter den Gebieten, die sich zum Königreich Italien zusammenschlossen (Staatsarchiv in Rom)

- 1911: Akten zur Nominierung der Äbte in Seborga durch den König von Italien im Auftrag des vatikanischen Nullius Diocesis bis 1946. In der Konsequenz bedeutet dies, daß Seborga nicht durch
den Vertrag "Patti Lateranensi" zwischen dem Vatican und Italien betroffen war sondern selbständig und kirchlich dem Vaticanuntergeordnet.

- 1934: der Primierminister des Königreichs Italien Mussolini erkennt die Exterritorialität Seborgas an (Staatsarchive des Vatican). Auch militärische Unterlagen markieren das Gebiet Seborgas so aus. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges ist klar: Seborga war nie Italien.
Das wird auch gestützt durch das Jaltaer Abkommen.

- 1946: Es gibt keine Erwähnung Seborgas bei den Unterzeichnerländern (Constituente), als Italien Republik wurde.

- 1948 begann die italienische Administration, die von den damaligen 250 Einwohnern akzeptiert wurde. Diese hatten niemals wirklich den Unterschied zu einer Abt- oder Gemeinde-Administration in einem
Territorium außerhalb Italiens verstanden.

- 1962 begannen Historiker die Geschichte des Fürstentums zu studieren und kamen zu dem Schluß: Seborga existiert noch!

- 1963 wurde Giorgio I. zum Prinzen von Seborga gewählt. Beginnend im selben Jahr mit der Suche nach all den Papieren konnte jedoch erst 1993 mit Sicherheit gesagt werden, daß das Fürstentum nicht
zu Italien gehört.

- 1993 fand in Seborga eine Abstimmung statt. Die Bevölkerung konnte in einer freien geheimen Wahl abstimmen, ob sie Italiener zu Italien gehörend sein möchten oder Seborgianer zum selbständigen Fürstentum Seborga. Sie entschieden sich für Seborga.

- 1994: 28.Dez., die erste Briefmarke wurde herausgegeben - 1995: 8.Feb., der alte Prinzenpalast wurde Regierungssitz

- 1995: 23.März, die Münze von Seborga wurde wieder geöffnet (siehe Jahr 1666/88).

- 1995: 23.April, Volksabstimmung zum Landesgesetz mit 304 zu 4 Stimmen. Die "Verfassung" wurde angenommen, die Regierung unter Giorgio I. legitimiert, Seborga als selbstständiges Land zu vertreten.

- 1995: 24.April, der Luigino wird als Währung gültig (1 Luigino = 6 $, ist in 2 Währungen konvertierbar)
Soweit zur geschichtlichen Wiedergeburt Seborgas. Heute leben auf dem Territorium Seborgas 353 Seborgianer. Sie haben ihren Prinzen, Ihre Regierung, eigenes Geld und Briefmarken, Ausweise, Autokennzeichen, Telefonautomaten von SEBORGTEL, einen Radioclub und.. zahlen keine Steuern - noch nicht.

In Seborga leben auch 1600 Italiener, die nach 1946 zugewandert sind.

Scherzhaft sagte der Prinz Giorgio I. zur Presse: "Wir sind das Land mit den meisten Gastarbeitern"

Damit gibt es in Seborga natürlich auch jetzt immer noch die Lira und das wird sicherlich so bleiben. Es gibt in Monaco auch den französischen und in Liechtenstein den schweizer Franc - und das
ausschließlich.

Die Wirtschaft des Fürstentums wächst ständig, insbesondere der Blumenexport ist die Haupteinnahmequelle. Es gibt genug Reserven zur Deckung des Luigino. Auch die Grundstückspreise sind seit 1994 umdas dreifache gestiegen. Eine Steuererhebung und ein neues Banking- System wurde eingeführt.

"Nun, das hört sich alles sehr gut an", werden Sie jetzt sagen, "aber warum ist denn da noch nicht...".

Bisher haben wir noch nicht über die Menschen außerhalb Seborgas gesprochen und vor allem noch nicht über Politik.

Italien will nicht und kann Seborga theoretisch auch gar nicht anerkennen. Seborga ist nämlich viel älter als Italien. Ja, Seborga kann Italien anerkennen aber eben nicht umgekehrt.
Ist es nun schlamperte Protokollierung bei Staatsgeschäften gewesen?
Hat sich bei den Elefantenhochzeiten niemand um die Fliege gekümmert?
Ist es absichtliches Übergehen und so gewohnheitsrechtliches Einverleiben?

Wie dem auch sei, die Fliege ist da und Italien haut nicht mit der Klatsche zu... Auch das sollte zu Denken geben. Ob da nicht doch etwas sein sollte?

Es muß augenscheinlich ein Vertrag ausgehandelt werden. So ein Vertrag wie zwischen Frankreich und Monaco 1962 abgeschlossen wurde.
Ja, auch Monaco ist erst vor etwas mehr als 50 Jahren selbständig geworden.

Wegen dieser heißen politischen Situation wird es auch in nächster Zeit zu keiner DXCC-Anerkennung kommen. Eine DXCC-Anerkennung Seborgas bedeutet, sich gegen Italien auszusprechen. Es ist schon
mit Pratas und Scarborough schwierig genug gewesen, beiden China's recht zu tun. Verglichen mit Scarborough, S.M.O.M. oder Mont Athos, um nur einige zu nennen, scheint Seborga hundert mal prädestinierter.

Und schon sind wir beim Amateurfunk! Auch hierzu ein kurzer Abriß.

Zunächst zu den Rufzeichen. Auch die anfängliche Buntheit der Rufzeichen ist erklärbar.

I1A                   ist ein offizielles italienisches Sondercall von I1RBJ
IS1A                I1RBJ stellt einen Antrag bei der italienischen Telecom, um für 3 Monate von Seborga aus unter
                        einem Sonderprefix arbeiten zu dürfen und bekommt sie.
                        Der Prinz verbietet aber den Betrieb unter italienischem Rufzeichen.

IS1A/0S1A    war ein Agreement zwischen den Forderungen beider Seiten.
                       Da beschwerten sich doch die Belgier, es gäbe Verwechslungen mit dem damaligen
                       belgischen Sonderprefix OS.

IK/HC/1P      1S war durch Spratly besetzt.  1A (SMOM) durch die italienische PTT akzeptiert.
                       Warum also nicht 1P?  Man beachte den ordentlichen Rufzeichenaufbau.

1P                  wurde erst ab 23.April 1995 benutzt, als Seborga seine Selbständigkeit erklärte.

T8                  Antrag Seborgas an die ITU/Genf. Mr.Giroux / ITU versprach, diesen Prefix freizuhalten, bis der
                      Antrag der italienischen PTT vorliegen würde mit der Auflage, den Prefix 1P nicht mehr zu
                      benutzen. Für ein Nichtmitgliedsland der ITU muß das umgebende Land beantragen, also
                      Italien. Aber Italien tat nichts dergleichen.
                      T8 benutzen oder nicht benutzen, war die Frage?
                      Intrigen brachten es jedenfalls zustande, daß die ITU ausgerechnet den Prefixblock T8A-T8Z an
                      die Republik Belau vergab. Die Postbehörde dort hatte dies weder beantragt noch zur
                      Kenntnis bekommen. Sie vergab noch Jahre danach KC6-Rufzeichen.
                      Wieder war der Prefix weg!

T0                 Die Zahlen 0 und 1 werden nicht von der ITU vergeben. Das war seinerzeit auch der Grund für
                     die Nutzung von S0RASD. S0 ist kein ITU-Prefix, aber von der ARRL anerkannt worden.
                     Warum? Weil es OH2BH war, der damals das Land erstmals aktivierte??

Zur Zeit gilt in Seborga:

T00           Ehrenrufzeichen (z.B. frühere 1P) T01 Staatsangehörige
T02           Ortsansässige
T03           Sankt Michael Kirche
T04           Insel Goretti
T05,6,7    nicht vergeben
T08T        Direktion der Telecom
T09S       Seborga Amateurradioclub
T0/           zeitweise Rufzeichen

Unter folgenden Adressen können Sie noch mehr über das Fürstentum Seborga erfahren:

Webseite des Fürstentums in deutsch
Italienische Darstellung
Übersicht, Flagge, usw.
Weitere Meinungen
Zeitung "El Mundo"

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