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Geschichte der Telegrafie
Mechanischer Aufbau von Morsetasten an historischen Beispielen
Geltendes Prinzip heutiger Handtasten
- Die Morsetaste
- Die Klopfertaste
- Handhabung der Taste (noch heute
gültig!)
Siehe auch: Warum Morsetasten einen Schiebeschalter
besitzen
Im Ausbildungsbuch "Telegraphenschule für Post- und
Telegraphenbeamte" aus den Jahren 1888/1907 wird der mechanische
Aufbau von Morse- und Klopfertasten eindrucksvoll beschrieben. Die
nachfolgend zitierten Abschnitte sind aus Gründen der besseren
Lesbarkeit in zeitgemäßer Schrift dargestellt. Gleichwohl ist der
über hundert Jahre alte Sprachstil noch immer bemerkenswert.
Bemerkenswert ist auch der ähnliche - daher zeitlose - mechanische
Aufbau gegenüber heutigen Hub-Morsetasten.
Im Folgenden sind die historischen Unterschiede zwischen Morse- und
Klopfertaste deutlich zu erkennen. Auch gibt es eine fachgerechte
Antwort auf die Funktion eines kleinen seitlichen Morsetasten-Hilfshebels.
Die Morsetaste
"Auf einem Grundbrett sind drei parallele Messingschienen
befestigt. Die vordere Schiene wird mit dem Namen "Arbeits- oder
Telegraphieschiene", die mittlere mit dem Namen
"Mittelschiene"; die hintere mit dem Namen
"Ruheschiene", bezeichnet. Jede Schiene ist an der Seite mit
einer Klemmschraube versehen. (Fig.
24.)
In der Mitte der Arbeitsschiene und der Ruheschiene ist ein kleiner
Stift - Kontaktstift - fest eingeschraubt.
Die Mittelschiene ist an ihren Enden mit zwei aufrecht stehenden
Backen versehen, welche in ihrem oberen Teile die Axlager für den
um eine stählerne Axe drehbaren Messinghebel - den
"Tastenhebel" - tragen, die Axe kann mittels einer
seitlichen Stellschraube mehr oder minder leicht drehbar befestigt
werden.
An der unteren Fläche des Tastenhebels, den Kontaktstiften der
Arbeits- und Ruheschiene gegenüber, befinden sich ebenfalls
Kontaktstifte; derjenige am vorderen Teile des Tastenhebels besteht
aus einem mit gerändertem Kopf versehenen Schraubenstifte, welcher
mittels einer Gegenmutter in jeder Stellung festgelegt werden
kann.
Durch den hinteren Teil des Tastenhebels in der Nähe seiner Drehaxe
greift ein mittels Schraubenmuttern verstellbarer Stift, an dem
unten eine stählerne Spiralfeder befestigt ist. Durch die
Spannung der Feder wird der hintere Teil des Tastenhebels
niedergezogen und eine innige Berührung der beiden hinteren
Kontakte bewirkt. Mit ihrem unteren Ende ist die Spiralfeder
außerdem durch einen Draht mit der Mittelschiene metallisch
verbunden. Hierdurch wird eine gut leitende Verbindung zwischen dem
Tastenhebel und der Mittelschiene auch für den Fall gesichert, daß
die beiden Axlagern des Tastenhebels noch vorhandene leitende
Verbindung durch Öl, Rost usw. gestört werden sollte. Der hintere
Kontakt des Tastenhebels (der Kontakt der Ruheschiene) heißt der
Ruhekontakt *), der vordere Kontakt (auf der Arbeitsschiene)
heißt der Arbeits- oder Telegraphierkontakt. Der letztere
muß in der Ruhelage durch einen kleinen Zwischenraum (die Hubhöhe)
getrennt sein. Durch Drücken auf den am vorderen Teil des
Tastenhebels aufgeschraubten Ebonitknopf wird die Taste gehandhabt;
der Ruhekontakt wird alsdann aufgehoben. Nach dem Aufhören des
Druckes auf den Ebonitknopf kehrt der Tastenhebel durch die Wirkung
der Spiralfeder wieder in die frühere Ruhelage zurück.
Das vordere Ende des Tastenhebels ist mit einer Ebonithülse
bedeckt, um Berührungen der Hand mit dem Metall zu vermeiden, durch
welche man u. U. fühlbare elektrische Schläge erhalten kann.
Bei den neueren Tasten ist zur Verminderung des Geräusches beim
Arbeiten auf der Arbeits- und Ruheschiene je eine Blattfeder
angebracht.
An dieser Taste sind vor allen Dingen die Kontakte rein zu halten.
Diese Reinigung geschieht am besten mit ganz feinem
Schmirgelpapier, indem die Blättchen zwischen die Kontakte
geschoben und beim Niederdrücken der Taste zwischen den Kontakten
durchgezogen wird. Oft genügt zum Reinigen schon das Hindurchziehen
eines gewöhnlichen Stückchens weißen Schreibpapiers."
*) Die Stifte des Ruhekontaktes sind von Platin, diejenigen des
Arbeitskontaktes von Stahl.
Die Klopfertaste
"Der Betrieb mit Klopfern
gestattet eine größere Schnelligkeit des Arbeitens als der Betrieb
mit Morseschreibapparaten. Mit
Rücksicht hierauf wird im Klopferbetrieb eine leichtere Taste
angewendet.
A. Die Klopfertaste älterer Art.
Auf einem viereckigen Grundbett (Fig. 38) ist das mit zwei
seitlichen Backen b1 und b2 versehene kreuzförmige Messingstück M
mittels der Messingbolzen s1 und s3 befestigt. Das gedachte
Messingstück bildet die Mittelschiene der Taste; es ist durch einen
isolierten Draht mit der Klemme II verbunden. Die erwähnten Bolzen
haben - außer zur Befestigung von M - als Arbeits- bzw. Ruhekontakt
zu dienen; sie sind deshalb durch Ebonitfutter von dem Messingstück
M isoliert und an ihren oberen Enden mit Anschlagstiften
ausgerüstet. Der Bolzen s1 - der Ruhekontakt - steht mit der Klemme
I, der Bolzen s3 - der Arbeitskontakt - dagegen mit der Klemme III
durch isolierten Draht in leitender Verbindung.
Zwischen den Backen b1 und b2 der Mittelschiene ist der mit einem
flachen Ebonitkopf als Handhabe versehene stählerne Hebel H leicht
beweglich gelagert. An der unteren Fläche des Hebels, gegenüber von
s3, ist ein stählerner Kontaktstift eingesetzt; gegenüber von s1
befindet sich in dem Hebel eine Durchbohrung mit Muttergewinde; in
letzteres paßt die oben mit einem geränderten Kopf, unten mit einem
Platinkontakt ausgerüstete Schraubenspindel u, mittels welcher die
Hubhöhe der Taste dem Bedürfnis entsprechend geregelt werden kann.
Damit sich die Hubhöhe während des Arbeitens nicht ändert, ist die
Spindel u mit einer zum Festlegen dienenden Gegenmutter
versehen.
Eine der vorbesprochenen Spindel ähnliche (u1) greift durch den
vorderen Teil des Tastenhebels hindurch und stützt sich mit ihrem
unteren Ende auf eine an dem Messingstück M befestigte Spiralfeder,
deren Bestimmung es ist, den Tastenhebel wieder in die Ruhelage
zurückzubringen, sobald derselbe von dem Beamten nach stattgehabtem
Niederdrücken losgelassen wird. Durch Heben und Senken der Schraube
u1 kann die Spannung der Feder nach Bedarf verringert oder
vergrößert werden. Die gedachte Feder dient übrigens gleichzeitig
zur Sicherung einer gut leitenden Verbindung zwischen dem Tasthebel
und der Messingschiene s2. Zu dem gleichen Zwecke wird an den
neueren Klopfertasten zwischen dem Hebel H und dem Lagerbocke b2
ein Überbrückungsdraht angebracht.
Die Wirkungsweise der Klopfertaste ist - bei Arbeitsstrombetrieb -
die nämliche wie die der gewöhnlichen Morsetaste.
Um die Klopfertaste auch für den amerikanischen
Ruhestrombetrieb verwendbar zu machen, ist am Messingstück M
ein kleiner Hilfshebel h angebracht, welcher bei Anwendung der
gedachten Betriebsweise als Stromschließer zu dienen hat. Wird
dieser Hebel an den eigentlichen Tastenhebel herangedrückt, so
schiebt er sich unter das mit dem Arbeitskontakt (s3) verschraubte
Kontaktstück c3 und stellt so bei ruhender Korrespondenz eine
leitende Verbindung zwischen der Mittelschiene und dem
Arbeitskontakte her.
Bei Verwendung von Klopfern bildet jedoch der
Arbeitsstrombetrieb die Regel. Der besprochene Hilfshebel ist
daher entbehrlich; er ist von der Taste abzunehmen und als
Bestandteil des Apparats aufzubewahren.
B. Die Klopfertaste neuerer Art.
Die neue Klopfertaste (M. 99) ist der gewöhnlichen Morsetaste
(vergl. [...] Fig. 24) nachgebildet. Die auf dem
Grundbrette g (Fig. 39) parallel zueinander befestigten Arbeits-,
Mittel- und Ruheschienen s1, s2, s3 sind ebenso geformt, wie bei
den Morsetasten, sie haben jedoch schwächere Abmessungen. Auf den
Schienen s1 und s3 sind, wie bei den Morsetasten, Blattfedern f1
und f2 angebracht, um das Geräusch beim Arbeiten zu vermindern. Der
Tastenhebel H hat dieselbe Form, wie bei den Klopfertasten älterer
Art. Die bei letzteren vorhandene Vorrichtung zur dauernden
Verbindung der Arbeits- und Mittelschiene (Hilfshebel h und
Stromschlußfeder c3 in Fig. 38) ist weggefallen. Die Tasten können
daher für amerikanischen Ruhestrom nicht verwendet werden."
Handhabung der Taste
Bereits damals wurde auf die - noch heute gültige - Gebeweise hingewiesen! Diese muss
jedem Telegrafisten in Fleisch und Blut übergehen - zur Freude des
Hörers!
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DK5KE
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