Exponat - Historische Irrtümer

Vervielfältigungsapparat Irrtum: ORMIG RECORD-V

Jahrzehntelang wurde berichtet, die Weisse Rose habe ihre Flugblätter mit einem Hektographen oder einem ORMIG-Vervielfältiger hergestellt. Dies entspricht jedoch nicht den Fakten. Verwendet wurde ein Schablonen-Durchdruck-Verfahren mit ölhaltiger Vervielfältigungsfarbe. Das Durchdruck-, Schablonen- oder Siebdruck-Vervielfältigungsverfahren, das von Thomas Alva Edison mit dem Mimeograph und David Gestetner mit dem Rotary Cyclostyle entwickelt wurde, ist identisch und kann als Referenz für die Weisse Rose verwendet werden. Dies gilt auch für REX-ROTARY aus Dänemark und andere Schablonenvervielfältiger.

  ORMIG RECORD-V

ORMIG - Umdruckverfahren nach Wilhelm Ritzerfeld

Vervielfältiger: ORMIG V-RECORD
Hersteller: ORMIG-Werke
Baujahr: Produkterfindung von 1926 / Vergleichsgerät 1930-1940
Fabrikationsnummer: Originalgetreue 7906

Hinter einem Deckblatt befindet sich ein Farbwachsblatt, das handschriftlich oder durch Schreibmaschinenanschlag bearbeitet wird, so dass sich das Wachs auf die Rückseite des Deckblattes spiegelverkehrt überträgt. Das Deckblatt bezeichnete ORMIG als Umdruckoriginal und wurde auf die Drucktrommel gespannt. Obiger Spirituskessel beträufelt mechanisch gesteuert einen Filz im unteren Schacht, das wiederum glattes Vervielfältigungspapier an seiner Oberfläche anfeuchtet, um bei Kontakt mit dem Umdruckoriginal das Wachs abzugeben. Umdruckoriginale erreichten 1943 meist weniger als 150 Seiten. Nachteil verwendeter Triphenylmethanfarbstoffe, verblassen durch Tageslicht, ca. 20 Jahre haltbar . In den 60 er Jahren konnten mit Spirit-Carbon Umdruck-Farbsätze 500 Seiten mit sehr hoher Haltbarkeit (bis heute, 2024) vervielfältigt werden. ORMIG Empfehlung: «Farbkräftige Abzüge: starke Anfeuchtung, kräftiger Druck, langsameres Drehtempo. Hohe Auflage: schwache Anfeuchtung, geringerer Druck, schnelleres Drehtempo.» Die Weisse Rose verwendete keinen ORMIG.