Traummonolog
Ich weiß, du meinst es gut. Aber bitte laß mich in Ruhe mit
deinen Träumen. Ja sicher, ich weiß, dass das Leben für jeden
Überraschungen bereit hält. Aber ich liebe nun mal keine Überraschungen.
Du turnst durch dein Leben, als wäre das Drahtseil schon das
Netz - Jetzt wirf mir bitte nicht vor, dass ich ein Netz
aufstelle, nur weil ich glaubte, jemand könnte ein Seil darüber
spannen. Nein! Im Gegenteil! Ich meine eben, das Netz ist wichtig
genug. Ich brauche nicht einmal den Gedanken an ein Seil.
Ich wußte immer, was ich wollte. Kannst du das auch von dir
sagen? Stimmt, ich habe es nicht immer bekommen. Aber das habe
ich vorher gewußt. Du träumst dein Leben lang von Liebe und Glück.
Klar, ich gebe zu, das tue ich auch. Aber im Gegensatz zu dir,
bin ich durchaus zufrieden mit dem, was ich nicht habe. Und nur,
um dir deine Träume zu erfüllen, schleppst du mich mit.
Dorthin, wo deine Träume wahr werden sollen. - Schaffst es wohl
nicht alleine. Und was passiert? Nichts passiert, jedenfalls
nicht dir. Aber mir ist es passiert. Ja, lach mich ruhig aus. Ich
habe nie gesagt, dass ich immun bin. Hab nur einfach nicht mehr
geglaubt. Und jetzt? Jetzt stehe ich hier und bin sprachlos,
hilflos, gnadenlos froh, dass ich mitgekommen bin. Mal ehrlich -
glaubst du wirklich, dass Träume wahr werden können? Meinst du,
das kann sein? Also wenn das wirklich so ist, dann könnte ich ja
auch zugeben, dass ich glücklich bin. Ich könnte meinen Traum
leben. Ich weiß, du meinst es gut. Darum erzähle mir weiter von
deinen Träumen. Und ich erzähle dir meine.
Calo v. Oss 2003
© Calo v. Oss 2003
Email an Calo:
[email protected]