Ein Weg

Es ging immer gerade aus in seinem Leben, meinte er. Er wurde geboren und wuchs auf in dieser wunderbaren Umgebung von Liebe, Zärtlichkeit und Vertrauen. Irgendwann wurde es dann Zeit für ihn, selbst zu gehen. Ein sehr langer Weg lag vor ihm. Oft hatte er das Gefühl, dass es mehr bergab als bergauf ging. Doch er versuchte trotz allem, auf seinem Weg zu bleiben. Immer wieder machte er große Umwege um weiter zu kommen.

Die Ruhepausen, die er einhalten mußte, wurden von mal zu mal länger. Es war nicht leicht zu sehen, zu suchen und unentwegt einen Fuß vor den anderen zu setzen, um ein Ziel zu erreichen, von dem er nicht einmal wußte wie es aussah. Er ging weiter, lebte sein Leben und bemerkte bei jedem Schritt, den er machte, dass sich sein Ziel mit ihm bewegte.

Es war keine Frage von Geschwindigkeit ob er es erreichen würde. Denn je mehr er versuchte zu tricksen, um so deutlicher wurde ihm, dass Tricks hier nicht funktionierten. Weiter ging es. Und, bei allem Suchen bemerkte er nicht, dass er sich immer mehr entfernte von seinem Ausgangspunkt, ohne dem, was er zu finden hoffte, näher zu kommen. Irgendwann, mitten in einem kräftezehrenden Anstieg, dachte er an den Anfang. Dachte an den, der er einmal war und daran, dass er immer "etwas werden" wollte. In diesem Moment wurde ihm klar, dass er angekommen war. Einmal um die Welt bedeutet: "Ich begegne dem Anfang neu." Ihm wurde bewußt, dass das, was er so sehr gesucht hatte, ihn schon immer umgab: "Liebe, Zärtlichkeit und Vertrauen"
Er war wieder da, wo alles begann: Zu Hause.

Calo v. Oss

© Calo v. Oss 2003

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