Mein Weg zum Amateurfunk

Verbunden mit dieser Art der drahtlosen Kommunikation bin ich bereits seit 1981, als wir während der Lehrzeit in der GST (wer's nicht weiß: Gesellschaft für Sport und Technik, eine Organisation in der ehemaligen DDR, an sich für die vormilitärische Ausbildung, in der aber auch alle technischen Sportarten vom Tauchen über Segel-/Motorfliegen bis hin eben zum Amateurfunk integriert waren) einen Funkkurs besuchten, wo wir das erlernten, was man sich landläufig unter "dem Funken" vorstellt: Morsezeichen.

Bis zur Amateurfunklizenz sollten allerdings noch ein paar Jahre vergehen. Die nächste engere Berührung mit diesem Hobby hatte ich während meiner Armeezeit 1984-1986. Auch dort folgte wiederum eine - diesmal natürlich intensivere - Funkausbildung, begleitet durch Techniklehrgänge usw. Dort traf ich Lutz (Y39RK, heute DL3ARK), der mir dann eigentlich richtig zur dem Entschluß verholfen hatte, lizensierter Funkamateur zu werden.

Im Mai 1986, gerade von der Armee zu Hause, meldete ich mich bei der Klubstation der KWH (Keramische Werke Hermsdorf) Y44ZJ zum Lehrgang an. Bei Horst (Y44ZJ/Y25FJ, heute DL1AXJ) lernten wir an vielen Mittwochabenden das Einmaleins des Amateurfunks.

Besonderen Spaß machten natürlich die ersten QSOs unter dem Ausbildungsrufzeichen Y44AJ. Mann, waren wir vielleicht aufgeregt, das erste Mal mit einem richtigen  Funkpartner zu sprechen. "Trockentraining" hatten wir ja schon zur Genüge gemacht, aber mit dem Mike in der Hand und dem schaurig-schönen Gefühl im Bauch, jetzt quasi "weltweit" zu hören zu sein - das war schon eine tolle Sache.

Mit der Ausbildungsgruppe fuhren wir auch mal an einem Wochenende zum Fröbelturm nach Oberweissbach im Thüringer Wald. Dort oben war das QTH der Geraer Bezirks-Contest-Mannschaft Y35J, die im wesentlichen aus OMs der Hermsdorfer Klubstationen Y44ZJ und Y52ZJ bestand.
An diesem Wochenende fuhren wir viele QSOs mit dem TELTOW-215C auf 80m und 40m, auch meine erste QSL für ein 2m-QSO stammt von diesem Wochenende.

Nebenbei baute ich Empfänger (zunächst ein Umbau: VEF-206 - ein russisches Kofferradio mit 6 Kurzwellenbändern, welches nach dem Umbau den Empfang auf 3,5 / 7 / 14 / 21 MHz in SSB ermöglichte, später dann Eigenbau eine Empfängers für 3,5 MHz), experimentierte mit Antennen (verschiedene Langdrähte, auch abgeschlossene, Draht-Delta-Loops für 20 und 15m) und machte meine ersten Gehversuche auf dem 2m-Band mit einem selbstgebauten Empfänger, der allerdings zunächst alles Mögliche empfing (pssst...), nur keine Amateurfunkstationen. Aber das gab sich später...;-))

Mit dem VEF und dem 80m-RX habe ich 1986-88 als SWL Y44-10-J an etlichen Contesten in Y2 teilgenommen (Ausbildungscontest, WA-Y2, Weihnachtsontest usw.) teilgenommen. Beste Plazierung war übrigens ein 6.Platz beim Y2-Ausbildungs- und Hörer-Contest.
Ich finde, die SWL-Tätigkeit schult ungemein, da man viele Dinge, die man später als Sendeamateur braucht, hier gewissermassen "von der Pike auf" lernt, auch, wie man sich als Funkamateur NICHT auf dem Band verhalten sollte.

Im Dezember 1988 war es dann endlich soweit: Die Amateurfunkprüfung in Gera stand an! Ziemlich aufgeregt - trotz der gründlichen Vorbereitung - fuhren wir dorthin, um nach Absolvieren der verschiedenen Prüfungsteile und immer wieder Warten dann endlich nach Stunden (zumindest kam es uns so vor, hi...) das Ergebnis zu erfahren: bei Y44ZJ gibt es zwei neue Mitbenutzer: Y44LJ (Frank, heute DL6ALJ) und Y44PJ (ich, heute DL4APJ).

Die Lizenz trudelte dann so kurz vor Weihnachten ein (war damals so ein grünes Teil, so groß wie die Lizenz heute, allerdings aus einem Material, was an eine sehr dicke Wachstuch-Tischdecke erinnerte...). In voller Größe ist das Ding hier zu bewundern (vielen Dank an die RegTP in Erfurt, speziell Herrn Trojahn, der mir unlängst ein paar alte Erinnerungsstücke aus meiner Akte aussortierte).

Ich arbeitete damals noch im Schichtbetrieb, so daß mir relativ viel Zeit blieb, auch tagsüber von der Klubstation aus QSO zu fahren. Zur damaligen Zeit war das 10m-Band herrlich offen, und ich habe mit dem TELTOW-215C und einem Lambda/2-Dipol für 10m reihenweise JA/YV/... gearbeitet (und dabei natürlich auch von der Top-Ausrüstung der JA-OMs profitiert: 750 W-PA und eine 6ele-Quad auf einem 150 m hohen Wolkenkratzer sind dort keine Seltenheit).

Die politische Wende in Y2 brachte auch für uns Funkamateure fantastische neue Möglichkeiten, aber auch völlig neue Probleme:  jeder Mitbenutzer konnte jetzt eigene Sendetechnik von zu Hause aus betreiben, dadurch verloren die Klubstationen allerdings schlagartig an Bedeutung. Hinzu kamen noch ungeklärte räumliche und/oder finanzielle Fragen für die Zukunft der Klubstationen.
Aus Y44ZJ wurde DLØHDF,  wir sind mit der Station insgesamt 3mal umgezogen: aus der Geraer Strasse in die Friedensschule und von dort ins ehemalige Pionierhaus, bis wir die verbleibenden Geräte letztlich auf mehrere OMs verteilt haben, so daß DLØHDF heute nur noch aus einem Koffer mit Lizenzurkunde + QSL-Karten besteht und das Call lediglich ab und zu noch beim Fieldday und anderen speziellen Gelegenheiten aktiviert wird.

Beispielsweise früher ständige Schwierigkeiten bei der Bauelementebeschaffung für Selbstbauprojekte sind heute kein Thema mehr - dafür fehlt heute oft die Zeit, abends nach dem QRL von oft 10 Stunden und mehr sich in die Bastelecke zu setzen und etwas zu bauen. Ausserdem gibt es auch im Amateurfunksektor mittlerweile viele Sachen als Fertiggerät zu kaufen, dessen Preis oft nur wenige EUR mehr als die Summe der Bauelemente beträgt.

Auch die OMs veränderten sich mit den neuen äusseren Bedingungen. Leider nicht immer zum Positiven: die früher vorherrschende - auch über den HAM-Spirit hinaus bis hin zu privaten Freundschaften gehende - Kameradschaft trat teilweise in den Hintergrund, dafür machten sich - wie auch im " richtigen Leben " - Egoismus und Eigennutz breit.

Im Januar 1990 gründeten wir - knapp 15 Mitglieder, damals noch in der "Holzlandperle" in Hermsdorf als Klublokal und monatlicher Treffpunkt der Hermsdorfer Funkamateure - den Ortsverband Hermsdorf, aus dem dann schliesslich der OV X25 Hermsdorf hervorging.

In den Folgejahren engagierte ich mich im OV, war - soweit es meine Zeit erlaubte - bei allen OV-Veranstaltungen aktiv dabei (ob OV-Abend, Fieldday, Treffen mit dem -damals noch- Partner-OV B40 in Herzogenaurach,  Straßenfest in der Alten Regensburger Straße in Hermsdorf, funktechnische Begleitung des Holzlandlaufes usw. usf.), wurde QSL-Vermittler und war ab März 1999 OVV von X25.

Leider gingen die Ansichten über den Inhalt der Aktivitäten der Funkamateure im OV und die Art und Weise des Umgangs der OMs miteinander immer mehr auseinander, so dass ich nach einigen unschönen Aktionen - ohne den grossen Begriff "Mobbing" verwenden zu wollen - mein Ehrenamt im September 2001 niederlegte. In den darauf folgenden Diskussionen zeigte sich allerdings, dass die von mir beabsichtigte Wirkung dieses Entschlusses - die OMs endlich aufzurütteln - nur bei  wenigen ankam. Bei einigen anderen trat eher das Gegenteil ein: die Schlammschlacht ging jetzt erst richtig los. Naja, auch daran erkennt man, wes' Geistes Kind manche Leute sind....

Jedenfalls beendete ich den Fall X25 für mich: seit November 2002 gehöre ich dem Ortsverband X20 Gera an, wo ein kameradschaftlicher menschlicher Ton den Umgang miteinander bestimmt, und wie bereits vorher bin ich im Distrikt Thüringen aktiv: ab Oktober 2001 als Referent für Öffentlichkeitsarbeit, seit März 2003 als stellvertretender DV von Thüringen und seit März 2005 als Distriktsvorsitzender.

Bei aller "Verwaltungstätigkeit" kommt aber auch die eigentliche Hobbyausübung nicht zu kurz: ich nehme aktiv an Fielddays teil, unterstütze die AG ATV in Thüringen und engagiere mich seit 2004 in der Initiative SOTA (Summits On The Air) bzw. der Interessengruppe Thüringer Bergfunker (IGTB) innerhalb SOTA-DL.

In diesem Zusammenhang eine meines Erachtens nach wie vor gültige "Leitlinie", die sich jeder Funkamateur in Papierform oder "virtuell" ins Shack hängen sollte: den bereits 1928 von W9EEA formulierten  Ehrenkodex des Funkamateurs:

Ein Funkamateur ist rücksichtsvoll.
Er gebraucht sein drahtloses Medium wissentlich niemals so, daß die Freude anderer Amateure an ihrer Betätigung geschmälert wird.

Ein Funkamateur ist fortschrittlich.
Nicht nur der technische Zustand seiner Station soll auf der Höhe der Zeit sein, und die Station gut gebaut und leistungsfähig sein, auch die Abwicklung des Betriebes muß über jeden Zweifel erhaben sein.

Ein Funkamateur ist loyal.
Stets bietet er seine loyale Mitarbeit, seine Förderung und Unterstützung sowohl seinen Funkfreunden als auch seinem Ortsverein und seinem Club, durch den Funkamateure repräsentiert werden, an.

Ein Funkamateur ist freundlich
Er sendet langsam und geduldig, wenn sein Partner es wünscht; freundliche Hilfe und Rat bietet er Anfängern; er bringt immer die Kraft zum Beistand, zur Mitarbeit und zum Verstehen der Interessen andere auf. Dies alles gehört zum Bild wahren Amateurgeistes (HAMSPIRIT).

Der Funkamateur ist ausgeglichen.
Der Amateurfunk ist seine Freizeitbeschäftigung. Er lässt nie zu, daß die Ausübung dieser Beschäftigung seine Pflichten seiner Familie, seinem Beruf, seiner Schule oder seiner Gemeinde gegenüber auch nur geringfügig beeinträchtigt.

Der Funkamateur ist ein Patriot.
Mit seinen Kenntnissen und seiner Station repräsentiert er sein Land und seine Gemeinschaft und ist jederzeit zu einem Dienst an diesem bereit.

Ich denke, es gäbe sicher weniger Probleme beim Umgang der Funkamateure miteinander, wenn jeder diese einfachen Verhaltensregeln nicht nur für die Anderen, sondern auch für sich selbst anwenden würde, hi !

Und zum Abschluß EINE der möglichen Antworten auf die Frage (manche behaupten, das sei die EINZIG WAHRE, aber da bin ich vorsichtig...), warum Funkamateure international mit HAM bezeichnet werden:

Have you ever wondered why we radio amateurs are called HAMS? 

Well it goes something like this - the word ham was applied in1908 and was the call letters of one of the first amateur wireless stations operated by some of the members of the Harvard Radio Club. They were Albert Hymen, Bob Almy and Peggie Murray. At first they called their station Hyman-Almy-Murray. Tapping out such a long name in code soon called for a revision, and they changed it to Hy-Al-Mu, using the first two letters of each name. Early 1909 some confusion resulted between signals from HYALMU and a Mexican ship named Myalmo, so they decided to use only the first letter of each name and identified their station as HAM. In the early pioneer and unregulated days of radio, amateur operators picked there own frequencies and call letters.

Then, as now, some amateurs had better signals than some commercial stations. The resulting interferance finally came to the attention of congressional committees in Washington, DC and they gave much thought to proposed legislation designed to critically limit amateur activity. In 1911, Albert Hyman chose the controversial Wireless Regulations Bill as the topic of his thesis at Harvard. His instructor insisted that a copy be sent to Senator David Walsh, a member of the commitee hearing the Bill. The Senator was so impressed that he sent for Mr. Hyman to appear before the committee. Hyman was put on the stand and described how the little amateur station, HAM, was built, and he almost cried when he told the crowded committee room that if the bill went through, they would have to close up the station because they could not afford the license fees and other requirements which were set up in the bill. The debate started and the little station HAM became a symbol of all the little amateur stations in the country that were crying out to be saved from the menace and greed of the big  commercial stations who did not want them around. Finally the Bill got to the floor of Congress and every speaker talked about the poor little station, HAM.

That's how it all got started. You can find the whole story in the Congressional Record. Nationwide publicity identified the station HAM with amateurs. From that time to this, and probably to the end of time, in radio, "Every amateur is a HAM"....


Letzte Änderung: 05.04.2005

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