DAS KIRCHENINNERE

Das wertvollste Stück im Inneren der Kirche ist ein zweiflügeliger Altarschrein aus dem Ende des 15. Jahrhunderts. Das Mittelstück, 140 cm breit und 126 cm hoch, enthält die Anbetung der Könige im Relief; jeder Flügel zeigt in 2 Reihen übereinander 6 Apostel auf kleinen Postamenten in halbrunder Aushöhlung vor rötlichem Goldgrund mit vergoldeter Baldachinverzierung, blau und roten Kehlen und rotem Rahmenwerk und Rosetten. In der Mitte sehen wir auf belegtem Fußboden vor einem bergigen Hintergrunde Maria mit goldenem Mantel, blauem Gewand und weißem Kopftuch, zu ihren Füßen Ochs und Esel. Dem Kinde auf ihrem Schoße reicht Kaspar, unter goldenem Mantel ein blaues Wams tragend, von rechts knieend den offenen Kasten. Die beiden anderen Könige stehend sind bekleidet mit dunklen Hosen und goldenem Wams. Sie tragen gotische Gefäße. Melchior ganz rechts als Mohr mit Spitzhut, Balthasar mit dem Hute in der Hand. Josef vor dem Stall links im Hintergrunde grüßt die Könige. Neben dieser Anbetung 2 Heilige jederseits unter besonderem Baldachin, links oben ein Bischof, vermutlich Blasius, unten eine Heilige mit weißem Kopftuch, in ihrer Linken ein vieleckiges Brett, rechts oben die heilige Katharina mit Schwert und Rad in den Händen und einer Krone auf dem Haupte, unter ihr ein heiliger Papst mit offenem Buch, wahrscheinlich Gregor. Von den Aposteln sind nicht alle bestimmbar, nur Petrus rechts unten auf dem linken Flügel von der Seite gesehen. Dieser kostbare gotische Flügelaltar war mit der Zeit sehr erneuerungsbedürftig geworden. Er wurde 1954 in der Werkstatt des Amtes für Denkmalspflege wiederhergestellt und leuchtet nun wieder in seiner alten

Geschnitzte Moses Figur in Lebensgröße.

Farbenschönheit. Auf seiner Rückseite wurden dabei hinter einer Verbretterung drei Gemälde entdeckt, und zwar das ganze Mittelfeld ausfüllend die Kreuzigung Christi, rechts davon die Geburt des Herrn und links Gregors Messe, beide Gemälde in prächtigen Farbenbuntheit. Unter dem Messebild ist zu lesen: de mit bogenden Knien sprekt V pater noster unde V ave Maria de heft verdeint XIII tusend Jahre aflate.

Das innen mit Holz gedeckte und durch zwei hölzerne Pfeilerreihen in drei Schiffe geteilte Langhaus ist im Osten dreiseitig geschlossen. Hier findet sich der schöne geschnitzte barocke Kanzelaltar. Rechts und links vom Altar eine von Blumengewinden umzogene Korinthische Säule, die auf Sockel steht, mit Engelsköpfen, Blumen und Fruchtgehängen verziert, wie denn ebenfalls auch die Kanzel solche Verzierung aufweist. Über dieser der Schalldeckel mit 3 Engelfiguren. Darüber ein mit Laub= und Bandelwerk geschmückter Aufsatz. Das Ganze krönt zwischen 2 Engeln ein segnender Christus mit der Weltkugel. In den Jahren des Barocks wurde der Predigt eine besondere Würdigung zuteil, die Kanzel rückte zum Altarraum hin wie in unserer Kirche. Es entstand der Kanzelaltar, dem das Barock eine eigene Note gab. In seinen kirchlichen Bauschöpfungen scheinen sich die Sphären des Himmlischen und des Irdischen miteinander zu verbinden. Ein schönes Beispiel barocker Eigenart in Kühnheit und Kraft zeigt unser herrlicher Kanzelaltar.

Aus der Zeit vor dem Barock, der Renaissance, stammt eine jetzt im Chorraum aufgestellte Mosesfigur mit den beiden Gesetzestafeln, auf dem Kopfe ein Akanthus=Kapitäl, darauf vordem seitlich an einem Pfeiler die Kanzel ruhte, ehe 1690 der Chor nach außen erweitert wurde.

Früher fand sich eine Sanduhr mit 4 Gläsern auf der Kanzelbrüstung. Neben dieser stehen an der Altarwand die Figuren des Petrus mit dem Schlüssel und des Johannes mit dem Kelch. Ferner finden sich beiderseits des Altars je eine Flammenvase und eine Nummerntafel in reichen Akanthus=Rahmen. Die ältesten Pfeiler im Mittelschiff stehen auf massiven Sockeln mit Spitzquadern und sind proviliert mit 8 Tauen zwischen Kehlen.

Zu beiden Seiten des Altars schauen wir auf 2 bunte Altarfenster mit Glasmalerei, die im Jahre 1904 eingesetzt sind. Das nach Süden zu zeigt den gen Himmel fahrenden Herrn und ist gestiftet von Frau Sem. Dir. Bosse und Oberamtsrichter G. Müller, das nördliche Chorfenster stellt Jesus als den guten Hirten dar mit dem wiedergefundenen Schäflein auf dem Arm. Es ist gestiftet von Landwirt W. Koch=Bruchhof. - Aus dem Erlös der Ausstellung von Kirchenbuchauszügen zwecks arischen Abstammungsnachweises wurden 1937 seitlich des Chors zwei neue Fenster, im oberen Teile mit Buntglas, eingesetzt, das eine mit der Bibel, das andere mit dem Christuskreuz zur Erinnerung an die im 1. Weltkrieg Gefallenen. Hier war auch während der Kriegs= und ersten Nachkriegsjahre ein Birkenkreuz für die Toten des 2. Weltkrieges aufgestellt. Dieses sowie die Fenster wurden beseitigt, als 1953 der Turmeingang zu einer Gedenkstätte für die Opfer beider Weltkriege hergerichtet wurde. (Dieser Raum war wegen der Wohnraumnot in den Jahren 1943-47 einige Male auch zur Aufbahrung von Särgen benutzt). Ober der Eingangstür trägt der gewaltige Turm einen

Maria und die drei Könige aus dem Altarschrein, der im Innern der Kirche steht

barocken Reliefstein mit 2 Engeln, die eine Krone über einem flammenden und geflügelten Herzen halten, darunter die Inschrift:

Unsere Hertzen von der Erden,
Jesu, Dir ergeben werden.

In der Kirche steht auch ein größerer Armenkasten mit der Jahreszahl 1697 und der Inschrift: Wohlzutun und mitzuteilen vergesset nicht. Er diente zur Aufbewahrung der Gelder, die die Altaristen (Kirchenverordneten) mit dem Klingelbeutel für Arme und Bedürftige gesammelt hatten. In der Sakristei befinden sich noch 2 ältere Klingelbeutel aus rotem Samt mit silbernen Tressen und Zimbeln.

Auf dem Chor, der erhöht und vom Schiff durch eine gebrochene Brüstung getrennt ist, ist an der Nordostseite eine Taufstätte eingerichtet. Das Corp. bon. berichtet: "Ein ausgerundeter einwärts hohler Taufstein wurde im Jahre 1698 aus der Kirche weggeräumt. Man hat noch bis zur Zeit der Reformation daselbst beinahe die Kinder vermittels der Eintauchung getauft, obgleich das Basel'sche Konzilium nicht mehr darüber wollte halten lassen."

Anläßlich der 500=Jahrfeier der Kirche im Jahre 1939 hat die Frauenhilfe einen Taufständer gestiftet, der mit Schnitzereien im Stil des barocken Kanzelaltars geziert ist und im Chorraum Aufstellung gefunden hat. - Nach dem 30jährigen Kriege wurde oft das steinerne Taufbecken durch einen Taufengel ersetzt, der an der Decke hing, den linken Arm erhoben und in der rechten Hand die Taufschale haltend. Bei der Taufe wurde er dann von der Decke herabgelassen. Ein solcher Taufengel wurde 1964 unter der zur Kanzel führenden Treppe gefunden, als man dort eine Ölheizung anlegen wollte. Der etwa 1 m große Engel ist aus massivem Holz geschnitzt, sein Oberkleid ist golden und mit Blumen bemalt, sein Unterkleid trägt goldene und blaue Farbe. Die Figur soll wieder erneuert werden, sie stammt wohl aus der Zeit, da der oben erwähnte Taufstein fortgeschafft wurde.

1863 wurde eine Ofenheizung angelegt, die beiden großen eisernen Öfen mußten öfter ersetzt werden, nunmehr wird die Kirche mit Öl geheizt.

An Emporen wies die Kirche bis 1937 auf: die kleine Orgelempore, darunter die große Empore, die sich an den Seiten bis zum Chor hinzieht, und zu beiden Seiten des Altars je eine kleine untere und obere Empore, nordwärts zu war sie für die Pfarrerfamilien bestimmt, südwärts zu hieß sie einst Brünings=Prieche, die um 1700 von Herrn v. Brüning zu Hilprechtshausen errichtet war. 1782 schenkte Frau E. M. v. Brüning geb. v. Lühe, Ehefrau des Obrist=Leutnants und Gerichtsherrn auf Hilprechtshausen, ein buntseidenes mit ihrem Monogramm versehenes Altarlaken. -

Die Kirchenplätze wurden früher beweinkauft und vermietet, die Gelder dafür flossen in die Kirchenkasse (s. u.). Die große Empore hat um 1800 eine Erweiterung erfahren. Nördlich waren die Stellen der Domäne und dem Amtsgericht vorbehalten.

1937 wurden die Pastoren= und die Brünings=Prieche abgebrochen und 1944 die darunter befindlichen zwei Priechen. Durch das Abräumen der beiden letzteren wurde der freie Chorraum zu beiden Seiten des Altars vergrößert, zu seiner Rechten wurden die Mosesfigur und der Taufständer aufgestellt und zu seiner Linken der kostbare alte Altarschrein. Unter dem Chorplatz wurden einstens die verstorbenen Superintendenten und Domänen=Verwalter beigesetzt, wie es u. a. von den Superintendenten Tappius, Rudolphi, Satler, Nagel, Walter und Schilling berichtet ist.

Für den Altar sind vorhanden: 2 Kelche. 1. Aus Silber und vergoldet, 22,2 cm hoch mit gegossenem Kruzifix zwischen Maria und Johannes und der Inschrift "Trinket alle daraus, das ist mein Blut 1712". 2. Ebenfalls aus Silber und vergoldet, 26 cm hoch mit ähnlicher Verzierung wie der vorige Kelch vom Jahre 1751, sowie 2 Leuchter vom Jahre 1706. 2 Kelche aus dem Jahre 1781 von Wille und 2 Leuchter, die 1900 von Amtsrat Kunzen geschenkt waren, mußten 1943 als Kriegsnotopfer abgeliefert werden.

An Altardecken besitzt die Kirche eine rote für die Festtage mit den Insignien Christi, eine schwarze und ein violette, beide mit einem Kreuz verstehen. Am gewöhnlichen Sonntag bekleidete den Altar bis 195o jenes 1782 von Frau v. Brüning geschenkte Laken; da es mit der Zeit arg mitgenommen war, wurde es durch ein weißes und ein grünes Laken ersetzt. Die Altarbekleidung wird je nach den Festen und Zeiten des Kirchenjahres gewechselt. Der Altartisch selbst wird bedeckt von einer weißen Decke mit gestickter Berandung.

Das eiserne Kruzifix in der Mitte des Altars stammt aus dem Jahre 1863. Zur 500 Jahrfeier, i. J. 1939, wurde dem Altar eine schöne große Bibel geschenkt. Er wird bei kirchlichen Feiern und Gottesdiensten immer mit Blumen geschmückt. - In der Andacht pflegen Augen und Herzen sich dem Altar zuzuwenden, wo Gott in seinem Worte mit der Gemeinde redet und Jesus Christus im heiligen Abendmahle gegenwärtig ist. Die heilige Stätte hat daher immer liebevolle Pflege erfahren.

Ein bronzener Kronleuchter wurde 1847 vom Halbspänner Weiberg in Erzhausen geschenkt. Er wurde 1954 entfernt und ein neuer von der Kirchengemeinde angeschafft. Er wurde vom hiesigen Elektrizitätswerk hergestellt und erhellt in der Mitte des Gotteshauses, von der Decke des Tonnengewölbes herabhängend, das Kirchenschiff.

Den freien Chorraum schmückt ein Teppich. In der notvollen Nachkriegszeit waren im Lande Braunschweig Kirchendiebe am Werke und haben auch aus unserem Gotteshause 1947 den Teppich und Wollvorhänge gestohlen. Sie wurden recht bald ersetzt.

Schließlich findet sich in der Kirche noch eine Ehrentafel für die Gefallenen der Parochie aus dem Kriege -1870/71. Im vorigen Jahrhundert waren noch Portraits der beiden Superintendenten Tappius und Faber vorhanden.

In dem Verließ, in dem der alte Taufengel gefunden wurde, lagerten noch einige andere Teile der alten Kircheneinrichtungen, so 2 Seitenleuchter, mehrere Schnitzereien mit stilisiertem Blätterwerk, Teile des Spitzwerkes des Altars und eine Altarmuschel in den Farben weiß, rot und gold. Wahrscheinlich ist in diesen Farben einmal das ganze schöne Schnitzwerk des Kanzelaltars gehalten gewesen. Außerdem wurden noch Teile gefunden, bei denen es nicht ausgeschlossen ist, daß sie von einem Beichtstuhle stammen.