V. DIE KIRCHE


Der geschnitzte barocke Kanzelaltar ist der beherrschende Mittelpunkt in der Greener St. Martin-Kirche.

Am Greener Bergesrande, da steht ein festes Haus. Sein Turm am Leinestrande schaut weit ins Tal hinaus. Was Burg und Ort gesehen im Lauf vergangener Zeit, Die Gottes=Burg blieb stehen, Garant der Ewigkeit.

Wenn wir von der Felsenhöhe unserer Burg auf unseren lieblichen Flecken herabschauen, dann grüßt uns, aus dem Ortsbild herausragend, der wuchtige Turm der altersgrauen Kirche, an die sich die alten Fachwerkhäuser anschmiegen wie die Küchlein an ihre Hennenmutter. Wir können uns unsere schöne Heimat nicht ohne unsere Kirche denken, wir wissen, auf den Fundamenten von Glaube und Heimat ruht das Leben ihrer Einwohner.

Am Anfang der Geschichte unserer Kirche leuchtet der Name des heiligen Martin, den das hochgebaute Gotteshaus trägt. Martinus ist ein lateinischer Name, welcher bedeutet: der dem Kriegsgott Mars Geweihte, der Tapfere und Mutige. Der heilige Martin wurde in einer Stadt in Ungarn geboren und von seinem heidnischen Vater zum Kriegsdienst im römischen Heer gezwungen, in dem er schon die Tugenden der Demut und Barmherzigkeit übte. Als er einst in Frankreich an einem kalten Wintertage vor den Toren der Stadt Amiens einen dürftig bekleideten Bettler traf, schnitt er auf seinem Roß sitzend mit dem Schwerte seinen Mantel in zwei Stücke und schenkte jenem die eine Hälfte. Er gab den Soldatenberuf auf und ließ sich taufen. Im Jahre 375 wurde er Bischof von Tours, als der er rastlos tätig war, ein neues Leben in Werken des Glaubens und der Liebe zu schaffen. Am 8. November des Jahres 400 schloß der 81jährige Greis seine Augen, und der 11. November erhielt seinen Namen. Er wurde der Hauptheilige der Franken und der Schutzpatron Frankreichs. Nach ihm ist auch unser großer Reformator Martin Luther genannt.

Wann wurde nun in unserem Ort die dem heiligen Martin geweihte Kirche gebaut? Bonifatius, der Apostel der Deutschen, hatte 744 die Missionsanstalt in Fulda durch den Abt Sturm gründen lassen. Von dort aus wurde das erste Kloster im Sachsenlande, nämlich Brunshausen bei Gandersheim, als Mittelpunkt der Christianisierung unseres Gebietes aufgebaut und dem Bonifatius geweiht. Im späteren Mittelalter waren manche Pastoren in Greene auch zugleich Pröpste des Klosters Brunshausen. Bonifatius ward das Erzbistum Mainz übertragen, dem etwas später auch das Diakonat (Hauptpfarrei) Greene unterstellt wurde.

Als der Frankenkönig Karl der Große 772 die Unterwerfung des Sachsenreiches begann, war sein Ziel, nicht nur den Stamm der Sachsen seinem Reiche einzufügen, sondern auch ihn zum Christentum zu bekehren. Darum gründete er Bistümer, Kirchen und Klöster, zu deren Unterhalt er die Abgabe des Zehnten von den Früchten des Feldes einführte. Der Abt Sturm ließ um 770 von Fulda aus bis zur Leine hin 12 dem heiligen Martin geweihte Kirchen bauen. Damals erhielt auch Greene eine Martinskirche als Hauptkirche in ihrem Bezirk am Ufer der Leine. Greene war ein alter, bedeutungsvoller und wichtiger Ort an der großen Heerstraße von West nach Ost und an der Furt über die Leine belegen. Hier befand sich die Thing= und Gerichtsstätte des Grenagaues, und hier ließ Karl der Große ein befestigtes Kastell errichten. Irgendwelche Nachrichten über jene erste Kirche in unserem Orte sind uns nicht überliefert. Der Baubefund des jetzigen Gotteshauses hat nachgewiesen, daß das Untergeschoß des Turmes noch romanisierend, also sehr alt ist.

Kirchturm der St. Martin-Kirche.