Dieser Ausblick bot sich zu Beginn dieses Jahrhunderts auf der "Bult" in Höhe des Apothekengebäudes in Richtung Kreiensen. Im Hintergrund Wohnhäuser der Gemeinde Kreiensen. Links der "Hainberg", der heute ganz bebaut ist. Im Vordergrund noch eine hölzerne Notbrücke. Diese wurde 1935 erneuert.

III. GANG DURCH DEN ORT

Wenn wir von Kreiensen aus durch die schöne Allee nach Greene wandern, grüßt uns als erstes Gebäude des Fleckens das einzige Haus, das vor der Leine liegt, die Apotheke, die 1894 von Somburg an der Abzweigung des Weges nach Beulshausen gebaut wurde. Aus der Marienquelle im Selter bei Erzhausen hat er Quellwasser geschöpft und als Erfrischungswasser verkauft. Vordem befand sich die Apotheke mitten im Dorfe. Über zwei Brücken überschreiten wir den Fluß und den Mühlengraben, der früher die Mühle trieb und später das Elektrizitätswerk speiste. Etwa 500 m flußaufwärts befindet sich das Leinewehr, der sogenannte Überfall, wo das Wasser durch einen Damm gestaut wird. Man hat ihn, um besseren und schnelleren Zufluß zum Elektrizitätswerk zu haben, wiederholt erhöht, 1959 den großen alten Leinebogen begradigt und den Mühlengraben erweitert und 1966 einen zweiten Sperrschützen eingebaut. Durch diese Arbeiten wurden im E-Werk die Turbinen und die zur Stromversorgung erforderlichen Geräte zur Selbstüberwachung ausgerüstet.

Am Leineufer sieht man häufig Angler, die dem Fischfang huldigen. Der Fluß ist recht fischreich gewesen. 1548 sagt das Erbregister: "und hat das Wasser Barmen, Hechte, Aale und allerlei Weißfische. So hats auch der Mühlenfluß, können des Sommers Aale und Speisefische gefangen werden", und 1757 ist noch hinzugefügt: "Karpfen, auch Forellen". Die Fischereigerechtsame gehörte dem Stift Gandersheim und der Fürstlichen Kammer. Heute verpachtet der Staat die Fischerei, diejenige auf der Insel und am Mühlenufer steht dem Elektrizitätswerk zu.

Die Leinebrücke ist für den Ort im Laufe der Jahrhunderte immer von großer Bedeutung gewesen. Sie wurde, wie oben gesagt, schon 1062 erwähnt und oft erneuert, zuletzt i. J. 1936. An ihren unteren Seitenmauersteinen war eingemeißelt: 5. II. 1909, Juni 1861, 1811. 1811 wurde in der Napoleonischen Zeit das Steinfundament gesetzt und die Brücke um 1,10 m erhöht. Höhe vom Grunde des Flußbettes: 3,6o m Hochwasser 1861, 4,25 m alte Schwellenlage, 4,70 m Hochwasser 1909, 5,35 m Balkenlage. Das letzte große Hochwasser war am 9 Februar 1946; Marktstraße, auf der man mit Schlauchbooten fuhr, und untere Leinestraße waren überflutet. Hinter der Brücke zur Rechten stand bis 1964 ein altes Fachwerkhaus, das 1702 erbaut war, in dem über 200 Jahre das Sattlerhandwerk ausgeübt wurde; es hat einem Neubau weichen müssen. Dort

Die Brücke über den Mühlengraben zur Einfahrt in den Flecken Greene wird errichtet. Im Hintergrund das ehemalige Wohn- und Geschäftshaus der Sattlerei Hartmann, das inzwischen durch einen Neubau ersetzt wurde.

am Flußufer stand einst ein Zollhaus. 1638 hat der Oberamtmann Rutenstein "Bartholden Hövemann, einem Schuster, die Stätte an der Leinebrücke, woselbst ein Zollhaus gestanden, angewiesen, daß er darauf ein gering Häuslein erbauen und sein Handwerk ehrlich darinnen treiben möge. Wenn die Brücke an der Leine wieder gebaut wird (sie wird also damals in der Zeit des 30jährigen Krieges zerstört gewesen sein), soll er alle Abend das Tor und den Paß versperren und zuschließen, auch den Zoll einnehmen und getreulich damit umgehen".

In früheren Zeiten hatten Kähne und Flöße die Wasserfläche der Leine belebt. Das letzte Nutzholzfloß kam 1886 durch Alfeld. Auch Buchenbrennholz wurde ungebunden flußabwärts getrieben und nach Hannover geflößt. An unserer Brücke aber wurde kein Kahn und kein Floß ungeschoren durchgelassen, es mußte Zoll gezahlt werden. Auch wenn die Holzstämme durch die Mühle durchgeflößt wurden, mußte für das Schütteziehen, währenddessen der Betrieb ruhte, Zinsgeld gegeben werden. Ebenso wurde für die Waren auf den Wagen, die auf der Heerstraße fuhren und über die Brücke rollten, Zoll erhoben. Im Jahre 1580 wurde genommen: "von einem Wagen, er führe, was er wolle, je Pfund 2 Pfg., vom Kramwerk oder Kaufmannsware von jedem Schiff je Pfund aus 2 Pfg. Gleichergestalt gibt ein Fußgänger, so Kramwerk oder andere Kaufmannsware trägt, ¼ Pfg. Von einem Pferde oder Ochsen, so gekauft 2 Pfg., Kühe, Schweine und Schafe 1 Pfg." 1715 mußte gegeben werden unter anderem: "von jedem Fuder 8 Dielen 1 Stück und von jedem Fuder Holz 2 gr. so vorbey geflößet werden". - Um den Besitz der Brücke hat es bei Raubzügen und kriegerischen Auseinandersetzungen oft Kämpfe gegeben.


Eine Ansicht des Gasthauses Rose aus dem vorigen Jahrhundert. Der Krug ist seit 1825 im Familienbesitz.

Zur Linken hinter der Brücke erhebt sich im schönen Fachwerkstil das Gasthaus "Zum goldenen Löwen". Der Krug ist seit 1825 in den Händen der Familie Rose. Die Konzession ist 1693 durch den Herzog verliehen, "an den vormaligen Amtsvoigt Jürgen Christ. Geffers für Wirtschaft und Biersellung in seinem neu erbauten Hause". Es wurde errichtet auf dem alten Ackerhofe v. Rheden. Von 1829 bis 1960 war hier eine der ältesten Deckstationen des Herzoglichen Gestüts untergebracht.

Jede Straße in unserem Orte hat ihre Eigenart und ihr besonderes Gesicht. Die Häuser gruppieren sich darin mit ihren Gärten recht malerisch, so daß er sowohl in seinem alten Mittelpunkt wie auch in den neu entstandenen Randsiedlungen ein liebliches Bild darbietet, besonders zur Frühlings- und Sommerzeit, wenn es in den Gärten grünt und blüht und sich aus ihrem Grün die alten Häuser mit ihrem Fachwerk und die schmucken neuen Häuser, die nach dem letzten Kriege gebaut wurden, herausheben.

Entzückend liegt auch der dem Goldenen Löwen gegenüberliegende Kirchplatz da, der die herrliche altersgraue Kirche umgibt und im letzten Jahrzehnt schön mit Rasenflächen, bunten Blumenbeeten und Sträuchern neu angelegt ist und eine Zierde des Ortes bildet. Er ist von der Straße durch eine Mauer getrennt, auf ihm sind auch Ruhebänke aufgestellt, die gern benutzt werden. Am Eingang zum Kirchplatz, der bis 1840 als Begräbnisstätte für alle Gemeinden der Parochie diente, wölbt sich mit der Krone eine gutgewachsene hohe 150 Jahre alte Linde zum Himmel empor. Zwei Gedächtniseichen stehen etwas seitlich, die eine wurde 1871 zur Erinnerung an Krieg und Sieg 1870/71 und die andere 1913 zum 25jährigen Regierungsjubiläum Kaiser Wilhelms II. gepflanzt. An den früheren Gottesacker erinnern noch einige alte Grabsteine.

Da im Orte viel Leineweberei und Tuchhandel betrieben wurden, bestand der Wunsch nach einem eigenen Färber. So erbaute denn Johann Valentin Christ 1836 in dem von seiner Frau als Mitgift erhaltenen, am Kirchplatz gelegenen Teilgrundstück des ehemaligen Hofwesens Nr. 13 ein Geschäftshaus, in dem er eine Färberei, eine Stoffdruckerei und einen Manufakturladen einrichtete. Später wurde die Färberei aufgegeben, das Geschäft aber immer mehr vergrößert und erweitert. Neben ihm sehen wir das herrliche Pfarrhaus, wohl das schönste Haus in Greene, mit allerlei Schnitzereien (Über Kirche, Kirchplatz und Pfarrhaus s. Abschnitt "Kirche").

Nordwärts des Kirchplatzes zieht sich die Marktstraße hin, auf der früher der Jahrmarkt abgehalten wurde. Das Eckhaus diente von 1853-1896 als Schulgebäude. An gleicher Stelle hatte das alte Kantorwohnhaus gestanden. Zwischen diesem und dem benachbarten Kothofe befand sich bis 1691 eine Pferdetränke (s. Abschnitt "Kirche"). Zu beiden Seiten der Straße lagen etliche Kothöfe, die aber außer Nr. 46 (Kantorhof) eingegangen sind. Am Ende der Straße seitlich zur Leine hin führt der Weg zum Elektrizitätswerk, das als erstes Überlandwerk im Herzogtum Braunschweig von Strote i. J. 1902 aufgebaut wurde und 30 Ortschaften der Umgegend mit Strom und Licht versorgte. Vordem stand dort ein sehr altes Mühlengebäude. Um 1880 wurde dessen Ölmühle und 1901 die Sägemühle stillgelegt, ihr folgte 1923 die Mahlmühle. Nach dem II. Weltkrieg hat die Hannover-Braunschweigische Stromversorgungs-Aktiengesellschaft (HASTRA) die Stromversorgung des Überlandwerkes übernommen. In ihrer Halle wurde danach ein Zweigbetrieb des metallverarbeitenden Werkes Bruns-Kreiensen eingerichtet.

Von hier aus führte die Bachstraße aufwärts. Sie hatte ihren Namen von dem Luhebach, der einst offen durch die Straße floß und an der Mühle sich in die Leine ergoß. Heute wird die untere Bachstraße mit zur Marktstraße gerechnet und die obere zum Hohlenwege, der am Gänseplatz nach Bruchhof abbiegt und früher viel tiefer gelegen hat. In der Mitte des alten Hohlenweges steht als wohl ältestes Haus im Orte das Pfarrwitwenhaus und weiter draußen ein Umspannwerk. Der Gänseplatz hat gewiß seinen Namen daher, daß hier die Gänse versammelt wurden, um vors Dorf auf die Weide getrieben zu werden. Am Gänseplatz stand ein kleines Molkereihaus, seit 1925 wird die Milch von hier an die damals neugegründete Zentralmolkerei nach Kreiensen geliefert. Wo der Hohlerweg umbiegt zum Steinweg hin, wurde 1928 das alte Sven (Schweine)haus am Winkel abgerissen, in dem einst die zwei Hirten ihre Behausung gehabt hatten und das danach als Armenhaus diente.

So haben den Steinweg noch viele Bürger unseres Ortes in Erinnerung. In den 60iger Jahren wurde die heutige Bundesstraße 64 verkehrsgerecht ausgebaut.

Das Wasser des Luhebaches ist in Rohre verlegt, fließt aber bis zum Domänengrundstück frei und sprudelnd dahin. Vor, unter und hinter dem Viadukt ist es wegen der Straßendurchfahrt wieder verrohrt. 1965 wurde diese durch zwei Brückenpfeiler durchgeführt und damit der Verkehr auf der Bundesstraße 64 flüssiger gestaltet.

Die Straße von der Leinebrücke geradeaus in den Ort führt den Namen Steinweg, wohl so genannt, weil sie die erste gepflasterte Straße war, als Teilstück der alten Heer- und jetzigen Bundesstraße. Sie ist zu einer Geschäftsstraße geworden, an der vor einigen Jahren auch ein größeres Geschäftshaus mit verschiedenen Läden in den Pfarrgarten hineingebaut wurde. Etwas weiter aufwärts steht das Lehrerhaus. Dort unterhielt ehemals die Familie Uhde eine Schmiede. Zum Uhdeschen Grundstück gehörte auch der "Große Hof", auf dem sich ein nicht für landwirtschaftliche Zwecke erbautes durchaus städtisches Fachwerkgebäude mit 2 Stockwerken und einem verhältnismäßig reich ausgestatteten Innern

Diese Aufnahme des Autors besitzt in der Tat Setenheitswert Der "Große Hof", ausführlich auf diesen Seiten, beschrieben, ist 1933 abgerissen worden.

erhob. Um eine zweigeschossige, an zwei Seiten von einer Galerie umzogene Däle gruppierten sich die Räume, die zwei Kamine aus der Renaissancezeit, davon einen mit der Jahreszahl 1575, aufwiesen. In den oberen Balken der Hoftür war die Jahreszahl 1556 eingeritzt. Vielleicht wurde das Haus nach der 1553 erfolgten Zerstörung der Burg vom damaligen Amtmann als Wohnsitz aufgebaut. Darauf mag auch die Legende hindeuten, daß sich zwischen der Burg und dem Grotenhofe ein unterirdischer Gang befunden habe. 1679 hat ein Andr. Ahrens einen "Großen Kothof" inne gehabt und als Besitzer des Großen Hofes wird um 1730 ein Otto Grote namhaft gemacht. Nach ihm wurde er Grotenhof oder die Grotische Köterei genannt. Wegen Baufälligkeit mußte das Haus 1933 abgerissen werden.

Es schließt sich die 1896 erbaute Schule an, die vor einiger Zeit einen Erweiterungsbau erhielt. Oberhalb derselben sehen wir an der Einmündung des Hohlen Weges das alte Fachwerkhaus der Gemeindebäckerei. Hier wurde am 8. April 1866 als Sohn des Bäckermeisters Ludwig Mackensen, Prof. Dr. Fritz Mackensen, geboren. In Worpswede hat er die Landschaft am Rande des Teufelsmoores in der Heide entdeckt und künstlerisch erschlossen und die weltberühmte Worpsweder Künstlergruppe begründet.


Geburtshaus des Malers Prof. Dr. h. c. Fritz Mackensen, dem Begründer der Worpsweder Künstlergemeinde. Das Fachwerkhaus war ehemals Gemeindebäckerei. Inzwischen ist sie in das Eigentun des Bäckermeisters Gräger übergegangen, mit dessen freundlicher Unterstützung 1966 vom Flecken Greene eine Gedenktafel angebracht wurde

1904 hat er bei einer Expedition in Kleinasien die seit Rembrandts Tode verschollene Farbe Sinopia wiedergefunden. Viele hohe Auszeichnungen wurden ihm zuteil. Sein berühmtes Werk "Gottesdienst im Freien" erhielt die große goldene Medaille. Seiner Heimatgemeinde Greene hat er stets die Treue bewahrt, sie ernannte ihn an seinem 60. Geburtstage zu ihrem Ehrenbürger. Als Dank dafür schenkte er ihr das herrliche Ölgemälde "Greene und die Burg". "Wir Greener sind stolz auf unseren großen Sohn". Mit diesen Worten enthüllte man 1966 anläßlich seines 100. Geburtstages eine kupfergetriebene Gedenktafel, die an der Giebelwand seines Geburtshauses angebracht wurde.

Der Bäckerei gegenüber liegt Brandmüllers Hof, bis 1920 mit einer gutgebenden Gastwirtschaft verbunden. Von hier ab nimmt die rechte Straßenseite der große Komplex der Domänengebäude mit Park und die linke Seite der Domänengarten ein. Oberhalb desselben erhob sich früher eine Planke, weswegen das Feldstück dahinter "Hinter den Planken" genannt wurde. Hier führt seit 1900 die Gerichtsstraße hindurch, an deren Anfang das 1800 erbaute Gerichtsgebäude mit einer alten Linde davor steht. Inmitten der Straße befindet sich Sanders Gasthof "Zur Linde".


Anläßlich der 100. Wiederkehr des Geburtstages Mackensens wurde am Geburtshaus des Ehrenbürgers der Gemeinde Greene eine Gedenktafel enthüllt. Rechts im Bild der stellvertretende Bürgermeister Franz Schmitz und links der frühere Gemeindevorsteher Georg Uhde sen., der im Jahre 1926 die Ehrenbürgerurkunde an Mackensen persönlich überbracht hat. Die Aufnahme entstand bei der Einweihungsfeier am Vorabend des Jubiläumstages. (Foto: Jürgen Sander 1966)

Hinter dem Amtsgericht folgen das Landjäger- und das Försterhaus mit einem alten beschrifteten Meilenstein am Straßenrande (s. oben). Ein Heckenweg führt zur Burg hinauf. Die Hecke begrenzt den Park der 1873 vom Oberamtmann Deichmann erbauten Villa. Nach 1950 hat dort Klaus Withold Schibat fern vom heimatlichen Schreiberhau in Schlesien eine Maschinenfabrik aufgebaut für die Herstellung von Polyäthylen, einem hauchdünnen Kunststoff für Verpackungsmaterial. Die Produktion beläuft sich auf etwa 200 000 Beutel am Tage.

Eine historische Aufnahme des 1865 errichteten Eisenbahnviadukts. Inzwischen wurde der Luhebach verrohrt und eine zweite Fahrbahn unter dem Viadukt hindurchgeführt.

Dem Garten gegenüber lag etwas im Grunde die Luhemühle. Sie hatte nur einen Gang und wurde "nur im Falle, wenn wegen Anschwellens der Leine das Wasser stauet, gebraucht". Das Mühlenrad wurde 1935 abgebrochen und die Mühle vom Besitzer Strote zu einem Wohnhaus umgebaut.

Vor uns sehen wir den gewaltigen, 34 m hohen Eisenbahnviadukt, der i. J. 1865 fertiggestellt war und mit 8 Bogen das Tal überspannt. Da die Straße unter ihm einen Engpaß für den immer stärker werdenden Verkehr bildete, wurde sie durch eine zweite Durchführung verbreitert und eine Abzweigstraße in Richtung Bruchhof - Erzhausen zum dortigen großen Pumpspeicherwerk angelegt.

Hinter dem Viadukt erweitert sich das Luhetal. Aus dem Luheborn sollen die kleinen Kinder kommen, und in einem Loche dort soll ein Schatz vergraben sein. Am Waldrand des Tales hatte 1920 Pülm am Sinkeborn, in dem einmal ein Frachtwagen versunken sein soll, eine Schlosserei erstellt, die später eingegangen ist. Auf seinem Grundstück hatte sich 1950 Franz Schmitz, ein Textil-Fabrikant aus der Aachener Gegend, zunächst niedergelassen und den Stricker-Schmitz-Betrieb, Strick- und Wirkwarenfabrikation, begründet, der sich aus kleinen Anfängen immer mehr vergrößert hat. Er hat dann seine Werkstätten an der oberen Leinestraße aufgebaut, während Schibat einen Neubau für seine Fabrik in der Luhe erstellt hat. Zur Linken hinter dem Viadukt geht in der "Neuen Reihe" die Fahrstraße zur Burghöhe und zur Burggaststätte mit seinem herrlichen Rundblick hinauf.


Die baumbestandene Allee in der "Luhe" gehört seit vielen Jahren der Vergangenheit an. Nur noch die älteren Einwohner können sich an diesen Anblick erinnern.

Oberhalb der Neuen Reihe an der Bundesstraße steht der Dreschschuppen, den die Dreschgenossenschaft 1885 errichtete. Vor 12 Jahren hat der Raiffeisenverein die Dreschanlage übernommen. Die im Schuppen aufgestellte Dreschmaschine war eine der ältesten im Leinetal, zu der die Bauern aus den umliegenden Dörfern mit ihrem Getreide kamen.

Zwischen Viadukt und Gerichtsstraße wurde 193o der Durchbruch zu einer neuen Straße, der Hindenburgstraße, angesetzt, die in den letzten Jahren voll ausgebaut ist. Sie führt zum Friedhof, der um 1840 in der "Langen Siek" angelegt wurde und bis 1940 in der Verwaltung der Kirche stand und dann von der Gemeindebehörde übernommen wurde. Diese errichtete auf ihm eine Friedhofskapelle und 1963 daneben eine Ehrenstätte mit drei kunstvoll geschmiedeten eisernen Kreuzen für die Opfer der Kriege 1870/71, 1914/18 und 1939/45. Der Friedhof erfuhr vor 10 Jahren eine größere Erweiterung. Die Langesiekstraße zieht sich vom Husungschen Zimmerplatz aufwärts unter der Eisenbahnbrücke hindurch zum "Klusbusch" hin und geht in die "Dehne" über.

Einige Forscher sind der Ansicht, daß hier die oben erwähnte Hagensiedlung Wigerdeshagen gelegen habe, da ihre Einwohner nach einer Urkunde aus dem 15. Jahrhundert "Worden und Woningen mit einer Wiesch an dem Hagenfelde unter dem Hogen Over" (= Hohe Ufer an der Straße nach Ippensen) besaßen und der Hang zum Greener Bergwald hin gerodet wurde (dort oben am Walde: Roland = Rodeland). Siek bedeutet sumpfige Niederung und Dehne langgestreckte Talmulde. Über die Dehne führte noch vor 200 Jahren die Heerstraße nach Einbeck. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, daß hier an dieser Straße sich einstens eine Mönchsklause, wie es damals nicht ungewöhnlich war, befunden hat, nach der dann der Flurname Klusbusch entstanden ist. Denn nach einer alten Nachricht sollen Mönche aus dem Kloster Clus ehemals im Greener Kirchspiel Gottesdienste verrichtet haben, auch besaß die Kirche 10 Morgen Land "um der Clusbuschbreite". 1717 gehörte der "Claus Busch" in Größe von 3 1/8 Morgen der Gemeinde.

Zwischen dem Friedhof und der verlängerten Leinestraße nach Ippensen zu ist auf dem "Hohen Felde" eine neue Siedlung aufgebaut mit hübschen Häusern und mit neu angelegten Werkstätten und Gewerbe-Betrieben. Bei Maurermeister Koch biegt die Langesiek in die Leinestraße ein, die wir nun nordwärts wieder zum Gasthaus "Goldener Löwe" begehen. In dem zu ihm gehörenden Garten wurden 1714 die ersten beiden Häuser auf der Leinestraße erbaut; sie sind vor einigen Jahren abgebrochen. Ihnen gegenüber finden wir die Wirtschaft Ohrdorf "Ratsschänke" und das ehemalige Postgebäude, das die Gemeinde angekauft und darin ihr Büro eingerichtet hat. 1865 wurde nach Eröffnung der Eisenbahnstrecke Kreiensen - Holzminden die hier vorhandene Postexpedition aufgehoben. 1886 wurde der Telegraphenbetrieb durch Fernsprecher eingerichtet und die Postagentur an Färbermeister Christ übergeben. Sie wurde 1893 in ein Postamt 3. Klasse umgewandelt und 1898 in das neu erbaute Haus des Postmeisters Steinmann auf der Leinestraße verlegt. Jetzt befindet sich ein Postamt auf der Gerichtsstraße; die Postsachen werden von Kreiensen mit dem Auto nach hier gebracht.

Im Jahre 1800 ging die Leinestraße bis zu dem damals erbauten Hause Nr. 76 des Landchirurgen Wecke (Besitzer Fritz Husung, vor ihm sein Schwiegervater Malermeister Bertram); es wurde Gerhütte genannt. Mit Genehmigung des Herzoglichen Staatsministeriums wurde 1836 dem Musicus Eysholdt, wohnhaft daselbst, die errichtete Linnen-Legge als Leggemeister übertragen. Legge ist die amtliche Prüfstelle für Leinewand, in der das in den Handel kommende Leinen nach Länge und Breite sowie nach der Güte geprüft und gestempelt wurde. An der Ecke Leinestraße zur Brücke hin stand anstelle der jetzigen Scheune das 1911 abgebrannte alte "Herrenhaus".

Hat nun auch unser alter Marktflecken seine einstige Bedeutung als Haupt- und Verkehrs- und Leinenhandelsort des mittleren Leinetals eingebüßt, so sind in ihm doch Handel und Wandel, Handwerk und Bauerntum lebendig geblieben. Aber wegen der malerischen Lage unseres an grünen Wiesen der Leineaue sich hinziehenden Ortes, der allmählich mit seinen Häusern und blühenden Gärten zur Höhe hin ansteigt und wegen seiner bergigen waldreichen Umgebung mit ihrem Buchen-, Fichten- und


Hier sieht man den Ort unterhalb der Burg "wachsen“.

Eichenbestand und schließlich infolge der gesunden Luft, die durch keine Industrie verunreinigt wird, ist er zur Sommerfrische und zum Ferienhaufenthalt wie geschaffen. Er hat seine alte Schönheit behalten und ist gleichsam ein Dornröschen inmitten schöner Flecken unseres Niedersachsenlandes, und wie ein Dornröschenschloß ragt die Burg über unseren lieblichen Marktflecken empor.

Hier seien einige E i n w o h n e r z a h 1 e n angegeben:
1790: 378 männliche u. 396 weibliche = 774 Einw.
1830: 551 männliche u. 583 weibliche = 1134 Einw. in 97 Wohnh.
1855: 692 männliche u. 726 weibliche = 1418 Einw. in 107 Wohnh.
1875:142o Einwohner, 329 Haushaltungen, 125 Wohnhäuser
1900: 1294 Einwohner, 311 Haushaltungen, 142 Wohnhäuser
1939: 1414 Einwohner und 207 Wohnhäuser
1950: 2122 evang., 328 kath., 55 andersgläub., zus. 2505 Einwohner
1961: 178o evang., 187 kath., 34 andersgläub., zus. 2001 Einwohner.

Die alte Dorfschaft wurde von dem von den Bauern gewählten Bauermeister verwaltet, später wurde er Ortsvorsteher und nach 1850 Gemeindevorsteher genannt, seit 1945 heißt er Bürgermeister, dem der Gemeindedirektor zur Seite steht. Bürgermeister ist zur Zeit Heinrich Borchers und Gemeindedirektor Werner Kolle.

An Vereinen bestehen in Greene: die Chorvereinigung Greene, gegründet 1842, die Kyffhäuser-Kameradschaft Greene und Umgebung, gegründet 1872, der Sport-Club Greene von 1898, der Schützenverein o8 Greene und der Heimat- und Verkehrsverein, 1951 gegründet.

Von der Feuerwehr: 1757 waren zur Feuerbekämpfung vorhanden: Außer der auf dem Fürstl. Amte vorhandenen großen Feuerspritze nebst Feuer-Tubben, Feuer-Leitern und Ledereimern hat die Gemeinde für sich 6 lederne Eimer und verschiedene Handspritzen. 1872 wurde eine Handdruckspritze angeschafft, die jahrzehntelang in Betrieb war. Die Freiwillige Feuerwehr wurde 1928 gebildet und ist mit modernen Geräten ausgestattet.

Die letzten größeren Brände: im September 1911 brannten vom Gastwirt Rose 2 Wohnhäuser, Scheune und Stallungen nieder, 1926 das Sägewerk von Husung und 1931 das Haus des Hofes No. 41 in der Twete.

Die letzten Jahre stellten die Bedeutung unseres alten Marktfleckens wieder stark in den Vordergrund. 1964 erfolgte die Gründung der "Samtgemeinde Greene", bestehend aus den 8 Leinetalorten Rittierode, Olxheim, Garlebsen, Ippensen, Haieshausen, Bruchhof, Erzhausen und Greene. Sie unterhalten einen hauptamtlichen Standesbeamten. Mit Erzhausen, Bruchhof, Ippensen und Haieshausen unterhält Greene eine Bezirkskasse. 1966 wurde hierselbst ein sehr großer Schulzweckverband mit 22 Gemeinden aus unserer Umgegend und Ortschaften "Auf dem Berge" abgeschlossen.

In diesem Jahre 1967 wurde der auf rund 6 Millionen geschätzte Bau einer dreistufigen Mittelpunktschule genehmigt, die im August 1969 die Kinder - über 500 an der Zahl - aus 22 Gemeinden aufnehmen wird. Diese Schule wird auf dem "Hohen Felde" errichtet mit Parkplätzen für Personenkraftwagen und Omnibussen, mit Sport- und Schwimmhalle sowie einer Freisportanlage, ein großes Vorhaben, durch das Greene erneut zu einem kulturellen Mittelpunkt unseres Leinegebietes wird.