Die Kuh Elsa

von Dieter Hallervorden

 

Graf: Von Seidewitz.
Butler: Ja, hier parliert Ihr Butler. Ich wollte Ihnen nur sagen, Ihre Kuh Elsa hat das Zeitliche gesegnet.
Graf: Die Kuh Elsa ?
Butler: Ja.
Graf: Ich kenne keine Kuh Elsa.
Butler: Na, die nette braune, die nach'm Melken immer so niedlich mit dem Schwanz den Eimer umgewedelt hat.
Graf: Das ist alles ? Deswegen rufen Sie mich an ?
Butler: Ja.
Graf: Ja also, hören Sie mal, ich habe dreitausend Kühe, da brauchen Sie mich wegen eines Rindviechs nicht anzurufen.
Butler: Ich dacht ja nur, weil's die Elsa war.
Graf: Also bitte. Das nächste Mal brauchen Sie mich deswegen nicht zu bemühen, ja ? Ende.
Äh,äh, hallo, Moment mal, hall...
Butler: Ja ?
Graf: Woran ist die Kuh denn gestorben ?
Butler: Ja, der ist das Dach von der Scheune auf'n Kopf gefallen.
Graf: Das Dach von der Scheune ? Wie konnte denn das passieren ?
Butler: Na ja, die Scheune brannte und irgendwann konnte sich das Dach natürlich nicht alleine in der Luft halten, und da ist es heruntergefallen und direkt darunter stand die Kuh Elsa, und ich kalkuliere, daß das Dach einfach zu schwer war - für die Kuh Elsa.
Graf: Die Scheune brannte ? Wie konnte das denn passieren ?
Butler: Na, wegen des Funkenflugs.
Graf: Was denn für'n Funkenflug ?
Butler: Na, erstmal brannte natürlich Ihr Landsitz. Und der Wind stand eben denkbar ungünstig. Für die Kuh Elsa.
Graf: Mein Landsit brannte ? Wie konnte das denn passieren ?
Butler: Na, Ihr Sohn hatte im Vestibühl ein paar Stufen übersehen. Da ist er gestolpert und hat sich beide Arme gebrochen. Und bei der Gelegenheit hat er auch gleich den Leuchter mit den brennenden Kerzen fallen lassen. Das war natürlich Pech für die Kuh Elsa.
Graf: Ja, nun sagen Sie mal, wieso lassen Sie denn meinen Sohn da mit brennenden Kerzen rumlaufen ?
Butler: Ja, wir wollten's Ihrer Frau halt'n bißchen nett machen zur Beerdigung.