Was ist BTX?

Auch wenn BTX gern als Vorläufer des Internet bezeichnet wird, war das Prinzip doch ein ganz anderes. Wo das Internet prinzipiell offen und dezentral ist, lief bei BTX alles über die Bundespost. Benutzer wählten sich per Terminal oder Decoder am Fernsehgerät oder PC-Modem über die damals noch analoge Telefonleitung beim BTX-Server ein. Anbieter wie Banken oder Reisebüros kauften bei der Post den Menü-Eintrag über den ihre Seite gefunden werden konnte. Jeder Aufruf kostete den Nutzer Geld - zusätzlich zur Grundgebühr. Abgerechnet wurde über die Telefonrechnung. Zwar konnten die Seiten auch am Fernseher angewählt werden, die interaktive Nutzung ging aber nur über ein BTX-Terminal oder Computer. Beide kosteten noch mehrere tausend Mark. Trotzdem setzte die Post große Hoffnung in das System.

Doch ausgerechnet das Online-Banking – der heikelste Bereich – gerät in die Schlagzeilen. Den Hackern des Chaos-Computer-Clubs war es gelungen über BTX an die Zugangsdaten der Hamburger Sparkasse zu kommen. Mit ihnen sorgten sie dafür, dass die Sparkasse stundenlang und immer wieder die BTX-Seiten des Clubs aufruft. Dort läuft ein Trickfilm, in dem die Symbole der Post „zerschossen“ werden. Jeder Filmabruf kostet die Sparkasse 9,90 Mark. Am Ende summiert sich der Gewinn für den Chaos-Computer-Club auf 134.634,88 Mark.

Am 19.11.1984 erklären die Hacker öffentlich ihre Tat. „...Bildschirmtext ist in dieser Hinsicht ein katastrophal schlechtes System. Wir haben einfach versucht das aufzuzeigen.“ Eine Blamage für das Projekt, das ohnehin nie richtig in Schwung kommt. Eine Million Benutzer waren für die ersten drei Jahre angepeilt. Doch so viele wurden es erst Mitte der 1990er, als die BTX-Seiten längst Teil des Internet-Portals T-Online sind. Von Bildschirmtext redet da niemand mehr. 2001 wird das Angebot abgeschaltet. Nur das Online-Banking überlebt tatsächlich noch bis 2007. Dann ist BTX endgültig Geschichte.

Immerhin verdanken wir dem Bundespost-Flopp, dass wir damals eine Ahnung von Cyberkriminalität bekommen und das Wort Hacker gelernt haben.

Vorstehender Text ist die Abschrift einer Video-Dokumentation des deutschen Fernsehsenders „ZDF-info“
von 2015.


Das „Bitel“ genannte kombinierte Bildschirm-Telefon für Btx. Foto: Siemens 1983.

Bildschirmtext wurde in Deutschland erstmals 1977 auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin von der Deutschen Bundespost vorgestellt. Es basierte auf Ideen des Britischen Systems Prestel.

Bildschirmtext BTX wird Englisch als „German interactiv videotex service“ bezeichnet. Im Unterschied zu Teletext, häufig auch Videotext genannt, das sind allerdings die von vielen Fernsehsendern zusammen mit ihrem TV-Programm ausgestrahlten und mit der TV-Fernbedienung einzeln abrufbaren Textseiten.

In der Schweiz wurde Bildschirmtext als Videotex bezeichnet. In Österreich lief der Dienst auf MUPID genannten Terminals. Schweden nannte den Dienst Prestel Plus, Dänemark Teledata, Italien Videotel, die Niederlande Viditel, Spanien Ibertex, Frankreich Minitel.

Da die Idee „Ätherzeppelin“ der Werbung für Siemens-Rundfunkempfänger aus der Mitte der 1930er Jahre entspringt, ist das BTX-Motiv auf der QSL-Karte von DH6MAV ein doppelter, historischer Beleg.

[Goto back to QSL card]
[Go back to Home]