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Konservierung durch Plastination:

Das Studium an biologischen Präparaten wird durch Verwesungsprozesse in erheblicher Weise behindert. Seit Jahrhunderten resultiert daraus der Wunsch nach geeigneten Konservierungsverfahren. Mit Hilfe der Technik der Plastination gelingt es, verwesliche Präparate für Forschung, Lehre und Demonstrationszwecke lebensnah und dauerhaft zu erhalten. In einem Vakuumprozeß werden biologische Präparate dazu mit speziell für diese Technik entwickelten Reaktionskunststoffen imprägniert. Die mechanischen (flexibel oder hart) und optischen (transparent oder opak) Eigenschaften der verwendeten Polymere bestimmen jeweils den Charakter der konservierten Objekte. Plastinierte Präparate sind trocken und geruchsfrei, sie behalten ihr natürliches Oberflächenrelief und sind bis in den mikroskopischen Bereich hinein identisch mit ihrem Zustand vor der Konservierung; selbst mikroskopische Untersuchungen bleiben so weiterhin möglich.

Das Verfahren:

Das Verfahren der Plastination beruht auf dem Austausch des Gewebswassers und Gewebefetts durch einen Reaktionskunststoff, wie z. B. Silikonkautschuk, Epoxidharz oder Polyester. In einem Lösungsmittelbad wird zunächst das Gewebswasser im Gefrieraustausch und später das Gewebsfett bei Raumtemperatur allmählich durch das Lösungsmittel ersetzt. Das entwässerte und entfettete Präparat wird danach in die Kunststofflösung eingelegt. Im Vakuum wird dann das Lösungsmittel zum Sieden gebracht und kontinuierlich aus dem Präparat extrahiert; durch den dabei entstehenden Sog fließt allmählich Kunststoff in das Gewebe ein. Anschließend an diesen Prozeß der "forcierten Imprägnierung" erfolgt die Härtung, je nach Art des verwendeten Kunststoffs mit Hilfe von Gas, Licht oder Wärme.

Eine besondere Variante:

Bei der "Scheibenplastination" werden ganze Körper oder Teile davon meist in tiefgefrorenem Zustand zunächst in 2-8 mm dicke Scheiben gesägt bzw. geschnitten. Die gewonnenen Scheiben werden dann, zwischen Gitternetzen liegend, entwässert, entfettet und schlie§lich im Vakuum mit Kunststoff imprägniert. Um den Präparaten eine glatte Oberfläche zu geben, werden die imprägnierten Scheiben zwischen Folien augehärtet oder in einer Flachkammer zusätzlich mit Kunststoff umgossen. Der Brechungsindex des verwendeten Harzes bestimmt die optischen Eigenschaften plastinierter Körperscheiben: Epoxidharz bewirkt Transparenz sowie eine gute Farbgebung der einzelnen Gewebe, das bei der Gehirnscheibenplastination verwendete Polyesterharz eine besonders gute Differenzierung zwischen wei§er und grauer Hirnsubstanz.

Plastinierte Organ- und Körperscheiben stellen ein neuartiges Lehrmittel für die zunehmend an Bedeutung gewinnende Schnittanatomie dar und können gut mit radiologischen Bildern korreliert werden. Serienschnitte transparenter Körperscheiben sind bei verschiedensten wissenschaftlichen Fragestellungen hilfreich. Sie stellen darüber hinaus ein geeignetes diagnostisches Hilfsmittel in der Pathologie dar, da sie ein schnelles makroskopisch- diagnostisches Screening ganzer Organe oder Operationspräparate ermöglichen; pathologische Gewebsareale können weiterhin selektiv mit konventionellen mikroskopischen Methoden analysiert werden.

Die Technik der Plastination wurde 1978 von Prof. Dr. Gunther von Hagens am Anatomischen Institut der Universität Heidelberg erfunden (Patente angemeldet und erteilt) und seither innovativ weiterentwickelt. Mittlerweile ist sie als Konservierungsmethode allgemein anerkannt und wird weltweit in zahlreichen Institutionen eingesetzt. Insbesondere die Strapazierfähigkeit, Dauerhaftigkeit und die Realitätsnähe plastinierter Präparate und der damit verbundene hohe didaktische Wert für die Lehre sind einzigartig.