Wie kommt man auf sowas...?
Vor ein paar Jahren hatte ich im Praxisheft Nr. 10 des AATiS e.V. einen Artikel gelesen, wo es darum ging, wie man die Ladung von Wolken messen kann. Ich wollte die Schaltung nachbauen, jedoch stellte sich schnell heraus, dass die beschriebene Schaltung auf Dauer nicht funktionieren würde und so machte ich mich selbst auf die Suche....
Mich interessierte das Thema besonders, da man mit einem "Ladungsmessgerät", was eigentlich nur indirekt die Ladung misst und in Wirklichkeit das daraus resultierende Feld, z.B. Gewittervorhersagen machen könnte. Aber nicht nur solche extremen Wolken, sondern auch ganz normale Schauerwolken, Kalt- und Warmfrontdurchgänge etc., waren für mich interessant. Könnte es sein dass verschiedene Wetterphasen (Kaltfronten etc.) spezifische Kurvenverläufe des elektrischen Feldes bewirken?

Nun habe ich in diversen Bibliotheken und Quellen nach Literatur gesucht, jedoch gab es da nicht gerade viel. Die schreibende Wissenschaft hat in den letzten 20 Jahren mehr und mehr das Interesse am natürlichen quasi-statischen (es verändert sich ja) Feld verloren. Das gängigste Messgerät für statische Felder ist die sog. Feldmühle. Sie wird auch kommerziell eingesetzt (z.B. Fa. Kleinwaechter), z.B. auf Flughäfen, bei der NASA, bei Instituten der Gewitterforschung, wie im Langmuir Laboratorium, aber auch für Schulexperimente (PHYWE) werden sie hergestellt (Kosten von 1000 - 1500 EUR). Da mir der Preis etwas zu hoch war, versuchte ich mich selbst an einer solchen Mühle und war nach relativ kurzer Zeit erfolgreich. Die Optimierung der Auswertungselektronik dauerte dann doch etwas länger, aber sie wird jetzt ihren Anforderungen gerecht, nachdem mich Nick Kreuzer mit seiner Elektronikerfahrung und Schaltungstipps unterstützt hat (das nennt man dann unter Funkamateuren Ham-Spirit, Danke an dieser Stelle nochmals!)

Der status quo...
Der status quo ist nun, dass ich einen Feldmühle von der Größe einer Dallmayr-Kaffeedose (250gr) mit einer funktionierenden geätzen Auswertungselektronik habe, welche sich, wenn man bedenkt, dass das ein Bastel-Produkt ist, durchaus mit kommerziellen Geräten messen lassen kann.(Zugegeben, meine Feldmühle hat keine vergoldeten Platten und keine Teflon-Isolierung, aber sie läuft trotzdem ganz ordentlich...)

oben sieht man eine kommerzielle Feldmühle von Global Atmospherics; unten meine Feldmühle im Garten aufgestellt...

Erste Freilandmessungen...
Die ersten Messungen im Freien waren ein voller Erfolg und Lohn für die vielen Mühen. Außer den speziellen Gewitterwolken, sind selbst normale Schauer- und Schneewolken ungemein beeindruckend. Es zeigte sich auch stark, dass man mit dem Feldverlauf Vorhersagen machen kann. Das Problem ist ja oft, man weiß, dass eine Wolke (z.B. ein Gewitter) da ist, aber die Frage ist bleibt: Zieht's über mich hinweg oder an mir vorbei? Da kann meistens kein Gewitterempfänger, kein Barometer, Thermometer, höchstens noch die Windrichtung Auskunft geben.Das elektrische Feld ist jedoch ortsbezogen. Soll heißen, man misst mit der Mühle nur das lokale Feld, denn ein Feld besteht aus Vektoren und die haben eine klar definierte Richtung! Temperatur, Luftdruck o.ä. verteilen sich über größere Flächen und meist werden schnelle Änderungen durch die trägen Messgeräte kaum wahrgenommen. Das heisst, wenn man an seinem Standort einen bestimmten Feldlinienverlauf aufnimmt, kann man sagen, wie die Ladungen bzw. die Wolke zieht!

Die meisten Informationen, die man hier auf der homepage findet habe ich auch schon in den Praxisheften 11 und 12 des AATiS e.V. veröffentlicht.