Man
kann die Feldmühle jedoch nicht nur zu Langzeitmessungen und anderen
anspruchsvollen Untersuchungen benützen, sondern sie ist auch ein geeignetes
Messgerät, um "altbekannte" Effekte zu zeigen.
1. Elektrostatik
1.1 Unterschiedliche
Aufladung
Reibt man z.B. ein Plastiklineal an einer Kunststofffolie (oder andere
Materialien), kennt man den Effekt, dass sich die zwei Materialien unterschiedlich
aufladen. Auf dem einen Material sitzen dann eben die positiven Ladungen
und auf dem Gegenpartner die negativen. Diesen Effekt kann man nun entweder
qualitativ mit einem Elektroskop zeigen, so wie es üblicherweise
gemacht wird, oder man hält die zwei Materialien einfach über
die Feldmühle und sieht einmal einen positiven und einmal einen negativen
Ausschlag. Hält man einige Zeit das Lineal in gleicher Höhe
über der Feldmühle, bemerkt man die langsame Entladung durch
die Luftionen.
1.2 "Ich glaub
ich hör das Feld..."
Eine sehr witzige und eindrucksvolle Demonstration des Vorhandenseins
von Feldern ist folgende. Man lässt die Elektronik der Feldmühle
ausgeschaltet und schließt den Ausgang eines Plattenpaares direkt
an den Eingang eines NF-Verstärkers an. Also alles ohne Gleichrichtung
mit Lichtschranke oder ähnlichem. Durch die Motordrehung wird eine
sinusähnliche Spannung erzeugt. Diese steigt in ihrer Amplitude an,
wenn das Feld entsprechend steigt. Nun wird diese durch den NF-Verstärker
verstärkt und man hört ganz deutlich das Lauter- und Leiserwerden
des Summens, wenn man mit einem geladenen Kamm o.ä. in die Nähe
kommt.
Der Versuch selbst ist zwar, wie so oft bei eindrucksvollen Versuchen,
nichts besonderes, aber für Schüler sicherlich ein Erlebnis
und für den Lehrer ist der Versuch mit wenig Aufwand zu realisieren..
1.3 Schwache Felder
Nun ist ein großer Vorteil der Feldmühle gegenüber sonstigen
elektrostatischen Messgeräten, wie dem schon erwähnten Elektroskop,
die sehr viel höhere Empfindlichkeit. Es ist mit der beschriebenen
Feldmühle möglich, aus 3m Entfernung noch einen geladenen Kamm
ganz deutlich zu registrieren. Man kann das Vorhandensein des Feldes sehr
schön zeigen, wenn man den Kamm einmal vor sich hält und ihn
dann hinter den Rücken nimmt, dann verschwindet der Ausschlag. Sehr
eindrucksvoll kann man dann auch Schülern klar machen in welcher
Größenordnung sich Textilien aufladen. Durch diese und ähnliche
Versuche, kann man eindrucksvoll Quantität und Eigenschaften der
Felder zeigen.
1.4 Universelle Einsatzmöglichkeit
bei Schulexperimenten
Natürlich bietet es sich auch an, die Feldmühle, aufgrund ihrer
relativ kleinen Form, in Standardversuche einzusetzen. Hier sei auf eine
Beschreibung der Firma Phywe hingewiesen, die selbst Feldmühlen mit
Zubehör herstellt und auch ein Heft mit Experimenten (mit Plattenkondensator
u.a.) herausgegeben hat. Wenn man sich nun zum Selbstbau entschlossen
hat, muss man natürlich selbst improvisieren und basteln. Ich denke
allerdings, dass man dies, vielleicht sogar mit den Schülern gut
realisieren kann (z.B. mit Plattenkondensatoren aus Pappe mit Alufolie
überklebt).
1.5 Einsatz im "Freien Feld"
Mich persönlich hat von Anfang an, die Messung quasi elektrostatischer
Felder in der Natur interessiert. In meinem ersten Artikel über die
Feldmühle im Praxisheft 11 bin ich bereits kurz auf das natürlich
"Schönwetterfeld" zwischen Erdoberfläche und Atmosphäre
eingegangen. Dieses Feld ist mit der beschrieben Feldmühle einfach
und eindeutig nachweisbar.
1.5.1 Der Putzeimer
kommt zum Einsatz...
Man suche sich eine möglichst freie Fläche aus, beispielsweise
einen Sportplatz. Dort stellt man nun die Feldmühle, entweder direkt
auf dem Boden oder in einer festen Höhe auf. Es empfiehlt sich vielleicht
vorher eine Kalibrierung der Feldmühle in einem künstlichen
Feld durchzuführen (Beschreibung dazu auch im Praxisheft 11), um
die Messpannung einem Feldwert zuordnen zu können.
Um den vielleicht vorhandenen Offset der Schaltung festzustellen, ist
es sinnvoll sich einen Metallputzeimer zu besorgen, den man mit einem
Erdspies oder über den Schutzleiter der Steckdose erdet. Diesen stülpt
man nun über die Feldmühle und schirmt somit das Feld ab und
kann nun das Offset ablesen und bei der späteren Berechnung berücksichtigen.
Beiläufig sei erwähnt, wenn man den Eimer nicht erdet, kann
man deutlich zeigen, dass die Abschirmung nicht vorhanden ist. Klingt
trivial ist aber vielen beim Experimentieren gar nicht so bewusst - Erfahrung
des Autors.
Nun nimmt man den Eimer wieder weg, geht ein paar Schritte von der Mühle
weg, um die Messung durch seine Eigenladung nicht zu Verfälschen,
und liest den Wert ab (eine lange Messleitung erspart das Fernglas...
) Mit diesem Messwert und der vorherigen Kalibrierung der Mühle kann
man nun das natürliche Feld berechnen. Wenn man nun alles richtig
gemacht hat, es wirklich blauer Himmel war und nicht gerade ein Gewitter
am Heranziehen war, müsste ein Wert zwischen 100-200 V/m herauskommen.
Hier sei darauf verwiesen, dass dieses Schönwetterfeld einem Tagesgang
unterliegt und deshalb nicht immer konstant sein kann.
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1.5.2 Verzerrungen
und Verbiegungen des Feldes
Gebäude, landschaftliche Unebenheiten und vieles mehr bewirken, dass
das Feld bzw. die Äqipotentialflächen nicht homogen und "gerade"
sind, sondern sich biegen und entsprechend verzerrt werden. Nun könnte
man sich überlegen wie die Verzerrung im einzelnen Fall sein mag
bei einem Gebäude aus Holz, Beton oder Stahl, aber interessant ist
es eben immer in der Physik, das mal selber nach zu messen.
Wir können also wieder die Feldmühle nehmen und an einem Tag
mit wenig Bewölkung (damit das Feld ungefähr konstant ist) in
unterschiedlicher Entfernung eines Gebäudes messen. Dann wird man
vielleicht feststellen, dass weiter weg vom Gebäude auf freiem Feld,
der Ausschlag größer ist (kann bis zu Faktor 10 sein). Geht
man nun näher zum Gebäude hin wird der Ausschlag immer geringer.
Misst man jedoch am Dach, erhält man auch wieder einen deutlich erhöhten
Ausschlag. Wenn man diese Messungen genau und systematisch durchführt,
kann man die Form der Verzerrung des Feldes nachbilden. Das könnte
einmal eine andere Variante sein um Äquipotentalflächen zu demonstrieren!
Diese Liste von Vorschlägen
zum Einsatz der Feldmühle im Schulunterricht, soll nur eine Anregung
sein. Sicherlich fallen engagierten und interessierten Lehrern noch zahllose
weitere Einsatzmöglichkeiten ein!
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