Für die Navigation eines Luftfahrzeugs stehen zahlreiche Einzelsysteme
zur Verfügung. Für die Führung eines Flugzeugs zwischen
Start und Landung werden die sogenannten Streckennavigationsanlagen verwendet.
Dazu gehören ungerichtete Funkbaken (NDB, Non Directional Beacon),
Drehfunkfeuer (VOR, Very high frequency Omni Range) und auch Entfernungsmessanlagen
(DME, Distance Measurement Equipment).
Alle diese Anlagen sind für 2D-Navigation konzipiert. D.h. sie
bieten keine Höheninformationen.
Bei der Landung besteht allerdings die Notwendigkeit auch bei schlechtem Wetter und schlechter Sicht einen Flugweg zu finden, der das Flugzeug mit hoher Genauigkeit aus einer bestimmten Höhe und Richtung sicher zum Aufsetzpunkt der Landebahn leitet. Diese Aufgaben können die Streckennavigationsanlagen nicht lösen.
Bei schönem Wetter und damit guter Sicht ist es kein Problem den gewünschten Flughafen mittels Streckennavigation zu finden. Ist die Landepiste einmal in Sicht, kann der Pilot die Landung manuell durchführen. Bei wolkenverhangenem Himmel wird dies zunehmend unmöglich. Daher sind bei den Anflugverfahren bestimmte Sichtuntergrenzen vorgeschrieben. Ein Pilot muss also, wenn er z.B. einen Anflug mittels DME/VOR durchführt, ab einer bestimmten Höhe Sichtkontakt mit der Landebahn haben. Ist dies nicht der Fall, so muss der Pilot ein genau definiertes Fehlanflugverfahren (Missed Approach Procedure, "Go around") durchführen. Danach kann der Anflug erneut stattfinden. Meist ist es dann jedoch nötig einen Ausweichflughafen anzufliegen.
Je genauer die Navigationsverfahren, desto niedriger liegt diese Entscheidungshöhe (Decision Height). Bei Nicht-Präzisionsanflugverfahren, zu denen übrigens auch die hochgelobten GPS-Verfahren gehören, liegt diese Grenze relativ hoch. Die Wolkendecke darf dann nicht niedriger als etwa 150m liegen. In Europa sind diese Bedingungen schnell erreicht, so dass hier Präzisions-Navigationsanlagen benötigt werden.
Hier leistet das Instrumentenlandesystem ILS seit vielen Jahren zuverlässig
seine Dienste. Mit Hilfe eines ILS kann ein Flugzeug vollautomatisch ohne
jegliche Sicht landen. Das System besteht aus mehreren Einzelkomponenten.
Für die Erzeugung der Richtungsinformation sorgt der Landekurssender
(Localizer, LLZ). Für die Generierung eines Leitstrahls, der das Flugzeug
in einem Winkel von 3 Grad zum Boden leitet, wird der Gleitwegsender (Glide
Path, GP) verwendet. Daneben existieren noch bis zu 3 Sender, die in bestimmten
Abständen vor dem Aufsetzpunkt auf der verlängerten Landebahnmittellinie
(Center Line, CL) stehen. Dabei handelt es sich um senkrecht nach oben
strahlende Baken. Beim Durchflug des HF-Kegels erhält der Pilot eine
akustische (Morsecode) und optische (Farbe) Anzeige. Das ermöglicht
die Kontrolle des Anfluges und der an den Senderstandorten benötigten
Flughöhe. Die Sender werden als Marker oder Einflugzeichen bezeichnet.
In Europa verwendet man ein Haupteinflugzeichen (Middle Marker, MM) bei
ca. 1050m vor dem Aufsetzpunkt und ein Voreinflugzeichen (Outer Marker,
OM) bei ca. 7200m. Der Inner Marker (IM), der nur wenige Meter vor dem
Aufsetzpunkt stehen würde, wird nur äusserst selten verwendet.
Zur Überwachung der abgestrahlten Signale werden Monitorempfänger
eingesetzt. Überwacht wird das Signal im Nahfeld der Sendeantennen.
Unter bestimmten Bedingungen wird es auch im Fernfeld (> 1000m) beobachtet.
Der Landekurssender (Localizer, LLZ)
Dieser
Sender dient zur Erzeugung der Landerichtungsinformation. Weit ausserhalb
des Flughafens bekommt der Pilot von der Anflugkontrolle die Genehmigung
sich auf das ILS-Signal einzurasten. Die Nutzbarkeit des Signals wird in
einem bestimmten Winkelbereich und Entfernung garantiert.
Sobald der Pilot sich in diesem Winkelbereich befindet, erhält
er auf seinem Anzeigeinstrument, dem Kreuzzeiger, eine Information. Auf
dem CDI (Course Deviation Indicator) beginnt die vertikal angeordnete Anzeigenadel
von einem Rechts- oder Linksanschlag langsam in die Mitte der Anzeige zu
wandern, je näher das Flugzeug der verlängert gedachten Mittellinie
der angesteuerten Landebahn kommt. Befindet sich die Nadel genau in der
Mitte der Anzeige, so fliegt das Flugzeug auf der Mittellinie (CL). Hält
der Pilot die Nadel nun in Position, wird er exakt die Mitte der Landebahn
überfliegen. Dabei wird das Prinzip "follow the needle" verwendet.
D.h. wenn die Nadel nach links auswandert, muss der Pilot auch nach links
steuern.
Die Landekurssender werden durch einen vierstelligen Morsecode identifiziert
(z.B. INEW).
Ab
einer bestimmten Entfernung, bei der der Pilot längst auf dem Signal
des Landekurssender und damit der Landebahnmittellinie fliegt, erhält
er auf dem 2. Teil seines Kreuzzeigerinstruments, dem HSI (Horizontal Situation
Indicator), nun eine Höheninformation. Der HSI ist eine horizontal
ausgerichtete Anzeigenadel. Stellt man sich das GP-Signal als Lichtstrahl
vor, der vom Aufsetzpunkt aus in einem Winkel von 3 Grad nach oben gerichtet
ist, so nähert sich das Flugzeug von unten diesem Strahl.
Die Anzeige im Cockpit meldet dem Piloten nun "fliege höher",
die Anzeigenadel steht am oberen Anschlag. Der Pilot wartet aber zunächst,
bis die Nadel anfängt von oben nach unten zu wandern. Sobald die Nadel
die Mittelstellung der Anzeige erreicht hat, befindet sich das Flugzeug
genau im Strahl und ab sofort muss das Flugzeug sinken, um die Nadel auf
dieser Mittelstellung zu halten. Bilden die Nadeln des CDI und HSI ein
Kreuz, dessen Mitte genau in der Mitte der Anzeige steht, so fliegt das
Flugzeug exakt auf den Aufsetzpunkt der Landebahn zu.
Gleitwegsender geben keine Morsekennung ab. Sie sind mit einer Kontrollleitung
mit dem Landekurssender verbunden. Fällt der LLZ und damit die Kennung
aus, wird auch der GP abgeschaltet. Damit wird der Vorschrift der RegTP
Rechnung getragen, dass kein Sender ohne Identifikation strahlen darf.
Im Ausland wird darauf allerdings weniger geachtet.
Die Einflugzeichen (Middle Marker MM, Outer Marker OM)
Während das
Flugzeug auf dem Leitstrahl des ILS heruntergleitet, überfliegt es
bei ca. 7200m vor dem Aufsetzen das Voreinflugzeichen (Outer Marker, OM).
Der OM-Sender strahlt einen HF-Kegel mit einem Durchmesser von ca. 600m
in der definierten Flughöhe nach oben ab. Eine Morsekennung (Strich-Strich)
identifiziert den OM. Sobald das Flugzeug durch diesen Kegel fliegt, erhält
der Pilot eine akustische und optische Anzeige. Er hat nun die Möglichkeit,
die an diesem Punkt genau vorgeschriebene Flughöhe zu kontrollieren.
Ausserdem kann er sicher sein, auch weiterhin nahe der Landebahnmittellinie
zu fliegen. Im weiteren Verlauf des Anfluges trifft er bei ca. 1050m vor
dem Aufsetzen auf das Haupteinflugzeichen (Middle Marker, MM). Auch dieser
Sender gibt einen HF-Kegel nach oben ab, der allerdings nur noch ca. 300m
Durchmesser bei der definierten Flughöhe erreicht. Der Empfang des
MM (Morsekennung: Punkt-Strich) gibt ein weiteres Stück Sicherheit,
dass mit der ILS-Anzeige alles in Ordnung ist.