Burg-Stahleck

Ritter Das Leben auf einer mittelalterlichen Burg

Der Reichsritter Ulrich von Hutten schrieb 1518 über das Leben in einer Burg:

„Die Burg selbst, mag sie auf dem Berg oder im Tal liegen, ist nicht gebaut, um schön, sondern um fest zu sein. Sie ist von Wall und Graben umgeben und innen eng, da sie durch die Stallungen für Vieh und Herden versperrt wird. Daneben liegen die dunklen Kammern, angefüllt mit Pech, Schwefel und dem übrigen Zubehör der Waffen und Kriegswerkzeuge. überall stinkt es, dazu kommen die Hunde mit ihrem Dreck, eine liebliche Angelegenheit, wie sich denken läßt. und ein feiner Duft.
Reiter kommen und gehen, unter ihnen sind Räuber, Diebe und Banditen. Denn fast für alle sind unsere Häuser offen, entweder weil wir nicht wissen, wer ein jeder ist, oder weil wir nicht weiter danach fragen.
Der ganze Tag, vom frühen Morgen an, bringt Sorge und Plage, beständige Unruhe und dauernder Betrieb. Die Äcker müssen gepflügt und gegraben werden, man muß eggen, säen, düngen, mähen und dreschen. Es kommen die Ernte und Weinlese, wenn es dann einmal ein schlechtes Jahr gewesen ist, wie es bei jener Magerkeit häufig geschieht, so tritt furchtbare Not und Bedrängnis ein. Bange Unruhe und tiefe Niedergeschlagenheit ergreifen alle."


Ritter Die Bauhütten

Der mittelalterliche Burgenbau war eine technische und organisatorische Leistung. Die Organisationsform der Werkleute, denen die Ausführung aller handwerklichen Arbeiten an einer Burg oblag, war die Bauhütte. Sie hatte strenge, genossenschaftliche Ordnungen und wahrte auch manches Zunftgeheimnis.
Die Burgen mußten, wenn sie ihre Aufgabe erfüllen sollte, so rasch wie möglich vollendet werden. Es gibt in der Geschichte des Wehrbaus immer wieder Fälle, in denen Burgen in kürzester Frist, während einer Belagerung oder eines Waffenstillstandes, fertiggestellt wurden. Erzbischof Balduin von Trier hat 1319 gegen die Herren von Westerburg die Burg Balduinstein geradezu aus dem Boden gestampft und 1336 die Burg Balden- oder Trutz-Eltz in wenigen Monaten errichten lassen und damit die Herren von Eltz zur Anerkennung seiner Lehensoberhoheit genötigt.
Nach getroffener Wahl des Bauplatzes wurde dieser „baureif" gemacht. Das geschah im Berggelände durch Abholzen und Planieren. Es wurden Steinbrüche, Sand- und Kalkgruben sowie Wege angelegt. Die benötigten Bausteine wurden meist in der Nähe zu beschafft. Bei Hangburgen verwendete man, wie bei Burg Rheinfels, das beim Ausbrechen des Halsgrabens anfallende Steinmaterial. Erst nach diesen Vorbereitungen konnte der eigentliche Bau beginnen. Die Leitung eines solchen Bauwesens konnte nur ein Mann übernehmen, der entsprechende technische Kenntnisse mitbrachte. Diese Leiter der Bauhütten waren Meister, die dem Bauwesen verantwortlich vorstanden. Sie schlossen die Verträge ab, stellten die Arbeitsgemeinschaft aus Meistern, Gesellen und Lehrlingen zusammen, warben die Hilfskräfte an, vergaben die Spanndienste, teilten die Arbeit ein und zahlten den Lohn aus. Zugleich waren sie die planenden Architekten. Neben den Maurern (lapicidae) bildeten die Steinmetze eine eigene Fachgruppe innerhalb der Hütte. Wo kamen aber all die Werkleute her. Auf Dutzenden von Großbaustellen wurde gleichzeitig gearbeitet. Der Bedarf an Fachkräften war nicht aus einheimischen Personal zu decken. Es mußten in größerem Umfang auswärtige Bauhandwerker angeworben werden. So haben sicherlich an den Burgen am Rhein Gastarbeiter aus Italien und Frankreich mitgewirkt.

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Copyright: Herbert Kaiser 1998