Die Burg selbst, mag sie auf dem Berg oder im Tal liegen,
ist nicht gebaut, um schön, sondern um fest zu sein. Sie
ist von Wall und Graben umgeben und innen eng, da sie durch die
Stallungen für Vieh und Herden versperrt wird. Daneben liegen
die dunklen Kammern, angefüllt mit Pech, Schwefel und dem
übrigen Zubehör der Waffen und Kriegswerkzeuge. überall
stinkt es, dazu kommen die Hunde mit ihrem Dreck, eine liebliche
Angelegenheit, wie sich denken läßt. und ein feiner
Duft.
Reiter kommen und gehen, unter ihnen sind Räuber, Diebe und
Banditen. Denn fast für alle sind unsere Häuser offen,
entweder weil wir nicht wissen, wer ein jeder ist, oder weil wir
nicht weiter danach fragen.
Der ganze Tag, vom frühen Morgen an, bringt Sorge und Plage,
beständige Unruhe und dauernder Betrieb. Die Äcker müssen
gepflügt und gegraben werden, man muß eggen, säen,
düngen, mähen und dreschen. Es kommen die Ernte und
Weinlese, wenn es dann einmal ein schlechtes Jahr gewesen ist,
wie es bei jener Magerkeit häufig geschieht, so tritt furchtbare
Not und Bedrängnis ein. Bange Unruhe und tiefe Niedergeschlagenheit
ergreifen alle."
Der mittelalterliche Burgenbau war eine technische und organisatorische
Leistung. Die Organisationsform der Werkleute, denen die Ausführung
aller handwerklichen Arbeiten an einer Burg oblag, war die Bauhütte.
Sie hatte strenge, genossenschaftliche Ordnungen und wahrte auch
manches Zunftgeheimnis.
Die Burgen mußten, wenn sie ihre Aufgabe erfüllen sollte,
so rasch wie möglich vollendet werden. Es gibt in der Geschichte
des Wehrbaus immer wieder Fälle, in denen Burgen in kürzester
Frist, während einer Belagerung oder eines Waffenstillstandes,
fertiggestellt wurden. Erzbischof Balduin von Trier hat 1319 gegen
die Herren von Westerburg die Burg Balduinstein geradezu aus dem
Boden gestampft und 1336 die Burg Balden- oder Trutz-Eltz in wenigen
Monaten errichten lassen und damit die Herren von Eltz zur Anerkennung
seiner Lehensoberhoheit genötigt.
Nach getroffener Wahl des Bauplatzes wurde dieser baureif"
gemacht. Das geschah im Berggelände durch Abholzen und Planieren.
Es wurden Steinbrüche, Sand- und Kalkgruben sowie Wege angelegt.
Die benötigten Bausteine wurden meist in der Nähe zu
beschafft. Bei Hangburgen verwendete man, wie bei Burg Rheinfels,
das beim Ausbrechen des Halsgrabens anfallende Steinmaterial.
Erst nach diesen Vorbereitungen konnte der eigentliche Bau beginnen.
Die Leitung eines solchen Bauwesens konnte nur ein Mann übernehmen,
der entsprechende technische Kenntnisse mitbrachte. Diese Leiter
der Bauhütten waren Meister, die dem Bauwesen verantwortlich
vorstanden. Sie schlossen die Verträge ab, stellten die Arbeitsgemeinschaft
aus Meistern, Gesellen und Lehrlingen zusammen, warben die Hilfskräfte
an, vergaben die Spanndienste, teilten die Arbeit ein und zahlten
den Lohn aus. Zugleich waren sie die planenden Architekten. Neben
den Maurern (lapicidae) bildeten die Steinmetze eine eigene Fachgruppe
innerhalb der Hütte. Wo kamen aber all die Werkleute her.
Auf Dutzenden von Großbaustellen wurde gleichzeitig gearbeitet.
Der Bedarf an Fachkräften war nicht aus einheimischen Personal
zu decken. Es mußten in größerem Umfang auswärtige
Bauhandwerker angeworben werden. So haben sicherlich an den Burgen
am Rhein Gastarbeiter aus Italien und Frankreich mitgewirkt.