Betriebsart SSB
(Single Side Band)


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Wem das Treiben auf den FM-Umsetzern nicht gefällt, der findet auf den SSB-Frequenzen sicherlich ein interessantes Betätigungsfeld. Neben größeren Entfernungen kann man hier auch seinen persönlichen „Horizont" erweitem, denn eigentlich fängt hier der UKW-Amateurfunk überhaupt erst an. Auch mit QRP-Leistungen lassen sich sichere Funkverbindungen herstellen und bei guten Ausbreitungsbedingungen sind sogar DX-Kontakte auf 144 MHz oder 432 MHz möglich.
 
 

Auf das Equipment kommt es an

Zunächst benötigt man einen Transceiver, der SSB-tauglich ist. Zu empfehlen sind hier Gebrauchtgeräte der etwas älteren Generation. Neben ihren - oftmals sehr guten - Eigenschaften für den SSB- und CW-Betrieb sind sie auch erschwinglicher, als ein modernes Neugerät.

Welche Geräte nun wirklich was „taugen", erfährt man nur durch Flüsterpropaganda von erfahrenen UKW-Amateuren. Wenn man Portabelbetrieb machen möchte, sollte man tunlichst darauf achten, dass das Gerät an eine externe Stromversorgung (12...13,8 V) angeschlossen werden kann. Erste Versuche kann man auch mit einer Rundstrahlantenne unternehmen. Allerdings sollte man die Erwartungen nicht sehr hoch ansetzten, denn beim SSB-Betrieb werden meist horizontal polarisierte Richtantennen verwendet. Die Ergebnisse, die man mit diesen Antennen erzielt, sind im Vergleich zu einer Rundstrahlantenne (mit vertikaler Polarisation) um mindestens 20 dB besser.

Die Wirkung einer Rundstrahlantenne könnte man mit einer Taschenlampe vergleichen, die keinen Reflektor hat. Eine Richtantenne sendet mit Gewinn in die gewünschte Richtung. Und auch beim Empfang wird eine Selektion erzeugt, weil Signale aus anderen Richtungen ausgeblendet werden. Yagi-Antennen oder auch eine HB9CV-Antenne sind preisgünstig im Fachhandel zu bekommen. Wer handwerklich geschickt ist, kann diese Antennen auch selbst herstellen. Bauvorschläge findet man in der Fachliteratur (z.B. Rothammel-Antennenbuch). Für Richtantennen wird ein Rotor benötigt, wenn die Antenne auf einem Hausdach (oder Gittermast) montiert werden soll. Bei Portabelaktivitäten kann die Antenne per Hand ausgerichtet werden. Hilfe beim Antennenbau erhält man vielerorts von Funkfreunden aus dem Ortsverband.

Der Antennenvertrag und zusätzliche Informationen des DARC sind bei Verhandlungen mit dem Hausbesitzer, sehr hilfreich. Auf dem Weg vom Transceiver zur Antenne sollte ein SWR-Messgerät installiert sein, damit das Stehwellenverhältnis und die Ausgangsleistung ständig beobachtet werden können.
 
 

Die Alternative: Portabelbetrieb

Viele Funkamateure erhalten an ihrem Wohnsitz keine Antennengenehmigung. Trotzdem können sie aber am SSB-Geschehen teilnehmen, wenn sie sich auf Portabelbetrieb spezialisieren. Besonders Funkamateure mit der neuen Genehmigungsklasse 3 können gewaltige Vorteile nutzen, wenn sie Funkbetrieb von einem Hügel oder einen Berg betreiben.

Beim Portabelbetrieb kann man sich einen Standort aussuchen, der für den UKW-DX-Betrieb besonders gut geeignet ist. Entscheidend ist auch die Antennenhöhe über Grund und eine weitgehend ungehinderte Abstrahlung in möglichst alle Himmelsrichtungen. Mit Strahlungsleistungen unter 10 W (EIRP) können, auch unter normalen Ausbreitungsbedingungen, größere Reichweiten überbrückt werden. Als Antennenmast bieten sich Steckrohre an, die in verschiedenen Längen im Fernsehfachhandel erhältlich sind. Um den Mast mit der Antenne zu befestigen, bindet man ihn beispielsweise an einen geeigneten Zaunpfahl, oder man benutzt eine spezielle Halterung, auf die man mit einem Rad des PKW fährt. Eine solche Halterung ist mit wenig Aufwand zusammengeschweißt, und vielleicht kann ein OM aus dem eigenen Ortsverband diese Arbeit erledigen.

Portabelbetrieb lohnt selbst im Winter im eigenen PKW. An klaren Wintertagen heizt sich das Fahrzeug durch Sonneneinstrahlung sehr schnell auf, und notfalls liefert die Heizung zusätzliche Wärme. Eine zweite (volle) leistungsfähige Autobatterie sichert den höheren Strombedarf, wenn später eine Transistorendstufe zum Einsatz kommt. Somit wird die eingebaute KFZ-Batterie nicht zu sehr beansprucht, und nach der Aktivität kann man das Fahrzeug noch starten, um den Heimweg sicher anzutreten.

Zunächst sollte man sich mit der eigenen Station vertraut machen und die Bedienungsanleitung studieren, bevor man den Funkbetrieb aufnimmt. Dann stellt sich schon meist die Frage nach dem Standort, der als Locator im QSO übermittelt wird. Mit Hilfe einer Locatorkarte oder einem Computerprogramm sollte man sich vor dem QSO den Standortkenner ermitteln. Zum Auffinden von UKW-Baken ist eine Bakenliste nötig. Anhand der Bakensignale kann man nun die Ausbreitungsbedingungen beurteilen. Das Gespür dafür entwickelt man im Laufe der Zeit, wenn man weit entfernte Baken immer wieder beobachtet.
Ein alter Wecker leistet als UTC-Uhr gute Dienste, und als Neuling zeigt einem ein Bandplan wo (und in welcher Betriebsart) gesendet werden darf. Im Bakenband herrscht jedoch Sendeverbot! Grundkenntnisse der englischen Sprache sind bei Funkverbindungen in das benachbarte Ausland hilfreich, aber eine normale Funkverbindung kann man notfalls auch mit den internationalen Abkürzungen (Q-Gruppen etc.) sicher abwickeln.
 
 

Weite QSOs auf UKW

Bei der Ausbreitung über die Troposphäre spricht man von einer quasioptischen Ausbreitung. Zu viele Faktoren sind hier entscheidend, sodass man keine feste Angaben machen kann. Neben der eigenen Stationsausrüstung, Sendeleistung, Antennengewinn oder den Ausbreitungsbedingungen sind die komplette Stationsausrüstung und die Betriebstechnik der Gegenstation sehr entscheidend für einen gelungenen DX-Kontakt.

Hier die Definition für die gebräuchlichsten UKW-Bänder:

Zunächst sollte man aber seine eigene Station kennen lernen und optimieren. Da wäre beispielsweise die Frage des Mikrofons. Alte Vorverstärkermikrofone sind für SSB-Betrieb nicht geeignet. Verstärkermikrofone erzeugen oft einen unangenehmen Raumhall oder übersteuern den Sender - die Modulation wird also nur unverständlicher. Auch Sprachprozessoren können das eigene Signal nur unleserlich machen. Sie sollten nur eingeschaltet werden, wenn hinter den Transceiver keine Endstufe betrieben wird. Vertrauen ist gut - Kontrolle ist besser: Weil man sein eigenes Signal nicht beurteilen kann, stellt man den Mic-Gain mit Hilfe anderer Funkamateure ein.

Anfangs ist man auf diese Hilfe auch angewiesen, weil man selbst keine eigenen Erfahrungswerte hat. Optimal ist eine Aussteuerung (Modulation) von etwa einem Drittel der maximalen Leistung. Sonst kommt es unweigerlich zu Verzerrungen - „Splattern" - des Signals. Weiterhin wird man feststellen, dass die Anzeige am Messgerät maximal bis 50 % ausschlägt. Durch die Trägheit der Instrumente wird beim Sprechen nicht die volle Leistung angezeigt, sie ist aber tatsächlich vorhanden.

Wer bisher überwiegend auf FM-Relais gefunkt hat, wird seine angestaubten Kenntnisse in der Betriebstechnik (Betriebsabwicklung) etwas auffrischen müssen. Redewendungen und Abkürzungen aus alten CB-Funk-Zeiten helfen nicht weiter, sie sind sogar unerwünscht. Um eine möglichst sichere und reibungslose Betriebsabwicklung zu gestalten, hält man sich an das, was man in der Vorbereitung auf die Amateurfunkprüfung gelernt hat.

Außerdem trifft man auf den SSB-Frequenzen viele Gleichgesinnte, die man um Rat und Hilfe bitten kann. Sollte es Beschwerden zur Signalgüte geben, können Veränderungen an der Geräteeinstellung Abhilfe schaffen. Mit den ersten Funkverbindungen sammelt man automatisch immer mehr Erfahrungen. Die Betriebsabwicklung wird sicherer, und das Leistungsvermögen der eigenen Stationsausrüstung kann realistischer eingeschätzt werden. Wer die Betriebsabwicklung auf den SSB-Frequenzen beobachtet, merkt, dass hier ein „anderer Wind weht".
 
 

Der typische erste DX-Kontakt

Die erste DX-Verbindung entsteht meistens zufällig. Man beobachtet die Bakensignale und die SSB-Frequenzen und merkt, dass die Bedingungen besser sein müssen. Die Antenne wird eher zufällig in die „richtige" Richtung gedreht. Plötzlich hört man eine Stimme aus dem Kopfhörer. Schon am Rufzeichen erkennt man eindeutig, dass es sich beispielsweise um einen englischen oder dänischen Funkfreund handeln muss. Es kann natürlich auch ein Schotte oder Italiener sein, aber das erste DX-Erlebnis spielt sich fast immer so oder so ähnlich ab!

Gespannt lauert man nun auf den nächsten CQ-Ruf der gehörten Station: „CQ CQ CQ DX from..." Das S-Meter zeigt einen Wert von S7 an. Der VFO wird genau abgestimmt, und die Stimme ist jetzt glasklar, aber mit leichtem Fading zu hören. Eventuell muss die Antennenrichtung noch etwas optimiert werden. Jetzt kommt der entscheidende Moment:

Beispiel: „G5ABC this is DO1XYZ calling and Standing by."

Und siehe da: Der erste DX-Kontakt wird hergestellt. Um ein Standard-QSO abzuwickeln, werden folgende Informationen ausgetauscht:

Das internationale Buchstabieralphabet hilft bei der Übermittlung der Informationen.
Ein Mindest-QSO besteht aus dem Austausch von: Nur wenn diese Daten einwandfrei aufgenommen und übermittelt wurden, ist die Funkverbindung gültig. Nach dem Austausch der
notwendigen Daten kann man nun die Stationsausrüstung vorstellen und vielleicht ein längeres Gespräch beginnen. Die Vorfreude auf die QSL-Karte einer ersten DX-Verbindung wird sicherlich sehr groß sein. Was hier als Beispiel geschildert ist, ist erst der Anfang. Wer sich intensiver mit UKW-Ausbreitung und Technik beschäftigen möchte, stößt auf eine geradezu nicht enden wollende Vielfalt der Möglichkeiten.

Viele UKW-DXer haben ihre ersten Erfahrungen in einer ähnlichen Situation gemacht, und danach hat es sie nie wieder losgelassen, sie wurden vom „DX-Fieber" gepackt. Wohl wissend, dass dabei der persönliche Erfolg nicht vom Himmel fällt.
 

Der Text wurde leicht überarbeitet. Der Orginaltext ist in der CQ/DL 01/2001 nachzulesen.
 

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