|
|
Geschichten zum
Thema Telegrafie
Trainingstexte zum High-Speed-Training
- Das Morsen - Ein Gedicht
- Die "psychologische" Morsetelegrafie
- Zu schön - um wirklich wahr zu sein!
- (Morse-)Hilfe bei schwerster
Behinderung!
- Der perfekte Mogeltrick mit
Morsezeichen
- Die Geschichte über das falsche "Morse-de"
Das Morsen
|
|
Das Morsen ist des Funkers
Lust,
denn Reden gibt ihm häufig Frust.
Denn das kann jeder auf der Welt,
was leichter und mal schwerer fällt. |
Die Rhythmen treffen tief ins
Herz,
entfernen jeden Weltenschmerz.
Sie sind auch heute noch ein Hit,
sie machen jung und halten fit.
|
Und ob mit Bug oder auch
Hand,
man hört es noch im ganzen Land.
Obwohl sich heute vieles kehrt,
die Zeichen haben ihren Wert. |
Es ist der Klang der Freude
macht,
bei dem die Seele lauthals lacht.
Es ist Musik mit ganz viel Sinn,
drum hör einfach mit Wonne hin! |
|
DK5KE
|
|
Der
besondere Hörtipp
Jede der nachfolgenden Texte kann auch mit einem Klick auf den
jeweils darunterliegenden mp3-Link in Morsezeichen angehört werden.
Vielleicht sind die Geschwindigkeiten von 125 BpM bis 225 BpM eine
Motivation? |
Die "psychologische"
Morsetelegrafie
Emotimorsen oder Morsen mit Emotionen
Stimmungs- und Gefühlszustände werden auch im Morsebetrieb
übertragen. Wie bei den berühmten Emoticons sind Gefühle auch durch
charakteristisch abgegebene Morsezeichen erkennbar. Punkte und
Striche sind verräterisch! Man könnte es Emotimorsen nennen.
Das bekannteste Emotionszeichen ist das "HI", das Morse-Lachen. Je
nach Stimmungslage wird es (wie die Smileys) unterschiedlich
angewendet. Es kann ein schnelles, gedanklich trockenes "HI" sein,
aber auch ein betontes weiches "HEE" oder ein sich wiederholendes,
laut schallendes "H E E". Ist das Lachen
besonders intensiv, wird der Buchstabe H auch als eine sehr lange
Irrungspunktfolge gegeben. Dann ist es wie ein ROTFL im Internet,
ein heftiges "rolling on the floor laughing"! Echter Humor zwischen
den Punkten!
Auch die Ratlosigkeit hat ihr eigenes Morsezeichen. Viele
Trennungen sind meist dann zu hören, wenn der Funker nach fehlenden
Worten ringt, wenn das Denken langsamer als die Morsezeichen sind.
Es ist das morsetypische Überbrückungs- und Pausenzeichen. Es ist
das funkbetriebliche Stottern, das "Äh!" und "Eh!" der
Morsetelegrafie!
Die große Liebe zu den Morse-Trennungen ist auch zu spüren, wenn
Telegrafisten plötzlich gestört oder abgelenkt werden. Das "EB" (=
Warten) hat dann keine Chance - genau wie der Funkpartner!
Statt Pausen-Trennungen geben einige Funker lieber Pausen-Kommas.
Vielleicht sind die einen eher Standard-QSO-Funker, die anderen
eher Klartext-Funker? Ein Indizienbeweis?
Besonders bedeutungsschwere Worte werden manchmal langsamer oder
mit einem besonders großen Buchstabenabstand gegeben. Wichtigkeit
wird gerne in einer Tempoänderung ausgedrückt. Plötzliche
Eindringlichkeit konzentriert neu!
Auch die Nervosität hat ihre Form. Sie äußert sich gerne in vielen
Fehler-Dits. Nur nicht langsamer geben! Aber wenn dann nach langer
Zeit die innere Ruhe einkehrt, ist plötzlich auch die Gebeweise
perfekt. Freund Murphy hat leider immer seine Hand im
Morsespiel!
Pedanterie und nachlässiges Verhalten sind ebenfalls zu erkennen.
Der eine Funker telegrafiert viktorianisch pingelig, der andere
durcheinander wie Kraut und Rüben. Den einen stören kleinste
Fehler, der andere telegrafiert mit großer Freude redundant. Aber:
Imrmerihn its ads Mroesn dneonch zu vrestheen! Alles kalr?
Wird eine Morseverbindung mit dem Betriebszeichen "SK" beendet,
erfolgen zum letzten Abschluss oft zwei Punkte, zwei lockere "Es"
(= Dit Dit). Es ist ein letzter QSO-Gruß, ein letztes Bye Bye!
Manchmal werden die Dits wiederholt. Dann war es eine richtig tolle
Verbindung. Will es nicht aufhören, war es eine
Superverbindung!
|
Und somit finden sich in vielen kleinen Punkten und Strichen eine
Menge Charakter, Stimmungen und Gefühle. Man muss nur
horchen! |
Diese Geschichte im Tempo 225 BpM (624KB = 10:23 Min.
CW).
Zu schön - um wirklich wahr zu
sein!
Eine fantasievolle Liebeserklärung
Der Tanzkurs begann. Die jungen Paare standen im Kreis und schauten
auf die attraktive Tanzlehrerin.
"Vor-Vor-Seit-Schritt - Vor-Vor-Seit-Schritt!"
Sie erklärte den Foxtrott. In der der Mitte des Kreises bewegte sie
sich rhythmisch zwei Schritte nach vorne und einen Schritt zur
Seite. Dabei wurde der Seitschritt mit einem schnellen Beinschluss
beendet.
"Vor-Vor-Seit-Schritt - Lang-Lang-Kurz-Kurz! Achtet auf den
Rhythmus der Musik! Vor-Vor-Seit-Schritt -
Lang-Lang-Kurz-Kurz!"
Sie schaute auf das ihr gegenüberstehende Pärchen. Diese hielten
sich verliebt die Hände. Plötzlich fing die Frau an zu lachen,
scheinbar ohne Grund. Dabei schaute sie strahlend auf ihren
Partner.
Irritiert sprach die Lehrerin weiter: "Lang-Lang-Kurz-Kurz -
Lang-Lang-Kurz-Kurz! Achtet auf den Rhythmus! Es ist ganz
einfach!"
Die Paare stellten sich in einer Reihe auf und wiederholten die
Bewegungen der Tanzlehrerin. Das plötzliche und scheinbar grundlose
Lachen der jungen Frau beschäftigte die Vortänzerin. Sie war sich
keines Fehlers bewusst, hatte sie einen Grund gegeben?
Immer wieder schaute sie auf das verliebte Pärchen. Immer wieder
empfand sie deren plötzlich ausbrechende Heiterkeit.
Scheinbar grundlos...
Viele Stunden später fühlte sie sich bestätigt. Irgend etwas war
mit dem Paar anders. Sie hatten ein Geheimnis!
"Ich freue mich und sehe schon lange, dass sie sich bei uns wohl
fühlen!", sagte die Lehrerin mit gespannter Neugier.
"Ja!", sagte die junge Frau, "Wir fühlen uns sehr wohl! Ihr
Lang-Lang-Kurz-Kurz, ihr Walzer Lang-Kurz-Kurz und ihr Cha-Cha-Cha
Lang-Lang-Kurz-Kurz-Kurz ist uns sehr vertraut. - Mein Freund kann
morsen und immer dann zwickt er mich mit einem
Lang-Lang-Lang-Kurz-Kurz - Lang-Lang-Lang-Kurz-Kurz. *
Sie machte eine Gedankenpause und schmunzelte.
|
"Ich weiß noch nicht,
welcher Tanz diesen Rhythmus hat - aber jedenfalls
freue ich mich schon jetzt darauf!" |
* Abkürzung "88"
Diese Geschichte im Tempo 150
BpM (678KB = 11:17 Min. CW).
DK5KE
Morsehilfe bei schwerster
Behinderung
|
Die nachstehende wahre
Pressemeldung zeigt in eindrucksvoller Weise Chancen und
Möglichkeiten in der Morse-Kommunikation mit schwerstbehinderten
Menschen. Aber: Auch ohne das Morsen ist eine Kommunikation allein
durch Berührung sehr wichtig!!!
|
Gelähmte Frau verständigt sich durch Morsezeichen
Eine 79-jährige Frau aus der britischen Ortschaft Swansea kann sich
nur durch Morsezeichen mit der Umwelt verständigen.
Die Frau ist durch einen Hirnschaden nahezu vollständig gelähmt.
Sie nimmt ihre Umgebung bei vollem Bewusstsein wahr, kann jedoch
aufgrund ihrer Behinderung nicht sprechen und sich auch sonst nicht
artikulieren. Lediglich den rechten Daumen kann die alte Dame
kontrolliert bewegen.
Ihr Sohn, ein ehemaliger BBC-Techniker, baute daraufhin eine Art
Morsetaste, die genau an die Hand seiner Mutter angepasst ist. Die
Frau hatte noch aus ihrer Jugendzeit Grundkenntnisse in
Morsetelegrafie und kann sich jetzt auf diesem Wege mit ihrem Sohn
verständigen. Der Sohn plant, die Morsezeichen auch auf einem
Bildschirm in Klarschrift sichtbar zu machen, damit seine Mutter
künftig auch mit anderen Personen kommunizieren kann.
Die BBC hat zu diesem Fall einen TV-Beitrag gedreht, der im
Internet unter http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/wales/7843705.stm
abgerufen werden kann.
FM-FUNKMAGAZIN,
22.02.09
Hinweis zum Weitersagen: Das freie Programm Minimal-Mobilitäts-Kommunikator
für Schwerstkranke ermöglicht die Kommunikation mit einfachsten
Mausklicken! Kleinste Bewegungen machen eine Kommunikation möglich!
Der Denkanstoß zu diesem Programm erfolgte aufgrund dieser
Geschichte, der Arbeit mit Menschen aus dem Hospiz und dem Wissen
um die große Macht der einfachen (Morse-) Impulse.
Dieser Artikel leicht verändert im HSC-Tempo 125 (667KB = 11:04 Min.
CW).
Der perfekte Mogeltrick mit
Morsezeichen
Es geschah vor langer Zeit. Die Familie saß in netter Runde mit
Freunden zusammen. Der kleine Sohn war anwesend und langweilte
sich. Einer der Besucher - es war ein "funkender Leutnant" -
bemerkte die Unzufriedenheit des Jungen. Er sprach ihn an:
"Du bist doch in der Schule! Weist du, wie man so richtig mogeln
kann?"
"Nein!", sagte der Kleine und schaute dabei verwundert auf das
fremde Gesicht.
"Möchtest du denn das perfekte Mogeln lernen?"
Der kleine Junge lächelte verlegen und schwieg. Natürlich wollte er
es lernen, denn welcher Schüler möchte nicht um die Geheimnisse
besserer Noten wissen?
"Du hast doch bestimmt schon etwas vom Morsen gehört? Schau mal
genau auf meine Hand: Wenn ich sie zur Faust forme, bedeutet es
einen Morsepunkt. Lege ich meine Hand flach auf den Tisch, bedeutet
es einen Morsestrich."
Der Junge sah ungläubig auf die Hand.
"Und wenn ich mogeln möchte," fuhr er fort, "forme ich mit der Hand
die einzelnen Punkte und Striche der Morsezeichen zu Buchstaben und
teile damit den anderen etwas mit und - niemand merkt es!"
Dabei bewegte er die Hand in langsamen und ruhigen Rhythmen.
"Und wenn du es langsam machst, sieht es so aus, als würdest du mit
deiner Hand nur spielen!"
Fasziniert schaute der Junge auf die Bewegungen. Dabei dachte er an
seine Schulnoten und daran, wie schön und geheimnisvoll doch das
Mogeln bei den Klassenarbeiten wäre. Er dachte an eine geheime
Sprache, die niemand verstehen kann. - Er wollte es mit seinen
Freunden lernen.
Und so ging der kleine Junge am folgenden Tag in die Schule und
motivierte seine Freunde zum Morselernen. Einige Jungens lernten
tatsächlich alle Morsezeichen auswendig, aber - das Geben ist
anders als das Nehmen!
Das Erkennen war weit schwieriger als das eigene Geben mit der
Hand. Weil es nicht recht funktionierte, wurden Zettelchen mit
Punkten und Strichen geschrieben und mit Flummies, mit kleinen
Gummis, quer durch die Klasse geflitscht.
Sie waren stolz, denn die Lehrer konnten die Zettelchen nicht
lesen! Sie waren ja viel schlauer als die Lehrer! DIE konnten ja
nicht morsen!
Nach vielen Wochen gerieten die Zettelchen jedoch in Vergessenheit.
Das geheime Klassenmorsen wurde zu einer netten Anekdote!
Der kleine Junge vergaß diese Geschichte nie. Als er dann als
junger Funker richtig morsen durfte - dachte er mit einem Lächeln
an sein wunderbares drittes Schuljahr zurück!
Diese Geschichte im Tempo 175
BpM (670KB = 11:09 Min. CW).
DK5KE
Die wahre Geschichte über das falsche
"Morse-de"
Wie Polizisten zu Seemännern wurden...
Es geschah vor langer Zeit, zur Zeit der aktiven
Kurzwellentelegrafie im Polizeifunk. In den Abendstunden sendete
eine gut ausgerüstete, mobile deutsche Polizei- Morsestation auf
einer für sie zugelassenen Frequenz im 80m-Telegrafieband.
Bekanntlich ist das 80m-Band nicht exklusiv. Dieser Bereich ist
nicht nur für die Amateure, sondern auch für den maritimen
Sprechfunk und den beweglichen Landfunkdienst zugelassen.
Die braven Polizisten benutzten selbstverständlich ein extra für
sie zugewiesenes, internationales Landfunkrufzeichen, welches nach
den weltweiten Regeln aus vier Buchstaben und vier Ziffern bestand.
Es war das (hier fiktive!) mobile Rufzeichen "DEGY2345".
Kleine Seefunkstellen (Yachten), die damals keine Morsetelegrafie
durchführten, erhielten ein internationales Rufzeichen mit zwei
oder drei Buchstaben und ebenfalls vier Ziffern. Ein nur kleiner -
aber dafür wesentlicher Unterschied.
So wurde fleißig Polizeifunktelegrafie abgewickelt, bis plötzlich -
deutsche Funkamateure die Arbeitsfrequenz der Polizisten mit lauten
Signalen besetzten und sich über den Funkverkehr der vermeintlichen
Schwarzsender - damit waren die unschuldigen braven Polizisten
gemeint - ganz böse beschwerten.
Die Gesetzeshüter, denen es leider wie den Funkamateuren verboten
war, mit den nur wenige hundert Kilometer entfernten Beschwerern in
Kontakt zu treten, hörten natürlich jeden telegrafischen Kommentar.
Immerhin hatte der telegrafierende Polizeifunk eine lange
Tradition! Immerhin hatten auch sie Freude am flotten Morsen!
"Die sind ja wahnsinnig laut.", meinte der eine OM.
"599 +40 dB", telegrafierte der nächste...
Dabei ergaben sich für die pflichtbewussten Beamten starke
Störungen.
"Die müssen bei mir in unmittelbarer Nähe sein." vernahmen sie und
kurz darauf telegrafierte ein anderer OM: "Die haben ein englisches
Schiffsrufzeichen."
Ein englisches Schiffsrufzeichen? So langsam kam der Gedankenblitz
über einen der wissenden Polizisten. Also darum waren die sonst
doch so netten und ruhigen Amateure plötzlich böse. Sie waren für
sie ein "schwarz" funkendes Schiff!
Der Unterschied zwischen "DEGY2345" und "de GY2345" war den
Funkamateuren im Eifer des Gefechts nicht aufgefallen. Das
"dahdidit dit" kann, nein, musste einfach nur das bekannte "von"
bedeuten! Es kann eben nicht sein - was nicht sein darf...
Und so wurde an diesem Abend eine seriöse deutsche
Polizeifunkstelle zu einem illegalen englischen Schiff!
Diese Geschichte im VHSC-Tempo
200 BpM (634KB = 10:33 Min. CW).
DK5KE
Es ist nicht wichtig, ob es ein englisches oder vielleicht ein
französisches, dänisches, niederländisches oder sonst noch Schiff
war - aber was lernen wir?
|
Höre als
Funker immer nur das,
was gegeben wird und nicht das,
was du gerade hören möchtest! |
|
|
|
©
DK5KE
|
|
|