Physik, 3.Trimester - Schwingungslehre

Welle und Medium

In dieser letzten Sendung zur Schwingungslehre geht es zuerst um das Phänomen der Brechung. Darunter versteht man die Änderung der Ausbreitungsrichtung, wenn Lichtstrahlen schräg in ein anderes Medium mit anderer Lichtgeschwindigkeit wechseln. Ferner geht es in der Sendung um das Phänomen der Dispersion. Darunter versteht man die spektrale Aufspaltung von weißem Licht. Abschließend wird ein Streifzug durch die Größenordnungen von Frequenzen des elektromagnetischen Spektrums unternommen. Die Sendung gliedert sich in folgende Abschnitte:

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Brechung von Lichtwellen

Bild aus der Sendung

Wir sind es gewohnt, dass sich Licht geradlinig ausbreitet. Deshalb ist es überraschend, dass Lichtstrahlen beim Wechsel von einem durchsichtigen Material zu einem anderen einen Knick zeigen und wir sprechen anschaulich vom Phänomen der Brechung. Wenn ein Laserstrahl schräg von Luft in Wasser leuchtet, dann wird der Strahl zum Lot zur Wasserfläche hingebrochen - der Brechungswinkel, gegen das Lot gemessen; ist kleiner als der Einfallswinkel. In der Optik gilt die Regel von der "Umkehrbarkeit des Lichtwegs". Ein Lichtstrahl, der vom Wasser ausgeht, zeigt genau den gleichen Verlauf, wie der Laserstrahl. Allerdings gibt es bei Strahlen aus dem Wasser heraus zusätzlich einen reflektierten Strahl. Wenn der Einfallswinkel im Wasser so groß wird, dass der Brechungswinkel in Luft 90° und mehr erreichen würde, dann ist nur noch der reflektierte Strahl zu sehen - man spricht von Totalreflexion.

Wie unterscheiden sich verschiedene lichtdurchlässige Medien wie Luft, Wasser oder Glas? Eine Lichtwelle ist durch seine Frequenz, seine Wellenlänge und seine Ausbreitungsgeschwindigkeit charakterisiert. Es ist plausibel, dass sich die Frequenz nicht ändert, denn die Frequenz wird bei der Erregung der Welle vorgegeben und bleibt dann mit den schwingenden E- und B-Feldern konstant. Was sich dagegen beim Übergang in ein anderes Medium ändert, ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit. Mit einem Messexperiment wird die Lichtgeschwindigkeit in Acrylglas zu 2,3mal108 m/s bestimmt. Der Quotient der Lichtgeschwindigkeiten in Vakuum und im Medium beträgt hier 1,3. Dieser Faktor spielt beim Wechsel des "Mediums" eine wesentliche Rolle, denn mit diesem gleichen Faktor verkürzt sich bei kleinerer Ausbreitungsgeschwindigkeit auch die Wellenlänge. Zur Verdeutlichung wird im Studio die Verkürzung der Wellenlänge bei kleinerer Ausbreitungsgeschwindigkeit in weniger tiefem Wasser gezeigt.


Erklärung der Lichtbrechung

Bild aus der Sendung

Wenn die ebene Wasserwelle schräg in einen Streifen mit kleinerer Ausbreitungsgeschwindigkeit übergeht, verkürzt sich die Wellenlänge und dieser Effekt alleine bewirkt, dass sich die Ausbreitungsrichtung leicht ändert - sie wird zum Lot zur Übergangslinie hingebrochen. Mit dem Huygens'schen Prinzip, das in der letzten Sendung eingeführt wurde, lässt sich die Brechung im Detail erklären. Entscheidend ist dabei, dass mit der Ausbreitungsgeschwindigkeit die Wellenlänge abnimmt und deshalb sind die neuen Wellenfronten nicht mehr parallel zu denen der einlaufenden Wellen. Im Begleitbuch wird ein formelmäßiger Zusammenhang hergeleitet. Die Brechzahl ist gleich dem Verhältnis der Sinuswerte von Einfalls- und Brechungswinkel. Diese Formel wird mit einer Aufgabe eingeübt.

Ein Didaktikinstitut hat einen beeindruckenden Modellversuch zur Brechung entwickelt: Die beiden Räder eines einachsigen Gefährts werden von getrennten Elektromotoren angetrieben. Stehen beide Räder auf der gleichen Metallplatte, dann werden beide Motoren mit der gleichen Spannung versorgt und der Wagen läuft gerade. Beim schrägen Übergang zu einer Platte mit niedrigerer Spannung läuft ein Rad eine kurze Zeit langsamer und deshalb ändert das Gefährt seine Richtung.

Mit diesem Modellversuch lässt sich auch die Totalreflexion erklären, die beim Übergang vom Medium mit kleiner Geschwindigkeit zum einem mit größerer geschehen kann. Eine besonders wichtige Anwendung dafür sind Lichtwellenleiter. Eingespeiste Lichtsignale laufen ohne Streuverluste durch das Glaskabel, weil sie an der Außenfläche aufgrund der großen Einfallswinkel "totalreflektiert" werden. Bei einer medizinischen Untersuchung mit einem Endoskop wird ein Bündel von Lichtwellenleitern in den Körper eingeführt. Durch einige wird Licht ins Innere geleitet, über die anderen gelangt das Bild vom Zustand z.B. des Darms auf einen Bildschirm.


Prisma und Linse

Bild aus der Sendung

Weitere wichtige Anwendungen der Brechung sind der Durchgang von Lichtstrahlen durch ein Prisma oder eine Linse. Bei einem Prisma wechselt das Licht zweimal das Medium. An jeder Grenzfläche ändert sich die Strahlrichtung, beim ersten Mal wird der Strahl zum Lot auf die Fläche hingebrochen, beim zweiten Mal dagegen ist der Brechungswinkel größer als der Einfallwinkel. Insgesamt wird so der Ablenkwinkel des Lichtstrahls ziemlich groß. Das Verhalten einer Sammellinse kann man sich einfach erklären, wenn man einen Schnitt hindurch betrachtet. Die schrägen Außenflächen verändern die Richtung eines Lichtstrahls wie bei einem Prisma. Da es nur auf diese schrägen Flächen ankommt, aber nicht auf die Glasschicht dazwischen, kann man Linsen auch in Folienform entwickeln. Diese nach dem Erfinder benannten Fresnel-Linsen gibt es als Sammel- oder als Zerstreuungslinsen. Letztere werden manchmal in die Rückscheibe eines Pkw geklebt, um einen weiten Bereich zu überblicken.

Mit einzelnen Sammellinsen oder Kombinationen von Linsen lassen sich Gegenstände "abbilden". Für die Brennweite der Linse und die Abstände des Gegenstands und des Bilds stehen zwei Abbildungsgleichungen zur Verfügung. Diverse Geräte lassen sich damit erklären: Beim Tageslichtprojektor z.B. sind zwei Linsen eingebaut. Die Abbildungslinse befindet sich unterhalb des Umlenkspiegels. Unter der beleuchteten Glasplatte, auf die Folien gelegt werden, befindet sich eine großflächige Fresnellinse, die für die gleichmäßige Ausleuchtung der Folie sorgt. Andere Linsenanwendungen sind der Diaprojektor, das Fernrohr und das Mikroskop.


Dispersion und elektromagnetisches Spektrum

Bild aus der Sendung

Beim Regenbogen wird "weißes" Sonnenlicht durch feinste Wassertröpfchen in seine Spektralfarben aufgespaltet. Mit einem Prisma oder einem Beugungsgitter gelingt diese Aufspaltung auch im Experiment. Beim Regenbogen und beim Prismenspektrum wird das Phänomen der Dispersion genutzt: Die Lichtgeschwindigkeit in Wasser oder in Glas hängt ein wenig von der Farbe bzw. der Frequenz der Lichtwelle ab. Deshalb erscheinen die Spektralfarben unter leicht verschiedenen Brechungswinkeln und werden so aufgespaltet.

Damit endet eine Sequenz mehrerer Sendungen zu den Eigenschaften elektromagnetischer Wellen. Das Spektrum der betrachteten Frequenzen reichte bisher von Tonfrequenzen bis zu den Lichtfrequenzen. Bei Licht nimmt man gerne die unsichtbaren Randbereiche Ultraviolett und Infrarot hinzu. Damit ist aber noch lange nicht die obere Grenze elektromagnetischer Frequenzen erreicht. Oberhalb von Lichtfrequenzen gibt es die Röntgenstrahlung. Hier sind die Wellenlängen so klein wie Atome. Noch größere Frequenzen bzw. noch kleinere Wellenlängen bieten Gammastrahlen, wie sie von radioaktiven Präparaten bekannt sind. Beide Strahlungen werden bei den Sendungen zur Atom- und Kernphysik eine Rolle spielen.


Licht in elektrischen und magnetischen Feldern

Bild aus der Sendung

Am Ende dieser Sendung wird ein kurzer Ausblick auf kompliziertere und weniger bekannte Phänomene mit Licht gegeben. Licht ist eine elektromagnetische Welle und deshalb liegt es nahe, die Wechselwirkung mit magnetischen und elektrischen Feldern zu untersuchen. Ein starkes Magnetfeld senkrecht zur Polarisationsrichtung von Laserlicht verändert die Polarisationsrichtung; dies ist der sogenannte Faraday-Effekt. Ebenso verändert ein starkes elektrische Feld die Polarisationsrichtung. Diesen Kerr-Effekt kann man nützen, um Laserlicht mit Tonfrequenzen zu modulieren. Damit lässt sich Musik drahtlos mit einem Laserstrahl zu einem Demodulator übertragen.


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