Physik, 3.Trimester - Schwingungslehre

Schwingung und Welle

Mit den ersten beiden Sendungen zur Schwingungslehre wurden die Voraussetzungen geschaffen, um den Übergang von isolierten Schwingungen zu Ketten von gekoppelten Einzelschwingungen zu vollziehen. Nach bewährtem Muster werden nun wichtige Erkenntnisse mit Beispielen aus der Mechanik entwickelt und dann auf elektromagnetische Schwingungen und Wellen übertragen. Die Sendung gliedert sich in folgende Abschnitte:

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Von der Schwingung zur Welle

Bild aus der Sendung

Der Begriff "Welle" lässt sich mit Wasserwellen besonders gut veranschaulichen. In einem Schwimmbad startet eine Wellenmaschine parallel laufende Wellen, die sich mit einer Geschwindigkeit von einigen Metern pro Sekunde ausbreiten. Im tiefen Wasser schaukeln die schwimmenden Badegäste nur auf und ab und ein wenig vor und zurück. Dies entspricht der physikalischen Vorstellung von einer Wellenausbreitung - die Teilchen selbst breiten sich nicht aus, nur der Schwingungszustand. Nach dieser Festlegung sind die Brandungswellen im flachen Auslauf ein Gegenbeispiel!

Ein anderes Beispiel: Die Schwingung einer Stimmgabel überträgt sich zunächst auf das Luftvolumen im Resonanzkörper. Von dort breitet sich eine Schallwelle aus, die einen anderen Resonanzkörper mit einer gleichen Stimmgabel zu Schwingungen anregen kann. Der Begriff Resonanz erinnert daran, dass die Eigenfrequenzen der beiden Stimmgabeln übereinstimmen müssen. Eine Metallschiene mit vielen magnetischen Rollen liefert einen schönen Modellversuch zu dieser Schallausbreitung: Die Schwingung der ersten Rolle regt nacheinander weitere Rollen zu Schwingungen an und so entsteht insgesamt der Eindruck einer Wellenausbreitung. Man spricht hier von einer "longitudinalen" Welle, weil die Schwingungsstrecke der Rollen parallel zur Ausbreitungsrichtung der Welle liegt. Bei Schwingungen senkrecht zur Ausbreitungsrichtung spricht man von "transversalen" Wellen. In festen Materialien breitet sich Schall in longitudinalen und in transversalen Wellen aus und zwar viel schneller als in Luft.

Zur Abgrenzung der physikalischen Definition einer Welle wird ein weiteres Gegenbeispiel gezeigt: Einige Schifahrer schwingen in einer Buckelpiste wie die Teilchen einer transversalen Welle hin und her, aber sie haben dabei auch selbst eine effektive Fortbewegung. Bei einer Welle dagegen darf sich nur der Schwingungszustand, die sogenannte Phase ausbreiten.


Mechanische Wellen

Bild aus der Sendung

Kreiswellen auf einer Wasseroberfläche sind ein schönes Beispiel für eine Wellenausbreitung in zwei Dimensionen. In drei Dimensionen würde man hier von "Kugelwellen" sprechen. Ein wichtiger Sonderfall sind "ebene" Wellen. Hier wird eine Welle längs einer Gerade oder entsprechend der Wortbedeutung in einer Ebene erregt. Die Wellenausbreitung einer Schraubenfeder kann als Schnitt durch eine zweidimensionale ebene Welle verstanden werden. Da die Feder sehr weich ist, erhält man eine langsame Ausbreitungsgeschwindigkeit bei großer Amplitude. Hier tritt der Ausbreitungsmechanismus klar zutage: Jeder Einzelabschnitt ist zu einer Schwingung senkrecht zur Federrichtung in der Lage. Diese Einzelschwingungen sind durch die Feder untereinander "elastisch gekoppelt". Damit regt eine Schwingung die nächste an mit einem zeitlichen Versatz, eben einer Phasenverschiebung.

Eine "Wellenmaschine" ermöglicht quantitative Untersuchungen: Das Produkt aus der einheitlichen Frequenz der Teilchenschwingungen und der Strecke für eine komplette Periode, die Wellenlänge lambda (sprich: "Lambda"), ist gleich der Ausbreitungsgeschwindigkeit. Diese wird mit einem c abgekürzt. Sie kennen diese Bezeichnung vielleicht schon für den Sonderfall der Lichtgeschwindigkeit.

In der Natur gibt es ein besonderes bedrohliches Beispiel für mechanische Wellen, nämlich die Schockwellen von Erdbeben. In verschiedenen Entfernungen vom "Epizentrum" wird die Welle verschieden spät registriert. So lässt sich die Ausbreitungsgeschwindigkeit bestimmen.


Von der elektrischen Schwingung zur Dipolschwingung

Bild aus der Sendung

Bevor beim elektrischen Schwingkreis der Übergang zur Welle vollzogen werden kann, muss erst eine spezielle elektrische Schwingung besprochen werden: die Dipolschwingung. Dazu wird der bekannte Schwingkreis in Schritten für immer höhere Frequenzen entwickelt. Zunächst wählt man die Kapazität und die Induktivität sehr klein, aber dies erhöht die Frequenz nach der Thomson-Formel nur langsam. Eine extreme Verkleinerung der Kapazität und der Induktivität ergibt einen "halboffenen" Schwingkreis, in dem der Kondensator nur noch aus zwei offenen Drahtenden und die Spule aus einer halben Windung besteht. Für die hochfrequente elektromagnetische Schwingung kann zwar die Thomson-Formel nicht mehr angewandt werden, aber die Schwingung lässt sich doch gut analog zum klassischen Schwingkreis veranschaulichen: Abwechselnd sind das elektrische und eine viertel Periode später das magnetische Feld maximal.

Wenn man den halboffenen Schwingkreis aufbiegt, erhält man einen elektrischen Dipol. Dessen elektrische Schwingung verläuft völlig analog zum halboffenen Schwingkreis. An den Enden findet man die Maxima des hochfrequenten elektrischen Feldes, in der Mitte das Maximum des magnetischen Feldes. Für die Anregung der hochfrequenten Schwingungen wurde in den beiden letzten Experimenten ein Messsender für etliche hundert Megahertz verwendet.


Dipolwellen

Bild aus der Sendung

Aufgrund der sehr großen Frequenz und der offenen Struktur eignen sich Dipolschwingungen in natürlicher Weise dazu, in die Umgebung abzustrahlen. Der dahinter steckende Mechanismus ist ganz schön kompliziert, er wird in einem Trick veranschaulicht: Bei maximalem elektrischen Feld löst sich eine elektrische Ringstruktur ("Torus") radial in den Raum ab. In Begleitung expandiert in der waagrechten Symmetrieebene ein magnetisches Feld. Nach einer vollen Periode haben sich zwei elektrische Strukturen mit gegenläufigem Umlauf und eine Schwingungsperiode des magnetischen Feldes abgelöst. In einer größeren Entfernung vom Dipol kann eine elektromagnetische Welle einfacher veranschaulicht werden: Die Welle breitet sich mit Lichtgeschwindigkeit aus; Licht ist ebenfalls eine elektromagnetische Welle, wie die nächste Sendung zeigen wird. Die elektrische Welle und die magnetische Welle sind Transversalwellen, die Feldvektoren stehen jeweils senkrecht zur Ausbreitungsrichtung. Das E-Feld und das B-Feld sind zueinander ebenfalls senkrecht gerichtet. Bei Dipolantennen zeigen die Sendestangen die Ebene der elektrischen Ausbreitung an, dies gilt auch für Satellitenantennen. Hier ist der Dipol allerdings sehr klein und in einem Gehäuse verborgen, das an einem Arm vor einer metallischen Parabolschüssel befestigt ist. Auch bei elektromagnetischen Wellen gilt die Formel c = lambda mal f. Damit kann für einen Sender bekannter Frequenz leicht die Wellenlänge berechnet werden.

Zum Abschluss der Sendung wird kurz auf die Modulation von Sendefrequenzen eingegangen. Besonders einfach ist die Amplitudenmodulation zu verstehen, die z.B. bei Mittelwellensendern von Radioprogrammen verwendet wird. Die Amplitude eine Trägerwelle mit deutlich höherer Frequenz wird mit der viel kleineren Frequenz eines Signals moduliert, das eine Information wie Sprache oder Musik enthält. Diese Technik wird mit einem kleinen Messsender im Studio ausprobiert.


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