Physik, 2. Trimester - Elektrik, Folge 12

Transformatoren

In dieser letzten Sendung zur Elektrizitätslehre werden die bisher besprochenen Themen abgerundet: Es geht um Stromkreise, Elektromagnetismus, Induktionseffekte, Wechsel- und Gleichspannung, Spannungs- und Stromtransformation, Energietransport. Die Sendung gliedert sich in folgende Abschnitte:

<<Überprüfen Sie ihr Wissen >>

Blind- und Wirkleistung

Bild aus der Sendung

Anknüpfend an die letzte Sendung misst der Moderator mit einem Elektrizitätszähler die elektrische Arbeit bzw. die Leistung von Haushalts-Glühlampen. Werden die Lampen durch eine ausgewählte Spule ersetzt, bei der bei 230 V ein gleicher effektiver Strom fließt, dann zeigt der Elektrizitätszähler deutlich weniger an. Wieso setzt ein induktiver Widerstand offensichtlich viel weniger Leistung um als das Produkt Spannung mal Strom? Ein Oszilloskop zeigt eine Phasenverschiebung zwischen Wechselstrom und Spannung. Bei einer "idealen" Spule wird der ohmsche Widerstand R gegenüber dem viel größeren induktiven Widerstand XL = 2 pi f L vernachlässigt: Die Spannung eilt dem Strom exakt eine Viertelperiode bzw. 90° voraus. Die zeitlich veränderliche Leistung wird durch die Produktkurve "Strom mal Spannung" dargestellt. Sie zeigt bei einem reinen induktiven Widerstand abwechselnd gleiche Flächen im Positiven und im Negativen. Deshalb ist die elektrische Leistung während einer Periode exakt null; man spricht von einer "Blindleistung". Stellen Sie sich für diesen seltsam anmutenden Begriff einen Stromkreis vor, der das Netzgerät nur zum Zwischenspeichern von elektrischer Energie benötigt, also während einer Viertelperiode Energie aufnimmt, dann wieder abgibt, aufnimmt usw.

Bei einer "realen" Spule liegt eine Serienschaltung aus R und XL vor. Jetzt ist die Phasenverschiebung von Strom und Spannung deutlich kleiner als 90°. Die Produktkurve "Strom mal Spannung" zeigt diesmal keine gleichen Flächen im Positiven und im Negativen. Deshalb ist hier die elektrische Leistung während einer Periode nicht exakt null; neben der Blindleistung liegt auch eine Wirkleistung vor. Diese Leistung muss vom Netzgerät geliefert werden.


Transformator-Gesetze

Bild aus der Sendung

Mit einem induktiven Widerstand lässt sich ein neues Phänomen zeigen: Um das Eisenjoch einer Spule, durch die Wechselstrom fließt, wird ein Experimentierkabel mehrmals herumgeschlungen. Diese Windungen wirken als Induktionsspule und liefern dementsprechend eine umso größere Wechselspannung, je mehr Windungen herum geschlungen werden. Eine Anordnung mit zwei Spulen an einem gemeinsamen Eisenjoch nennt man Transformator oder kurz Trafo. Je nach Funktion heißt eine Spule Primär-, die andere Sekundärspule. Für die Windungszahlen und die Wechselspannungen der beiden Spulen lässt sich ein einfaches Gesetz ableiten, das mit einem Experiment bestätigt wird. Für praktische Anwendungen ist eine weitere Regel für die Wechselströme im Primär- und Sekundärkreis bedeutsam. Die Stromregel lässt sich unter der idealisierten Annahme einer verlustfreien Energieübertragung ableiten, aber diese Voraussetzung kann in der Realität nicht erfüllt werden. Deshalb gilt die Stromregel in der Praxis nur näherungsweise.


Hochspannung oder Starkstrom

Bild aus der Sendung

Wenn eine Wechselspannung "hochtransformiert" werden soll, dann muss die Sekundärspule viel mehr Windungen aufweisen als die Primärspule. Beim Experiment mit den Hörnerbogen wird die Haushaltsspannung auf etwa 10 kV hochtransformiert. Soll auf der Sekundärseite dagegen ein Starkstrom fließen, dann weist die Sekundärspule nur wenige, aber sehr dicke Windungen auf, damit der Widerstand sehr klein ist. Die Sekundärspannung wird herunter transformiert, im Gegenzug fließt ein sehr großer Sekundärstrom. Im Modellexperiment wird die Berührstelle zwischen zwei Blechen flüssig und damit entsteht ein Schweißpunkt, der beide Teile fest miteinander verbindet. So funktionieren die Schweißzangen der Industrieroboter, die beim Karosseriebau von Pkws eingesetzt sind. Eine andere Anwendung für einen Starkstromtrafo sind sogenannte Induktionsöfen. Im Modellexperiment besteht die Sekundärspule aus einem Metallring mit der Form einer Rinne. Die Wärmewirkung des Sekundärstroms bringt Lötzinn in sehr kurzer Zeit zum Schmelzen. Auch dieses Verfahren wird in der Automobilindustrie in einer speziellen Weise eingesetzt: Stark beanspruchte Metallteile, wie Kurbelwellen oder Achszapfen sollen an der Oberfläche gehärtet sein. Das Metallteil selbst stellt die Sekundärspule mit nur einer Windung dar; darüber wird für kurze Zeit die Primärspule gesteckt. Bei Betrieb mit hoher Frequenz begrenzt sich der Starkstrom auf die Oberflächenschicht (Skineffekt). Die hoch erhitzte Außenschicht wird mit einer kalten Flüssigkeit abgeschreckt und dadurch gehärtet.


Elektrischer Energietransport

Bild aus der Sendung

Transformatoren sind auch sehr bedeutsam bei Hochspannungsleitungen. Damit kann elektrische Energie mit geringen Verlusten über riesige Entfernungen transportiert werden. In einem Modellexperiment wird die Haushaltspannung von 230 V an einer Seite der Übertragungsstrecke, um einen Faktor 40 hochtransformiert und nach einer Strecke von etwa 10 m wieder auf 230 V herunter transformiert. Um die üblichen Entfernungen von mehreren 100 km vom Kraftwerk zum Kunden im Studio zu simulieren, sind im Hochspannungsteil große Widerstände von insgesamt 4 kohm eingefügt Trotzdem betragen die Übertragungsverluste weniger als ein Prozent. Eine Modellrechnung verrät den Trick: Es kommt darauf an, die Stromstärke möglichst weit herunter zu transformieren, denn die Verlustleistung in den Hochspannungsleitungen sinkt mit dem Quadrat des Abschwächungsfaktors. Die Hochspannung ist dabei nur die Konsequenz. Im europäischen Elektrizitätsnetz werden Hochspannungen von 220 kV bzw. 380 kV verwendet. Zur Isolation der Leitungen untereinander und zum Boden müssen sehr hohe und ausladende Masten aufgestellt werden.


Gleich- und Wechselrichten

Bild aus der Sendung

Mit Hilfe von elektronischen Bauteilen ist es heute leicht möglich Wechselstrom in Gleichstrom und umgekehrt Gleichstrom in Wechselstrom zu wandeln. Für elektrische Experimente verwendet man in einem Labor sogenannte Stelltrafos. Hier weist die Sekundärspule viel weniger Windungen auf als die Primärspule. Wenn der Abgriff verstellbar angebracht ist, kann eine beliebige Voltzahl eingestellt werden.

Mit "Gleichrichterdioden" wird Wechselspannung in Gleichspannung gewandelt. Diese elektronischen Bauteile wirken wie Stromventile: in eine Richtung sperren sie, in die andere geben sie den Stromfluss frei. Mit einer trickreichen Brückenschaltung werden Energieverluste vermieden und die negativen Halbwellen der Wechselspannung quasi nach oben geklappt. Es entsteht dabei eine pulsierende Gleichspannung. Die Funktionsweise der Brückenschaltung wird in der Sendung und im Begleitbuch ausführlich erklärt. Mit einem "Glättkondensator" und weiteren elektronischen Hilfen entsteht ein Gleichstrom wie aus einer Batterie.

Aber auch die umgekehrte Wandlung ist heute notwendig. Ein Fotovoltaikanlage nutzt die Energie des Sonnenlichts und stellt Gleichspannung und Gleichstrom zur Verfügung. Oft ist die Speicherung der überschüssigen Energie in Batterien zu teuer oder unpraktisch. Stattdessen kann man einen sogenannten Wechselrichter verwenden. Dieser beinhaltet eine Elektronik, die den Gleichstrom zeitlich "zerhackt" und in Wechselstrom wandelt, bei dem die Frequenz an das Haushaltsnetz angepasst ist. Ein nachgeschalteter Trafo sorgt noch für die passende Wechselspannung. Damit wird die elektrische Energie der Fotovoltaikanlage ins Netz eingespeist.


<< Überprüfen Sie ihr Wissen >>