SSTV (slow scan television = Fernsehen mit langsamer Abtastung) hat seinen Ursprung in einer für den Amateurfunk historischen Aufsatzfolge von Copthorne Macdonald (WA 2 BCW, WA Ø NLQ, W Ø ORX) in den Heften 8 und 9/1958 der amerikanischen Amateurfunkzeitschrift QST der ARRL. In dieser Arbeit mit dem Titel "A new narrowband image transmission system" (Ein neues Schmalband Bildübertragungssystem) wurden die grundlegenden Ideen zur heutigen Betriebsart SSTV entwickelt, die darin bestanden, Bilder in einem
3 kHz breiten Telefoniekanal zu übertragen und auf dem Schirm einer nachleuchtenden Katodenstrahlröhre zu projizieren.Natürlich sind inzwischen eine Reihe von Änderungen in Norm und Technologie erfolgt, doch ist die grundlegende Idee von Macdonald erhalten geblieben.

Macdonalds Arbeit ist um so höher einzuschätzen als SSTV eine völlig eigenständige Entwicklung innerhalb des Amateurfunks ist, bei der nicht kommerzielle Vorarbeit Pate gestanden hat, die aus finanzkräftigen Entwicklungslabors stammt. Macdonald war dem damaligen allgemeinen Entwicklungsstand der AFU-Elektronik weit voraus, zumal SSTV erst 10 Jahre nach seiner ersten Veröffentlichung zu diesem Thema von der FCC (US-Lizenzbehörde) in den USA auf den KW-Bändern für den Amateurfunk zugelassen wurde. Erste drahtlose SSTV-Übertragungsversuche wurden von Macdonald im 11-Meter Band durchgeführt,weil die FCC entsprechende Sendungen auf den AFU-KW-Bändern nicht zuließ, da sie den neuen Ideen keine weiterreichende Bedeutung gab. Bei der heutigen Situation auf den CB-Frequenzen wären solche Tests praktisch unmöglich.

Eine zeitlich begrenzte Sondergenehmigung erlaubte 1960 erste Versuchssendungen im 10-m-Band, bei denen von G3AST erstmals SSTV-Bilder über den Atlantik empfangen wurden. Weit populärer aber wurde SSTV durch eine weitere Sondergenehmigung 1966, die amerikanischen Funkamateuren der Mc Murdo-Station in der Arktis erteilt wurde. Sie tauschten ausgezeichnete Bilder mit den USA aus, die damals durch alle AFU-Fachzeitschriften der Welt gingen und großes Aufsehen besonders bei den technisch interessierten Funkamateuren auslösten.
In der Bundesrepublik Deutschland sind die ersten SSTV-Sondergenehmigungen 1972 auf Antrag erteilt worden. Vorher hatte sich noch niemand an diese damals fast unbekannte Betriebsart herangewagt.

Erste SSTV-Signale wurden in Deutschland von Siegbert Busch, (DJØCN), einem Deutschamerikaner ausgestrahlt, der mit seiner Aktivität weitere Versuche von deutschen Amateuren initiierte.Nach diesem Beginn folgte aber bald eine Serie von Aufsätzen zum Thema SSTV im cq-DL, zumal die AFU-Elektronik vor allem auch durch RTTY viel Freunde gefunden hatte, die sich auch an der neuen Betriebsart SSTV versuchen wollten.Zunächst wurden alle Empfangsgeräte mit Nachleuchtröhren gebaut, wodurch vor allem Radar-Surplus-Röhren zu verspäteten Ehren kamen. Der beim Empfang notwendige abgedunkelte Raum war allerdings von Nachteil, außerdem änderte sich die Bildhelligkeit während des Durchlaufs.

Fast parallel erschienen 1975 zwei SSTV-Empfangsgeräte nach einem völlig neuen Prinzip, mit dem SSTV-Bilder auf dem Bildschirm eines herkömmlichen Fernsehgeräts dargestellt werden können. Das eine war eine Entwicklung der amerikanischen Firma Robot und das andere eine von Volker Wraase, DL2RZ, der sich in den letzten Jahren durch viele weitere Arbeiten und Entwicklungen zum Thema SSTV hervorgetan hat, auf die hier im Vortrag zum Teil näher eingegangen werden sollen.