Stand 21.10.2003
PROJEKT MUPLEXER Multi-Duplex-Transponder DMØFS (Delta Mike Null FrankenStein) QTH Burg Frankenstein/Südhessen, JN49it
a) Ideeller Ansatz
Der experimentelle Charakter des Amateurfunkdienstes hat in den letzten Jahren leider an Bedeutung verloren; ebenso der UKW-Funkbetrieb in Betriebsarten
jenseits F3E. Die Ursachen sind vielfältig und sollen hier nicht weiter erörtert werden. Das im Folgenden beschriebene Projekt will in erster Linie diesen Trend durchbrechen und
experimentierfreudigen Funkamateuren eine ungewöhnliche und daher besonders reizvolle Plattform bieten, um zum Experimentieren auf UKW anzuregen.
b) Konzept
Das
Muplexer-Prinzip unterscheidet diesen Umsetzer in Zweck und praktischer Handhabung erheblich von herkömmlichen FM-Relaisfunkstellen. Die Grundidee ist eine trägerlose Eingabe, so dass
mehrere Signale GLEICHZEITIG wiedergegeben werden können. Dies erlaubt eine Kontrolle der eigenen Aussendungen, echtes Gegensprechen sowie QSK-Betrieb in CW. Die im 2m-Band empfangenen
SSB- und CW-Signale werden auf eine 70cm-FM-Frequenz umgesetzt. Die technischen Eckdaten entsprechen dabei weitgehend der Relaisfunkstelle DBØUV in München-Pasing.
c) Standort
Die Klasse-2-Lizenz für DMØFS erlaubt den Betrieb mit 10 dbW Strahlungsleistung aus knapp 400 Meter Höhe in JN49it, das ist in Südhessen. Die Burg Frankenstein liegt zwischen
Pfungstadt und Darmstadt, sie befindet sich auf der Gemarkung der Gemeinde 64367 Mühltal. Ihr höchster Punkt (Spitze des Südturms) liegt 400m über NN, der Standort der Relaisfunkstelle
etwa 20m tiefer. Die Burg Frankenstein stellt eine der höchsten Erhebungen im Umkreis dar. Die geografischen Koordinaten lauten
49 Grad 47 Minuten 38 Sekunden Nord
08 Grad 40 Minuten 05 Sekunden Ost
Die Aussendung kann von hier in Süd- und Mittelhessen, in großen Gebieten von Rheinland-Pfalz, im Nordzipfel von Baden-Württemberg, in Teilen des
Odenwalds, Nordbayerns sowie des Saarlands empfangen werden. Der Empfang in direkter Südrichtung (Weinheim, Heidelberg) sowie in Richtung Südpfalz (Speyer, Landau) ist aus topographischen
Gründen stark eingeschränkt; hier stehen der 520 Meter hohe Melibokus und andere Ausläufer des Odenwaldes im Weg.
d) Frequenzen, Bake
Eingabe: 144.680 MHz USB/CW, horizontal, Rundstrahler Ausgabe: 432.750 MHz FM, vertikal, Rundstrahler
Ist der Muplexer ungenutzt, wird alle fünf Minuten auf der Ausgabe eine
CW-Bake in Tempo 100 in der Betriebsart F2A ausgesendet. Bakentext: "DMØFS". Bleibt der Muplexer 45 Minuten ungenutzt, sendet er den Bakentext "DMØFS JN49IT RX 144680
USB/CW DMØFS AR".
e) Praktischer Betrieb
Möchte ein Funkamateur den Muplexer benutzen, so moduliert er auf der Eingabefrequenz mindestens eine Sekunde beliebig
oder sendet für denselben Zeitraum ein A1A-Signal. Der Muplexer meldet sich daraufhin auf der Ausgabefrequenz mit seinem Rufzeichen in CW. Das Rufzeichen wird bei ununterbrochener
Aussendung alle acht Minuten automatisch wiederholt. Die Abfallzeit von DMØFS beträgt 30 Sekunden, wobei nach 22 Sekunden ein Signalpiep mit abfallender Frequenz siebenmal (im Abstand von
einer Sekunde) auf das bevorstehende SK hinweist.
Erkennt die Ablaufsteuerung einen signifikanten Abfall im Pegel des Empfangssignals, so erfolgt die Ausgabe eines Roger-Pieps,
dessen Tonhöhe dem Benutzer Auskunft über die Feldstärke der eigenen Aussendung gibt. Weil das nur in SSB sinnvoll ist, wurde der Roger-Piep so ausgelegt, dass er bereits ab einem
CW-Tempo von etwa 85 cpm (17 wpm) nur in langen Pausen ausgesendet wird, bei flottem QSK-Betrieb also eher selten.
Der Sender geht erst in Betrieb, wenn auf der Eingabe über einen
Zeitraum von mindestens einer Sekunde ein Signal mit relativ hoher Feldstärke empfangen wird. Nur wenn beide Bedingungen (Zeitraum UND Feldstärke) erfüllt sind, wird der Sender aktiviert.
Dies verhindert, dass kurze atmosphärische Störungen, etwa Entladungen von Gewittern, den Muplexer ungewollt öffnen. Erst, wenn der TX auf Sendung geht, schaltet der RX auf maximale
Empfindlichkeit. Jedes Signal, das nun den sehr niedrig justierten Pegel der Rauschsperre überschreitet, hält den Muplexer auf Sendung. Da zum Betrieb auch sehr kleine Pegel ausreichen,
kann nach dem Öffnen die eigene Sendeleistung in der Regel erheblich reduziert werden.
f) Ablaufsteuerung
Herzstück des Systems ist die auf einer Europa-Platine
realisierte Ablaufsteuerung, die mit einem Motorola MC68HC05-Prozessor und vorgeschalteten A/D-Wandlern arbeitet. Ein weniger als 2.500 Byte großes Steuerprogramm (Quellcode rund 10
KByte) überwacht permanent die Eingabe, entscheidet über Anliegen und Wegfallen eines Nutzsignals, steuert den Sender, die Bake, den variablen Roger-Piep und die diversen CW-Ausgaben des
Systems. Der Systemtakt liegt bei 4 MHz.
g) Aktuelles und Zukünftiges
Der Muplexer nebst Antennen wurde erstmals am 18.06.2003 auf der Burg Frankenstein aufgebaut.
Die Reichweite ist beachtlich; so ist DMØFS selbst in über 100 Kilometer entfernten Städten wie etwa Idar-Oberstein (JN39pr) oder Giessen an der Lahn (JO40io) noch mit gutem Signal zu
hören und kann problemlos gearbeitet werden.
Bislang wurden über 170 Stationen geloggt. Die meisten QSOs finden in SSB statt, es wurden aber auch CW-, PSK31- und SSTV-Verbindungen
getätigt. Speziell in CW sind gelegentlich, häufig oder sogar ausschliesslich folgende Stationen zu hören: DF7FM, DF9IE, DH4FAH, DH4FAW, DJ2JA, DJ5BF, DK1BN, DK1HO, DK7FC, DL8IJ, DL9OJ
(ohne Anspruch auf Vollständigkeit).
Wegen der dürftigen Signale Richtung Südpfalz wurde am 25.06.2003 die Sendeantenne durchgemessen und etwas höher gesetzt. Diese Aktion hat aber
letztlich wenig gebracht; die in dieser Richtung liegenden Odenwald-Berge sind einfach zu hoch, und dabei wird es auch bleiben. Der NF-Pegel wurde zeitgleich nachjustiert. Als nächste
Aktion wird der marode West-Mast, auf dem die Empfangsantenne hängt, ersetzt werden; eventuell wandert dann auch die Sendeantenne auf den neuen Mast.
Wegen eines RX-Defekts war der
Umsetzer im September 2003 rund 14 Tage abgeschaltet, und anschliessend wegen eines ernsthaften Feuers auf der Burg gleich nochmals einige Tage. Vier Feuerwehren waren im Einsatz, der
Feuer- und Wasserschaden am Gebäude erheblich. Nur einer guten Portion Glück und einer waghalsigen Kletteraktion von Klaus, DF7FM, ist es zu verdanken, dass der Muplexer schon nach kurzer
Zeit wieder QRV war.
h) Mitarbeit
Das Muplexer-Prinzip - und wohl auch der Begriff selbst - gehen auf eine Idee von Klaus Finkenzeller, DL5MCC, zurück. Er betreibt
bereits seit 1985 die nach diesem Prinzip arbeitende Relaisfunkstelle DBØUV in München Pasing.
Wohlwollend und mit Rat und Tat zur Seite standen diesem Projekt in alphabetischer Reihenfolge:
- Klaus Braun, DF7FM - Helmut Knaak, DO9FH - Richard Messerschmidt, OE6MRG
- Martin Schmiedel, DL1IAQ - Volker Winterscheid, DF7IT alias WTØK
Danke auch an zahlreiche weitere OMs, die sich vor oder hinter den Kulissen für das Projekt eingesetzt
und/oder dafür geworben haben.
Erbaut hat und verantwortlich ist:
Peter Pfliegensdörfer, DL8IJ Oberer Klingenberg 4 69469 Weinheim Tel. +49 172 / 890 96 50
Empfangsberichte bitte per eMail ([email protected]) oder einfach eine QSL an DMØFS über das QSL-Büro des DARC schicken.
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