1 Jahr AMSAT-OSCAR 10 in QRP 

Aktivitätsbericht, erschienen im Amsat Journal 1984

Der folgende Bericht soll dokumentieren, daß man mit relativ wenig Aufwand ( an Leistung und Antennen ) am Satellitenfunk über AMSAT-OSCAR 10 aktiv teilnehmen kann. Im QRP-Betrieb ist viel Geduld aufzubringen. Nicht jedes QSO kommt auf Anhieb zustande. Gelegentlich wird man auch von stärkeren Stationen übertönt. Für den Empfang benutze ich einen betagten FT 221 R - anfangs ohne GAS-FET Vorverstärker und eine 6-Element-Yagi horizontal polarisiert. Die Beschränkung auf 6 Elemente ergab sich aus der Leichtbauweise und dem verwendeten Mast. Als Sender benutze ich den FT 780 R mit 10 Watt HF an einer 11-Element-Yagi horizontal polarisiert. 
Die Antennen sind nach Rothammel selbst hergestellt (Messingdraht und Kiefernleisten) und auf einem von Hand drehbaren Mast im Garten in etwa 3m Höhe montiert.   Die Elevation kann ebenfalls von Hand je nach Bedarf geändert werden. Meiner Erfahrung nach ist der Empfangsvorverstärker eines der wichtigsten Elemente in der Ausstattung. Einige laut zu hörende Stationen scheinen darauf zu verzichten, wie nachfolgende Episode zeigt. Am 13.4.84 hatte ich eine Verbindung mit Gene, VE1BB. Auch er arbeitete in 10 Watt in Telegraphie. Wir konnten uns gut lesen und tauschten die Rapporte 559 aus. Anschließend erhielt ich von einer deutschen Station, die mindestens 2 S-Stufen lauter war als mein eigenes Signal den Rapport 319. Gene, der unsere Verbindung mitgehört hatte rief die deutsche Station an, konnte von dieser jedoch nicht aufgenommen werden, während ich seinen Anruf gut mithören konnte. Kommentar: hi hi hi de DK7GL --- hi hi hi de VE1BB. 
Über die mangelnden Informationen zum Start von AMSAT-OSCAR 10 möchte ich hier keine Klagelieder mehr singen. Am 2. Juli 1983 gelang es dann jedenfalls Signale von AMSAT-OSCAR 10 in guter Lautstärke aus Richtung Südost in Orbit 37 aufzunehmen und auf Tonband aufzuzeichnen. Durch die Nachrichten im "satellite status" war nun das anfängliche Informationsdefizit des Amateurs in der "Wüste" ( EH32h äußerste Südwestecke Deutschlands ) ausgeglichen. Das Abhören der Allgemeinen Bake war gerade zu dieser Zeit eine äußerst interessante Tätigkeit, brachte es doch die erforderlichen - über Hörbarkeitszeit, Azimut und Elevation der Antenne- für die folgende Tätigkeit. "HI HI OSCAR 10" wurde zum fast täglichen Hit auf 2m. Für den 6. August 83 war die Inbetriebnahme des Transponders Mode B angekündigt. Der Familienurlaub wurde um 14 Tage verschoben, um am ersten Tag dabei sein zu können. Da die 2m-Bake recht gut zu hören war, sah ich der Betriebsaufnahme zuversichtlich entgegen. 
Um 18.00 UTC ging der Transponder wie angekündigt in Betrieb und damit begann die Enttäuschung. Selbst angestrengtes Hören und aufmerksames Drehen am Empfänger brachte das eigene Signal nicht zum Vorschein. Um den Frequenzversatz des Transponders zu ermitteln stand der Sender auf 435.100 MHz und ich habe versucht +/- Bandmitte das Signal zu finden. Wie das rege Pfeifen auf Bandmitte gezeigt hat, haben vermutlich auch andere Stationen auf diesem Weg ihr Glück versucht. Versuche auf  435.120 MHz und weiter aufwärts führten ebenfalls nicht zum Erfolg. Was bleibt einem anderes übrig, als in diesem Fall erst einmal wieder zum Höramateur zu werden. 
 Das Tonbandgerät wurde vorbereitet um wenigstens auf diese Weise das große Ereignis zu dokumentieren. Ab 19.00 UTC konnte ich Bruchstücke eines QSOs zwischen DK2ZF und OH2XN in CW und ein vollständiges QSO zwischen DJ4ZC OM Karl Meinzer und HB9CAI in SSB aufnehmen. Nach den Stationsbeschreibungen der gut aufnehmbaren Stationen war klar, daß ich selbst wohl kaum oder nur an der äußersten Grenze der Hörbarkeit über den Transponder kommen könnte. 
Nun ich habe es trotzdem noch einmal probiert und siehe da, nach 20.00 UTC waren die ersten Signalfetzen auszumachen. Nachdem nun das eigene Signal geortet war, versuchte ich noch eine Verbindung herzustellen. Die Zeit drängte, denn der Transponder sollte wieder abgeschaltet werden. Um 20.22 UTC kam eine Verbindung mit GI2FHN, Eric, Rapport 339 zustande. 8 Minuten später wurde der Transponder abgeschaltet. 
Ich war sehr glücklich, daß es doch noch mit einem Ersttags-QSO geklappt hatte. Mein Dank gilt OM Eric, GI2FHN, der sich die Mühe gemacht hat , die schwer lesbaren schwachen Signale aufzunehmen und dann auch noch die QSL direkt zu schicken. Am 7.8.83 gelang noch eine Verbindung mit DL3BL, Walter, RST 529. Es ging also und die versprochene Richtantenne mit ca. 20 dB Gewinn ließ neue Hoffnung aufkommen. Doch zunächst "mußte" der Urlaub angetreten werden. Im September war dann die Richtantenne von AMSAT-OSCAR 10 in Funktion. Dies machte sich positiv bemerkbar, denn gleich beim ersten Versuch meldete sich Jack, W1BWG aus Boston als erste DX-Sta-tion über AMSAT-OSCAR 10 für mich ( RST 549 ), K8TL, VE5XU waren die nächsten nordamerikanischen Stationen. Am 1.10. folgte Japan mit JA3MEV, Kazu, in Osaka. Am 17.10.83 waren die ersten SSB-Versuche erfolgreich. DK9WT, Karl-Heinz in Trier mit 53, am 19.10. UA0LFK und UA0LBU beide in Wladiwostok mit 53 bzw. 43. 
Bis heute, 23. August 1984 sind 78 Verbindungen mit der angegebenen Ausrüstung über AMSAT-OSCAR 10 zustande gekommen. Davon 6 in SSB, der Rest in CW. 23 DXCC-Länder wurden erreicht, dabei die Kontinente Nord- und Südamerika, Europa und Asien. Die fehlenden Kontinente wurden zwar schon gehört, waren aber für mein schwaches Signal wegen des großen Andrangs nicht erreichbar. Die USA und Japan sind die häufigsten DX-Länder. Als besonderen Leckerbissen ist ein QSO mit HL1EJ, Park, in Seoul zu erwähnen. Die durchschnittliche Dauer einer Verbindung ist 5 bis 10 Minuten. Aber auch rag - chewing ist in QRP mit DX möglich. So ergab sich ein netter Plausch mit W9TBG, Walt in Schaumburg/Illinois eine halbe Stunde lang in CW. Als QRP-Station ist man darauf angewiesen Funkpartner zu finden, die sich die Mühe machen auch schwache Signale zu lesen und geduldig solange zurückzufragen bis alle Daten 100% aufgenommen sind. Das Erfreuliche ist: es gibt auch diese Amateure noch. Sie machen die Ausübung des Hobbys immer wieder zu einem schönen Erlebnis und lassen den Ärger über die QRO-Stationen, die den Transponder überlasten und auch keine QRP-Tage kennen, wieder vergessen. 

Zum Schluß möchte ich all denen danken, die es uns Normalamateuren ermöglichen aktiv über Satelliten zu arbeiten, insbesondere der Crew von AMSAT-DL, DJ4ZC und seinen Mannen. 

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