Ersatz eines Selengleichrichters in Allstromempfängern

In vielen einfachen Allstromempfängern wurde nach nach dem Kriege im Netzteil eine Einweggleichrichtung mit Selengleichrichter, zwei Elektrolytkondensatoren und (anstelle einer Eisendrossel) ein Widerstand von ca. 2 k verwandt. Die Anodenspannung für die Allstromendröhre (UCL11, UEL51 usw.) wird dabei üblicherweise direkt am Ladekondensator abgenommen. Eine typische Schaltung sah z.B. so aus:


Typisches Allstromnetzteil

Auszug aus Stromlaufplan Elektro-Apparate-Fabrik, Köppelsdorf,  Typ 64/50 GWP
(Anmerkung: Das Symbol für die Diode ist falsch herum eingezeichnet!)

Ein einfacher Ersatz des Selengleichrichters durch eine moderne Siliziumdiode – z.B. 1N4007 – ist nicht empfehlenswert, da über die Siliziumdiode im Gegensatz zu Selengleichrichter de facto kein Spannungsabfall auftritt und folglich das Netzteil höhere Spannungen liefert. Das führt wiederum zu einer Verschiebung des Arbeitspunktes der Röhren, was mit Sicherheit kein Vorteil ist.
Ich habe den Austausch des Selengleichrichters gegen eine 1N4007 (mit parallelgeschalteten spannungsfesten Kondensator von 0,1µF) daher im obigen Gerät rückgängig gemacht, da mir die vom Netzteil gelieferten Spannungen zu hoch waren und außerdem ein nicht zu ignorierendes Netzbrummen auftrat.
Nun zeigt der Super auch beim Betrieb mit dem Selengleichrichter eine ungenügende Unterdrückung des Netzbrummens, es ist unüberhörbar bei Betriebspausen oder kleiner Lautstärke. Das die Ursache eine ungenügende Siebung der Anodenspannung der Endröhre ist, die ja direkt am Ladekondensator abgenommen wird, erkennt man daran, das es auch bei völlig zugedrehtem Lautstärkeregler das 50Hz-Brummen mit unveränderter Lautstärke zu hören ist.
Was liegt also näher, als der Ersatz des Selengleichrichters durch eine Siliziumdiode und Einbau eines zusätzlichen RC-Gliedes? Man schlägt damit "zwei Fliegen mit einer Klappe": über den Widerstand erfolgt ein gewünschter Spannungsabfall verbunden mit einer erheblich verbesserte .Brummkompensation

Allstromnetzteil mit Si-Dioden

Ich habe gegenüber der Ursprungsschaltung die Kapazität der Lade- und Siebkondensatoren erhöht. Bei dieser Schaltung ist keinerlei Netzbrummen bei zugedrehten Lautstärkeregler mehr zu hören. Bei Einbau des neuen Widerstandes ist die Wäremabstrahlung zu berücksichtigen.

Ich möchte hier noch auf die Software "PSU-Designer" auf Duncan's Amp Pages hinweisen, mit dieser Freeware kann man einfache Netzteile gut simulieren. Die Brummspannung an der Endröhre verringert sich danach bei meiner konkreten Schaltung von ca. 8,7V  auf 110mV.

(C) Lutz Höll 06.11.2002

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